Von Adelheid Wedel

Die "taz" gibt uns den Sammelbegriff der "Literatur der neuen sozialen Härte" an die Hand, in der "Frankfurter Rundschau" spricht Buchmesse-Chef Jürgen Boos über die Zusammenarbeit mit China fürs kommende Jahr und "Die Welt" stellt sich die Frage, ob die Sendung ML - Mona Lisa überhaupt noch zeitgemäß ist.
"Das Leben der Armen hat die deutsche Literatur seit je wenig interessiert", zu diesem Ergebnis kommt ein Buch, das die Tageszeitung die TAZ vorstellt. "Reformen und Abstiegsängste lassen jetzt neue Formen und Genres entstehen", lesen wir weiter und erhalten auch einen Sammelbegriff für das Entstehende: Literatur der neuen sozialen Härte und Sozialstriptease.

Die Germanistik hat sich mit diesem Phänomen in dem Sammelband "Ökonomien der Armut" beschäftigt, erschienen im Fink Verlag München. Das Buch, herausgegeben von Elke Brüns, betrachtet zum Beispiel die Einsicht der Dichter in ökonomische Strukturen, zeigt prekäre Existenzen unter den Autoren des 20. Jahrhunderts auf und macht öffentlich, wie zur Schau gestellte Armut mittlerweile zum Instrument des Selbst-Marketings geworden ist. Alles in allem sei der Band "ein Indiz für ein neues kulturwissenschaftlich motiviertes Interesse am Verhältnis zwischen Arbeit und Kapital im Bereich der kulturellen Produktion", resümiert die TAZ.

Wie das praktisch aussehen kann, dafür gibt das Berliner Theater HAU ein Beispiel. Dort steht das Verhältnis von Theater und Ökonomie im Zentrum des gegenwärtigen Festivals "Palast der Projekte". Alle eingeladenen oder eigens hergestellten Produktionen forschen zu diesem Thema, als Stück, als Performance, als Filmvortrag oder Symposium. Darüber und über die ersten beiden Vorstellungen berichtet die BERLINER ZEITUNG.

In der FRANKFURTER RUNDSCHAU erörtert Buchmesse-Chef Jürgen Boos, noch einmal ausführlich seine Vorstellung von der Zusammenarbeit mit China, das im Oktober 2009 Ehrengast in Frankfurt sein wird. Die etwas skeptischen Fragen von Arno Widmann beantwortet er mit größter Gelassenheit:

"Was wir erreichen wollen durch den Auftritt Chinas ist einerseits zu zeigen, was dort passiert in der Literatur, in der Kulturszene, also auf offizieller Seite. Das Schöne bei Literatur ist andererseits aber: Sie ist nicht auf einen Nenner zu bringen mit der Linie einer Regierung, mit Politik. Es schwingt immer die Subkultur mit, die in China eine viel größere Rolle spielt, als wir im Westen denken. Die Buchmesse ist keine regierungstreue Plattform, sondern eine, auf der die Vielfalt der chinesischen Kultur weltweit stattfinden soll."

Die Tageszeitung DIE WELT fragt mit kritischem Unterton: "Ist das ZDF-Frauenmagazin Mona Lisa überhaupt noch zeitgemäß?" Seit 20 Jahren ist ML auf Sendung. Antje Hildebrandts Resümee fällt wenig positiv aus. Zwar räumt sie ein, dass sich der Fokus der Sendung verschoben hat von den ausschließlichen Frauenthemen hin zu Themen, die Sie und Ihn ansprechen. Und tatsächlich, inzwischen erreicht Mona Lisa mit 42 Prozent beinahe genauso viele Männer wie Frauen. Aber, so wird die erste Mona-Lisa-Chefin Maria von Welser zitiert, die Dauerbrenner von einst seien heute noch dieselben: ungleiche Bezahlung von Frauen, zu wenig Frauen in den Führungsetagen. Die Zeitung kommentiert:

"Es gibt also noch viel zu tun, doch ’Mona Lisa’ packt es nicht an. Zwar versichert Redaktionsleiterin Barbara Dickmann, die Sendung habe sich einen emanzipatorischen Impetus bewahrt. Doch Spurenelemente davon findet man nur noch im Internet."

Für eine Einschätzung ist es im nächsten Fall noch zu früh, denn die Zeitschrift "Humanglobaler Zufall" hat erst an diesem Montag Verkaufspremiere. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG informiert über das Heft und seinen jungen Chef Dennis Buchmann, der sich als Noch-Student an einem Ideenwettbewerb des Springer-Verlages beteiligte, gewann und sich kurz darauf mit einer halben Million Startkapital seinen Traum erfüllen konnte: ein eigenes Magazin.

Die FAZ nennt es ein "lesenswertes Experiment: ’Humanglobaler Zufall’ behandelt als erste deutsche Zeitschrift die Globalisierung nicht als abstraktes Phänomen, sondern macht sie durch die Menschen und ihre weltweiten Beziehungen begreifbar." Das Prinzip ist einfach. Ein Mensch wird vorgestellt, der kennt einen, der wiederum einen kennt und rund um den Globus so weiter und weiter.