von Adelheid Wedel

Über den Einzug Hitlers bei Madame Tussaud in Berlin schreibt die "Welt". Die "Süddeutsche Zeitung" druckt Martin Walsers Rede vor der Bayerischen Akademie in München. Und überregionale Zeitungen berichten über den Streit um den Bau der Waldschlösschenbrücke in Dresden.
"Bei Madame Tussaud ist Hitler bestens aufgehoben. "

Das jedenfalls ist die Meinung von Rolf Schneider in der Tageszeitung DIE WELT. Nach einer kurzen Replik auf Entstehung und Verbreitung der Wachsfigurenkabinette nach 1835 und der Informationen, dass an diesem Sonnabend die nunmehr siebente Dépandance des Londoner Stammhauses in Berlin eröffnet wird, argumentiert er für den Wachshitler:

"Die Abbilder von Monstern, Verbrechern und Mördern gehört zu den Grundlagen der Ceroplastik, nicht anders als die Abbildung von Prominenten. Ihre kulturgeschichtliche Genese versieht Wachsfiguren mit dem Duft von Schauerromantik, Monstrosität und Lächerlichkeit. Alles dies gehört zu Hitler."

Rolf Schneider widerspricht damit jenen, die das Ausstellen einer Hitlerwachsfigur in Berlin als einen Skandal bezeichnen. Gekürzt, aber dennoch eine ganze Zeitungsseite einnehmend, veröffentlicht die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG jene Rede Martin Walsers, die der Schriftsteller auf der öffentlichen Jahressitzung zum 60-jährigen Bestehen der Bayerischen Akademie in München hielt. Der Zeitgeist war sein Thema und es verführte Walser zu so kompakten Vergleichen wie:

"Der Zeitgeist wohnt eine Etage höher als die Meinung. Die Meinung stammt noch aus Erfahrung. Der Zeitgeist stammt nur noch aus Meinungen. Jede dieser Meinungen musste einmal Recht haben. So ist, könnte man sagen, der Zeitgeist die Superstruktur des Rechthabens."

Daraus schlussfolgert Walser:

"Aber, und das wäre, wenn es stimmt, das Entscheidende: Jeder, der eine Meinung formuliert, lässt alles weg, was dieser Meinung widerspräche. Jeder weiß mehr, als er sagt. Wenn das so ist, könnte man die Meinung die Marktform des Gedankens nennen. Und der Zeitgeist liefert die Karosserie."

Das war nur eine der höchst vergnüglichen Gedankenketten aus Walsers Rede, die man in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG nachlesen kann. Auch diese - man möchte meinen jahrhundertealte - Weisheit findet man dort von Walser auf den Punkt gebracht:

"Keine Moral, die nicht ihre eigene Heuchelei produziert. Und dafür sorgt immer der Zeitgeist."

Eine Behauptung zunächst, die Walser aber mit Beispielen aus Politik und Wirtschaft auffüllt.

Dresden und sein unglückliches Bauvorhaben, die Waldschlösschenbrücke, sind noch einmal Thema ebenfalls in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Die stellt sich hinter die Entscheidung der UNESCO in Quebec, in der es bekanntermaßen um einen Aufschub der Aberkennung des Weltkulturerbetitels geht. Die Stadt hat noch einmal eine Frist bekommen, verbunden mit der eindeutigen Forderung, den Brückenbau einzustellen.

"Der kulturpolitische Schaden, der durch die Abqualifizierung des Elbtals angerichtet würde, ist immens, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Nicht nur, dass die Stadt Dresden, die mit dem Wiederaufbau ihrer großartigen Kulturmonumente die Welt zum Staunen gebracht hat, dem Gespött der Welt anheimfallen würde, auch der Freistaat Sachsen würde viel von seinem kulturellen Ansehen verlieren," ja man müsste "das Land Sachsen eigentlich kulturell für unmündig erklären."

Das klingt dann schon fast etwas drohend, widerspiegelt aber die deutschlandweite Empörung über die verschleppte Entscheidung in Dresden.
Barack Hussein Obama - "kann ein Mann solchen Namens überhaupt amerikanischer Präsident werden?," fragt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG und bezieht sich damit auf eine unglaubliche Aktion in den USA.

Dieser zweite Vorname des Präsidentschaftskandidaten genügt seinen Gegnern, ihn als Muslim oder sogar als Terroristen zu identifizieren. Jeder zehnte Amerikaner hält den überzeugten Christen für einen Muslim. Nun haben seine Fans zu einer ungewöhnlichen Taufaktion aufgerufen, hunderte nennen sich neuerdings "Hussein". Man könnte es für einen verspäteten Aprilscherz halten, aber:

"Obamas Geburtstag, der 4. August, wurde zum Tag der Husseinschaft erklärt. Und die Bewegung gewinnt weiter an Schwung."