Von Adelheid Wedel

Der Rechtswissenschaftler Dieter Grimm äußert sich in der "SZ" zur aktuellen Diskussion um Glaubensfragen und meint: "Nicht jedes religiöse Gebot, nicht jedes religiöse Verhalten muss hingenommen werden." In der "Welt" betrachtet der Kölner Germanist und Sprachforscher Karl-Heinz Göttert die deutsche Sprache als "Einwanderungssprache".
"Was schuldet der Staat der Religion?"

setzt der Rechtswissenschaftler Dieter Grimm in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG die aktuelle Diskussion um Glaubensfragen fort. Er meint:

"Gotteslästerung ist in den meisten westlichen Ländern keine Strafe mehr, doch die Frage, wie weit der Schutz der Religionen in einem säkularen Staat gehen muss, wird nicht nur wegen der Ausschreitungen immer drängender."

Die Quadratur des Kreises heißt vermutlich:

"Der Staat muss dem Glauben Schutz gewähren, aber auch der säkularen Gesellschaft. Denn" [so der Jurist] "nicht jedes religiöse Gebot, nicht jedes religiöse Verhalten muss hingenommen werden."

Sachkundig belegt er, wie es zu Eskalationen von kleineren Konflikten im Schul-, Arbeits- oder Familienrecht kommt, die stellvertretend im größeren Konflikt wurzeln,

"im Verhältnis von göttlicher und weltlicher Ordnung, Meinungsfreiheit und Wahrheit und Geschlechtergleichheit."

Diese Konflikte werden häufig dem Islam angelastet.

"Sie sind aber keineswegs an eine bestimmte Religion gebunden. Fundamentalistische Strömungen gibt es auch im Christentum, im Judentum und selbst im Hinduismus."

Die Antwort auf die blutigen Auseinandersetzungen zwischen den christlichen Konfessionen war der säkulare Staat, der sich mit keiner Religion identifiziert, sondern den verschiedenen Glaubensinhalten gegenüber Neutralität bewahrt.

"Urteile darüber, was der rechte Glaube ist, kommen ihm nicht zu. Bestraft werden" [so sieht es das deutsche Strafgesetzbuch vor] "nur noch Beschimpfungen, die geeignet sind, den öffentlichen Frieden zu stören. Schutzgut des § 166 ist demnach das friedliche Zusammenleben der Gesellschaft, soweit es durch Beschimpfung von Religionen gefährdet ist."

Klare Worte eines Fachmanns, nachzulesen in der Süddeutschen Zeitung.

"Deutsch ist eine Einwanderungsprache"

titelt die Tageszeitung DIE WELT und betrachtet das Thema Integration aus einem besonderen Blickwinkel. Der Kölner Germanist und Sprachforscher Karl-Heinz Göttert belegt die These von der Einwanderungssprache. Er sagt zum Ursprung des Deutschen:

"Germanen? Ja. Aber auch Juden, Slawen und Migranten haben die Geschichte der deutschen Sprache mitgeprägt."

Mit anderen Worten:

"Die deutsche Sprache ist ein Projekt, an dem viele mitgearbeitet haben und eben kein aus germanischen Zeiten überlieferter Schatz, kein Erbe, das gegen Fremde und Fremdes zu bewahren sei. Aus dieser Sicht" [so die Ableitung des Autors] "ergibt sich ja erst, dass jede neue Entwicklung wie heute der Einfluss des Englischen als Kollision, wenn nicht als Katastrophe erlebt wird. Und daraus ergibt sich auch erst jene verfehlte Politik einer Integration, die dem Gast mit dem Unterricht in seiner eigenen statt in der neuen Sprache letztendlich den Zugang zum 'republikanischen Projekt der Gestaltung des gesellschaftlichen Zusammenlebens' bestreitet oder jedenfalls erschwert."

Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG lässt uns an einer Erfolgsgeschichte teilhaben. Sie berichtet:

"In Henrik Ibsens letzter Osloer Wohnung betreibt das norwegische Landesmuseum ein Ibsen-Museum."

Das aber geriet in Gefahr, denn

"der Eigentümer, die Gewerkschaft der Schiffsmaschinisten, hat die Immobilie vor kurzem zum Verkauf ausgeschrieben."

Mindestpreis: umgerechnet 16 Millionen Franken. Über 50 Interessenten haben sich daraufhin gemeldet. Die Ibsen-Herausgeberin Vigdis Ystad

"tadelte das dem Museum drohende Aus als 'nationalen Skandal'."

Aber:

"Über Nacht kaufte der Geschäftsmann und Kunstsammler Christian Ringnes das Anwesen in einer generösen Geste den Schiffsmaschinisten ab."

Und so wird der Nachwelt die Ibsen-Wohnung erhalten bleiben, samt frisch-restaurierter Badewanne des Dichters, die zuvor jahrzehntelang auf einem Bauernhof als Kuhtränke gedient hatte.

"Die eigene Badewanne war damals ein Statussymbol. Zweimal täglich stieg Ibsen in die Wanne, die er kaufte, noch ehe sich der König ein solches Behältnis beschafft hatte."