Von Adelheid Wedel
Auch die Feuilletons befassen sich mit dem Führungswechsel in der SPD. Die "FAZ" kommt zu der Feststellung, die SPD sei "eine surrealistische Partei". Die "FR" hingegen zeigt Mitleid mit Ex-Parteichef Kurt Beck. Außerdem: Im "Tagesspiegel" spricht Regisseur Christoph Schlingensief über seine Krebserkrankung.
"Zeiten ändern sich, Banken verschwinden, Traditionsmarken geben auf, und auch Parteien sind schnell ins Archiv verwiesen."
Diese Schreckensaussicht ist in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG in einem Kommentar zu den jüngsten Veränderungen in der Führungsriege der SPD zu lesen. Nils Minkmar spart nicht an Kritik, nennt die SPD "eine surrealistische Partei" und schreibt auf, was ihn an dieser Partei zurzeit stört:
"Diese dauernde Illusion, als wäre die Agenda 2010 die Rettung des Landes und ihre partielle Außerkraftsetzung, aber auch als wäre eine Ächtung der Linkspartei ebenso geboten wie die Zusammenarbeit mit ihr, diese Nummer nervt."
Über Deutschlands Grenzen hinaus sehend, fragt er:
"Warum bieten Parti Socialiste und New Labour derzeit exakt das gleiche jämmerliche Bild wie unsere Sozialdemokraten?"
Und er hat eine ganze Liste von Empfehlungen für die SPD. "Ausprobieren, Risiken eingehen, neue Formen entwickeln so wie es die neue Arbeitswelt längst von jedem Beschäftigten verlangt – das ist auch einer Partei zuzumuten", meint Minkmar. Und weiter:
"Die Rekrutierungswege für den politischen Nachwuchs gehören überprüft, die sozialen Kontakte zwischen Amtsinhabern und anderen sozialen und kulturellen Akteuren müssen intensiviert werden, und wenn ein Parteivertreter etwas sagt, dann muss sich das zeitgemäß anhören. Ach ja, es sollte auch stimmen. Lieber stammelnd Ratlosigkeit eingestehen als flott lügen."
Das wären u.a. die Ratschlägen für die SPD in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG.
Die Tageszeitung DIE WELT arbeitet die innere Zerrissenheit der SPD historisch auf, mit einem besonderen Augenmerk auf die Weimarer Republik.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU hingegen zeigt Mitleid mit dem scheidenden Parteivorsitzenden Kurt Beck:
"Aus allen Medien trafen ihn die Pfeile aus Hohn und Spott ins politische Fleisch, wogegen die Marter des Heiligen Sebastian das reinste Vergnügen gewesen sein muss."
Auch sie fragt:
"Woran liegt es, dass die SPD in allen Meinungsumfragen so schlechte Werte erhält?"
Ihre etwas verwirrende Antwort darauf:
"Es liegt daran, dass die SPD an dem schwankenden Grundsatz oder sagen wir: an dem alten Hut, festhält, der soziale Gerechtigkeit heißt."
In die Überschrift setzt die Zeitung den Nachsatz: "Das muss sie auch."
Im Interview im TAGESSPIEGEL spricht Regisseur Christoph Schlingensief sehr offen über seine Krebserkrankung. Die Uraufführung der Walter-Braunfels-Oper "Szenen aus dem Leben der Heiligen Johanna" an der Deutschen Oper in Berlin konnte er nur vom Krankenhausbett aus beobachten. Jetzt inszeniert er in Duisburg ein Fluxus-Oratorium für die Ruhr-Triennale. "Es ist eine Rückkehr ins Ruhrgebiet, und es tut mir gut", sagt der in Oberhausen geborene Schlingensief, der sich kritisch mit seiner Krankheit auseinandersetzt:
"Ich bin nicht verbittert, aber ich bin beleidigt. Die Krankheit hat mich beleidigt in meinem Glauben an die guten Dinge, die ich getan habe."
Er sei jetzt glücklich, dass er wieder arbeiten und denken kann und, das gibt er zu bedenken:
"Man muss Krebskranken Mut machen. Man braucht Selbstbewusstsein, man will wieder gern gesehen werden, auch wenn man ein Bein oder die Haare oder den Glauben verloren hat."
An seinem 100. Geburtstag erinnern die FRANKFURTER RUNDSCHAU und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG an den italienischen Schriftsteller Cesare Pavese. "Mit seinen Essays und Übersetzungen leistete Pavese Pionierarbeit und wurde zum Entdecker Amerikas. Amerika, das war eine elektrisierende Antithese zum faschistischen Italien", schreibt die "Frankfurter Rundschau". Die "Süddeutsche Zeitung" informiert darüber, dass sein in Turin spielender Roman "Die einsamen Frauen" in neuer Übersetzung im ClaasenVerlag erscheint und liefert sogleich eine Rezension dieses Werkes. "Arbeit und Einsamkeit, das waren zwei Bestandteile seiner Existenz." Und er verachtete Materialverschwendung. Auch das bezeugt dieser Roman: "Es ist daran nichts Überflüssiges."
Diese Schreckensaussicht ist in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG in einem Kommentar zu den jüngsten Veränderungen in der Führungsriege der SPD zu lesen. Nils Minkmar spart nicht an Kritik, nennt die SPD "eine surrealistische Partei" und schreibt auf, was ihn an dieser Partei zurzeit stört:
"Diese dauernde Illusion, als wäre die Agenda 2010 die Rettung des Landes und ihre partielle Außerkraftsetzung, aber auch als wäre eine Ächtung der Linkspartei ebenso geboten wie die Zusammenarbeit mit ihr, diese Nummer nervt."
Über Deutschlands Grenzen hinaus sehend, fragt er:
"Warum bieten Parti Socialiste und New Labour derzeit exakt das gleiche jämmerliche Bild wie unsere Sozialdemokraten?"
Und er hat eine ganze Liste von Empfehlungen für die SPD. "Ausprobieren, Risiken eingehen, neue Formen entwickeln so wie es die neue Arbeitswelt längst von jedem Beschäftigten verlangt – das ist auch einer Partei zuzumuten", meint Minkmar. Und weiter:
"Die Rekrutierungswege für den politischen Nachwuchs gehören überprüft, die sozialen Kontakte zwischen Amtsinhabern und anderen sozialen und kulturellen Akteuren müssen intensiviert werden, und wenn ein Parteivertreter etwas sagt, dann muss sich das zeitgemäß anhören. Ach ja, es sollte auch stimmen. Lieber stammelnd Ratlosigkeit eingestehen als flott lügen."
Das wären u.a. die Ratschlägen für die SPD in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG.
Die Tageszeitung DIE WELT arbeitet die innere Zerrissenheit der SPD historisch auf, mit einem besonderen Augenmerk auf die Weimarer Republik.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU hingegen zeigt Mitleid mit dem scheidenden Parteivorsitzenden Kurt Beck:
"Aus allen Medien trafen ihn die Pfeile aus Hohn und Spott ins politische Fleisch, wogegen die Marter des Heiligen Sebastian das reinste Vergnügen gewesen sein muss."
Auch sie fragt:
"Woran liegt es, dass die SPD in allen Meinungsumfragen so schlechte Werte erhält?"
Ihre etwas verwirrende Antwort darauf:
"Es liegt daran, dass die SPD an dem schwankenden Grundsatz oder sagen wir: an dem alten Hut, festhält, der soziale Gerechtigkeit heißt."
In die Überschrift setzt die Zeitung den Nachsatz: "Das muss sie auch."
Im Interview im TAGESSPIEGEL spricht Regisseur Christoph Schlingensief sehr offen über seine Krebserkrankung. Die Uraufführung der Walter-Braunfels-Oper "Szenen aus dem Leben der Heiligen Johanna" an der Deutschen Oper in Berlin konnte er nur vom Krankenhausbett aus beobachten. Jetzt inszeniert er in Duisburg ein Fluxus-Oratorium für die Ruhr-Triennale. "Es ist eine Rückkehr ins Ruhrgebiet, und es tut mir gut", sagt der in Oberhausen geborene Schlingensief, der sich kritisch mit seiner Krankheit auseinandersetzt:
"Ich bin nicht verbittert, aber ich bin beleidigt. Die Krankheit hat mich beleidigt in meinem Glauben an die guten Dinge, die ich getan habe."
Er sei jetzt glücklich, dass er wieder arbeiten und denken kann und, das gibt er zu bedenken:
"Man muss Krebskranken Mut machen. Man braucht Selbstbewusstsein, man will wieder gern gesehen werden, auch wenn man ein Bein oder die Haare oder den Glauben verloren hat."
An seinem 100. Geburtstag erinnern die FRANKFURTER RUNDSCHAU und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG an den italienischen Schriftsteller Cesare Pavese. "Mit seinen Essays und Übersetzungen leistete Pavese Pionierarbeit und wurde zum Entdecker Amerikas. Amerika, das war eine elektrisierende Antithese zum faschistischen Italien", schreibt die "Frankfurter Rundschau". Die "Süddeutsche Zeitung" informiert darüber, dass sein in Turin spielender Roman "Die einsamen Frauen" in neuer Übersetzung im ClaasenVerlag erscheint und liefert sogleich eine Rezension dieses Werkes. "Arbeit und Einsamkeit, das waren zwei Bestandteile seiner Existenz." Und er verachtete Materialverschwendung. Auch das bezeugt dieser Roman: "Es ist daran nichts Überflüssiges."