Von Adelheid Wedel
Die "TAZ" macht auf eine Nebenwirkung der Krise in Griechenland aufmerksam: Faschistische Kräfte übernehmen Aufgaben, die der Staat nicht mehr erledigt. Auch in Ungarn bekommen rechte Kräfte zusehends Macht, das schreibt Cathrin Kahlweit in der "SZ" und Ingo Schulz reagiert in der "FR" auf einen Artikel von Martin Mosebach.
In ihrem Montagsbericht aus Griechenland macht die "aktivistisch-künstlerische" Gruppe mit dem Namen "Schwabinggrad Ballett" in der Tagezeitung TAZ auf etwas aufmerksam, wovon bisher kaum Notiz genommen wurde.
Als eine Nebenwirkung der Krise in Griechenland
"übernehmen faschistische Kräfte Aufgaben, die der Staat nicht mehr erledigt. Die Krise hat das soziale Netz durchlöchert, und die Nazis füllen die Lücken,"
berichtet die TAZ.
"Sie verwurzeln sich durch Nachbarschaftsarbeit."
Präzedenzfalls sei der Stadtteil Agios Panteleimonas.
"Dort helfen sie den neuen Armen mit medizinischer Grundversorgung, verteilen Nahrungsmittel, helfen Omas über die Straße oder fahren Notfälle ins Krankenhaus."
Bisher fiel die "Goldene Morgenröte", durch offene Gewalt gegen Migrantinnen, Obdachlose, Sexarbeiterinnen Homosexuelle und Linke auf. Mit der Methode
"der Verbindung von parlamentarischer Strategie und offener Gewalt auf der Straße, wie im jüngsten Wahlkampf geschehen, gelingt es den Neonazis zunehmend faschistische Kriminalität gesellschaftlich zu legitimieren."
Die Kommentatoren geben zu bedenken, "dass die Wahlerfolge der Neonazis" - bei der letzten Wahl erzielten sie sieben Prozent der Stimmen - "die griechische Gesellschaft unvorbereitet zu treffen scheint".
Bemerkenswert aber, dass die Nazis direkt Unterstützung "aus dem Innern der griechischen Polizei bekommen"; das belegen die Ergebnisse in den Wahllokalen, in denen die Polizei wählte: 17 bis 25 Prozent für die "Goldene Morgenröte".
Die Berichterstatter registrieren den Hilferuf aus Athen: Der Kampf gegen die zunehmende faschistische Gewalt sei auch Sache Europas.
In Europa trifft man gleich auf den nächsten Staat, in dem die rechten Kräfte zusehends Macht bekommen.
"In Ungarn huldigt man Miklós Horthy, und auch sonst kommt dort der völkische Nationalismus voran,"
schreibt Cathrin Kahlweit in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Sie berichtet von Elie Wiesel, der jetzt seinen ungarischen Verdienstorden zurückgab. Damit reagierte der Holocaust-Überlebende und Friedensnobelpreisträger
"öffentlich auf einen Geschichtsrevisionismus, der sich im ganzen Land ausbreitet und der die Rehabilitierung präfaschistischer oder antisemitischer Künstler und Staatsmänner nachgerade zu einer 'neuen Mode' werden lässt."
Nach Horthy, Initiator der ersten Judengesetze in Ungarn und mitverantwortlich für die Judendeportationen,
"werden Plätze benannt, Statuen werden für ihn aufgestellt, Lesungen für seine Verdienste veranstaltet."
Premier Orbán, darauf angesprochen, weicht aus:
"Diese Entscheidungen obliegen ausschließlich lokalen Gemeinden. Damit habe die Regierung nichts zu tun und man wolle sich da nicht einmischen."
Unter dem wieder weitverbreiteten Ruf "Nein, niemals" lehnte Horthy den Trianon-Vertrag ab und beharrte zeitlebens auf der Wiederherstellung Großungarns.
Noch am Sonnabend wunderte sich unser Kultur-Presseschauer über die ausbleibende Reaktion auf den Artikel von Büchner-Preisträger Martin Mosebach, mit dem er in der FRANKFURTER RUNDSCHAU darlegte,
"es sei der Kunst und dem sozialen Klima dienlich, Blasphemie unter Strafe zu stellen."
Die gleiche Zeitung kurbelt nun die Diskussion zum Thema selbst an; Ingo Schulze stellt seine Erwiderung in der Montagsausgabe unter die Überschrift:
"Her mit dem Blasphemie-Gesetz!"
Er habe den Artikel von Mosebach "mit Staunen und innerer Bewegtheit gelesen", verrät der Schriftsteller und lobt seinen Kollegen:
"Mosebach vermag so offen wie kühn wie niemand sonst im deutschen Feuilleton einen Bogen von der Religion über die politische Verfasstheit unseres Staates bis hin zur Ästhetik zu schlagen."
Ingo Schulzes Überlegung kann man so zusammenfassen:
"In unserer Gesellschaft, in der Beliebigkeit und Hedonismus Tag für Tag mit Freiheit und Unabhängigkeit verwechselt werden, ist der Ruf nach verbindlichen Richtlinien, die auch durch juristische Konsequenzen robust abgesichert werden, mutig und notwendig und für die Literatur ein Segen."
Das Thema ist wichtig genug, an Meinungen dazu sollte es nicht fehlen.
Als eine Nebenwirkung der Krise in Griechenland
"übernehmen faschistische Kräfte Aufgaben, die der Staat nicht mehr erledigt. Die Krise hat das soziale Netz durchlöchert, und die Nazis füllen die Lücken,"
berichtet die TAZ.
"Sie verwurzeln sich durch Nachbarschaftsarbeit."
Präzedenzfalls sei der Stadtteil Agios Panteleimonas.
"Dort helfen sie den neuen Armen mit medizinischer Grundversorgung, verteilen Nahrungsmittel, helfen Omas über die Straße oder fahren Notfälle ins Krankenhaus."
Bisher fiel die "Goldene Morgenröte", durch offene Gewalt gegen Migrantinnen, Obdachlose, Sexarbeiterinnen Homosexuelle und Linke auf. Mit der Methode
"der Verbindung von parlamentarischer Strategie und offener Gewalt auf der Straße, wie im jüngsten Wahlkampf geschehen, gelingt es den Neonazis zunehmend faschistische Kriminalität gesellschaftlich zu legitimieren."
Die Kommentatoren geben zu bedenken, "dass die Wahlerfolge der Neonazis" - bei der letzten Wahl erzielten sie sieben Prozent der Stimmen - "die griechische Gesellschaft unvorbereitet zu treffen scheint".
Bemerkenswert aber, dass die Nazis direkt Unterstützung "aus dem Innern der griechischen Polizei bekommen"; das belegen die Ergebnisse in den Wahllokalen, in denen die Polizei wählte: 17 bis 25 Prozent für die "Goldene Morgenröte".
Die Berichterstatter registrieren den Hilferuf aus Athen: Der Kampf gegen die zunehmende faschistische Gewalt sei auch Sache Europas.
In Europa trifft man gleich auf den nächsten Staat, in dem die rechten Kräfte zusehends Macht bekommen.
"In Ungarn huldigt man Miklós Horthy, und auch sonst kommt dort der völkische Nationalismus voran,"
schreibt Cathrin Kahlweit in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Sie berichtet von Elie Wiesel, der jetzt seinen ungarischen Verdienstorden zurückgab. Damit reagierte der Holocaust-Überlebende und Friedensnobelpreisträger
"öffentlich auf einen Geschichtsrevisionismus, der sich im ganzen Land ausbreitet und der die Rehabilitierung präfaschistischer oder antisemitischer Künstler und Staatsmänner nachgerade zu einer 'neuen Mode' werden lässt."
Nach Horthy, Initiator der ersten Judengesetze in Ungarn und mitverantwortlich für die Judendeportationen,
"werden Plätze benannt, Statuen werden für ihn aufgestellt, Lesungen für seine Verdienste veranstaltet."
Premier Orbán, darauf angesprochen, weicht aus:
"Diese Entscheidungen obliegen ausschließlich lokalen Gemeinden. Damit habe die Regierung nichts zu tun und man wolle sich da nicht einmischen."
Unter dem wieder weitverbreiteten Ruf "Nein, niemals" lehnte Horthy den Trianon-Vertrag ab und beharrte zeitlebens auf der Wiederherstellung Großungarns.
Noch am Sonnabend wunderte sich unser Kultur-Presseschauer über die ausbleibende Reaktion auf den Artikel von Büchner-Preisträger Martin Mosebach, mit dem er in der FRANKFURTER RUNDSCHAU darlegte,
"es sei der Kunst und dem sozialen Klima dienlich, Blasphemie unter Strafe zu stellen."
Die gleiche Zeitung kurbelt nun die Diskussion zum Thema selbst an; Ingo Schulze stellt seine Erwiderung in der Montagsausgabe unter die Überschrift:
"Her mit dem Blasphemie-Gesetz!"
Er habe den Artikel von Mosebach "mit Staunen und innerer Bewegtheit gelesen", verrät der Schriftsteller und lobt seinen Kollegen:
"Mosebach vermag so offen wie kühn wie niemand sonst im deutschen Feuilleton einen Bogen von der Religion über die politische Verfasstheit unseres Staates bis hin zur Ästhetik zu schlagen."
Ingo Schulzes Überlegung kann man so zusammenfassen:
"In unserer Gesellschaft, in der Beliebigkeit und Hedonismus Tag für Tag mit Freiheit und Unabhängigkeit verwechselt werden, ist der Ruf nach verbindlichen Richtlinien, die auch durch juristische Konsequenzen robust abgesichert werden, mutig und notwendig und für die Literatur ein Segen."
Das Thema ist wichtig genug, an Meinungen dazu sollte es nicht fehlen.