Von Adelheid Wedel

Es kann sehr schnell gehen, bis das Regime in Syrien stürzt. Das sagt der Künstler Jaber al-Azmeh in der "SZ". Die "FAZ" dokumentiert das Plädoyer des Philosophen Jürgen Habermas' "für eine stärkere Sichtbarkeit religiöser Positionen im öffentlichen Raum".
"Tsunami der Freiheit" -"

unter diese Überschrift stellt Werner Bloch in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG seinen Artikel über regimekritische syrische Künstler. Tsunami der Freiheit heißt auch ein Gemälde von Jaber al-Azmeh. Es zeigt einen Panzer auf einer Düne, der von einer Monsterwelle aus dem Meer hinweggefegt wird.

""Wenn die Syrer demonstrieren,"

erklärt der Künstler,

"dann haken sie sich unter, rufen Slogans und schaukeln mit ihren Körpern vor und zurück wie bei einer gigantischen La-Ola-Welle. Je lauter sie schreien, desto heftiger wogen ihre Körper. Am Ende wird alles von einer einzigen Bewegung hinweggerissen – wie von einer Welle."

Es könnte jetzt alles sehr schnell gehen, bis das Regime stürzt, meinen die Künstler, mit denen Bloch sprach.

"Dann hätte sich die Vision erfüllt, die Jaber al-Azmeh ästhetisch vorweggenommen hat."

Dieses Bild in Rot-Schwarz sei sein Beitrag zur syrischen Revolution, sagt der Künstler. Überhaupt, so lesen wir in der SZ, hat sich Syriens Kunstszene radikal verändert:

"Plötzlich schmeckt diese Kunst bitter, revolutionär, bedingungslos engagiert."

Nicht immer leicht zu verstehen, selbst im Bericht darüber, geben SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG eine Diskussion zwischen dem Philosophen Jürgen Habermas, dem Theologen Friedrich Wilhelm Graf und dem Leiter der Münchner Carl Friedrich von Siemens Stiftung, Heinrich Meier, wieder. Eine wichtige Überlegung an diesem Abend war der Gedanke von Habermas,

"dass es, wo der globale Kapitalismus sich gegenüber politischer Einflussnahme zunehmend verselbständige, vielleicht der Religion bedürfe, um die knappe Ressource Solidarität aufrechtzuerhalten."

Der Philosoph war nach München gekommen, um im Gespräch noch einmal zu erklären, was unter allen seinen Interventionen in den vergangenen Jahren wohl die irritierendste ist:

"das Plädoyer für eine stärkere Sichtbarkeit religiöser Positionen im öffentlichen Raum."

Ein liberaler Staat, so sagte er, sei sehr wohl vereinbar mit starken religiösen Partikularismen. Die FAZ charakterisiert Habermas’ Reden und bemerkt:

"Habermas redet in München kaltblütig. Und doch voller Behutsamkeit. Wie ein guter Chirurg, der nicht mehr weh tun möchte als nötig."

Der Auftritt des 83-jährigen Philosophen bildete den Abschluss einer

"exzellent besetzten Sondervortragsreihe zum Thema 'Politik und Religion#"

in den vergangenen zwei Monaten in der bayerischen Hauptstadt.

Wer Norwegen kennenlernen will, sollte Per Pettersons Bücher lesen.

"Kaum einer kennt die inneren Widersprüche der norwegischen Gesellschaft besser als dieser Bestseller-Autor,"

schreibt Kristina Maidt-Zinke in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Nach den Anschlägen vom vergangenen Jahr verschlug es ihm zunächst die Sprache.

"Als er dann Worte fand, beharrte er darauf, dass hier nicht das Ausrasten eines einsamen Verrückten zur Debatte stand, sondern die grauenvolle Konsequenz eines Denkens, das in Norwegen eine breitere Basis hat, als viele seiner Landsleute, aber auch Skandinavien-Idealisten im Ausland wahrhaben wollen."

Ein Teil der norwegischen Gesellschaft sei von Islamophobie und Fremdenhass, vor allem aber von Gewaltbereitschaft infiziert.

"Wie weiter auf Utöya?"

Fragt voller Sorge die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Am ersten Jahrestag des Massakers gedenkt Norwegen der Opfer.

"Dieses Jahr findet auf der Todesinsel kein Juso-Sommerlager statt."

Normalität wird allerorten angestrebt.

"Am 22. Juli vor einem Jahr verwandelte sich die Insel schlagartig von einem 'lieblichen Ort' in einen 'Ort des Grauens'."

Es ist aber fraglich, ob auf Utöya je wieder Normalität einkehren kann. Die Insel müsse als

"ein Ort der Stille und der Erinnerung"

erhalten bleiben, meinen die einen. Andere sagen:

"Gerade aus Rücksicht auf jene, die ihr Leben opferten, müsse Utöya auch weiterhin ein Ort der politischen Arbeit sein, ja auch der Liebe."