Von Adelheid Wedel

Der bekennende Obama-Wähler John Irving lässt sich vor seinem deutschen Publikum über den US-Wahlkampf aus - die "FR" berichtet von der Lesereise des US-Schriftstellers. Außerdem stürzen sich die Feuilletons auf Stefan Raab und sein Vorhaben, einen neuen Polit-Talk in der Fernsehlandschaft zu etablieren.
Zu nur zwei Lesungen kam der amerikanische Autor John Irving nach Deutschland. In München und Frankfurt am Main traf er sein Lesepublikum. Und es blieb nicht aus, dass man auch über die jüngsten Wahlen in seinem Heimatland sprach.

"Die Republikaner hätten die Situation falsch eingeschätzt",

sagte der bekennende Obama-Wähler in der FRANKFURTER RUNDSCHAU.

"Wären sie schlau gewesen",

so Irving,

"hätten sie einen gesellschaftlich liberalen, in Wirtschaftsfragen aber konservativen Kandidaten ins Rennen geschickt. Wer weiß, wie die Wahlen dann ausgegangen wären. In gesellschaftlichen Belangen sei Amerika nicht so weit hinter dem Berg, wie in Europa angenommen werde","

verteidigt er seine Landsleute. Sein gerade bei Diogenes erschienener jüngster Roman "In einer Person" erzählt die Geschichte eines Bisexuellen und

""das passte atmosphärisch ganz gut",

meint Judith von Sternburg. Ein Tabu sei das wohl nicht mehr, berichtete Irving über Amerikas Gegenwart. Nach wenigen Stunden waren die Karten für die Lesung im Frankfurter Schauspielhaus ausverkauft, Viele wollten hören, wie Irving von seinem, wie er selbst sagt,

"perversen Beruf"

berichtet:

"Ich denke mir Leute aus, die Ihnen sympathisch sind. Dann überlege ich, was ihnen alles Schlimmes passieren könnte."

Was alles könnte Stefan Raab mit seinem neuen Polit-Talk passieren? Zunächst Gutes, denn die Feuilletons stürzen sich geradezu auf sein Vorhaben. Am ausführlichsten tun das die Tageszeitung TAZ und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG mit Interviews mit Raab selbst. Man muss schon ein großer Fan des Entertainers sein, wenn das dort Gesagte zur Senderwahl motivieren soll. Die Fakten zum neuen Format sind schnell aufgezählt: vier Politiker und ein Nicht-Politiker diskutieren miteinander. Das wird vom Publikum bewertet, der beliebteste unter ihnen mit der absoluten Mehrheit der Stimmen erhält 100 000 Euro. In der FRANKFURTER RUNDSCHAU stoppt Ernst Elitz noch vor Sendestart die Euphorie. Er schreibt:

"Stefan Raab glaubt, er erfinde den Polit-Talk neu. Irrtum: Das Vorbild lief einst in der ARD."

Elitz meint damit die Sendung "Pro und Contra", die er selbst von 1985 bis 1994 moderierte. In seinem Artikel erwähnt er das

"absolute Gästechaos",

das kurz vor der Sendung durch Absagen entstand und nennt die Grundidee, durchs Diskutieren Geld zu verdienen,

"eine 'Hier gibt’s was zu gewinnen'-Macke der Kommerziellen."

Deutlich ironisch auch sein Kommentar:

"Schon vor dem Start gab Raab den Fernseh-Staatsmann."

Und in der Tat, im Interview in der TAZ strotzt Raab nur so von Selbstbewusstsein.

"Mich reizt eine Aufgabe, wenn alle anderen glauben, dass das nicht geht,"

sagt er. Und:

"Ich habe vor niemandem Angst. Ich mache die Sendung, weil ich da Bock drauf habe. Bei den anderen Talkshows löst eigentlich gar nichts irgendeine Emotion aus."

"Ich kann nur ich"

überschreibt folgerichtig die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG ihr Interview. Und auch hier tönt Raab:

"Ich bin ein total lieber Populist."

Er weiß:

"Das Medium Fernsehen bietet sich fürs-in-die-Tiefe- gehen grundsätzlich nicht an. Meine Redaktion und ich verstehen unseren Job."

Was zu prüfen wäre: am Sonntag 22.45 Uhr auf Pro Sieben.
Am 15. November feiert Daniel Barenboim seinen 70. Geburtstag.

"Das von ihm gegründete West-Eastern-Divan Orchester wird in der ganzen Welt bewundert. In dieser 'Musik-Republik' erarbeiten junge Leute aus Israel und den arabischen Ländern gemeinsam große Werke der Klassik."

Nun, wenige Tage vor Barenboims Geburtstag, geht sein lang gehegter Wunsch in Erfüllung:

"Der Bund baut in Berlin ein Haus für sein Orchester";

es wird die Barenboim-Said-Akademie gegründet, die künftig bis zu 60 Studierenden aus dem arabischen Raum Ausbildungsmöglichkeiten offerieren kann. Frederick Hansen schreibt im TAGESSPIEGEL:

"Damit erhält Berlin ein Projekt von internationaler Strahlkraft, denn außenpolitisch ist es natürlich ein besonderes Signal, wenn die deutsche Hauptstadt Gastgeber für junge Musiker aus den verfeindeten Staaten des Nahen Ostens wird."