Von Adelheid Wedel

In der FAZ macht sich der Mannheimer Professor Axel W. Bauer Gedanken um die Zukunft des Embryonenschutzes angesichts der bevorstehenden Änderung des Stammzellgesetzes. Die "Frankfurter Rundschau" stellt ein neues Buch zu 68 vor, während sich die "Süddeutsche" fragt, warum die 68er eigentlich so verteufelt werden. In der "Welt" verteidigt der Chef der Frankfurter Buchmesse, Jürgen Boos, die Entscheidung, dass China Gastland der Messe 2009 wird.
"Wenn der Stichtag fällt, ist der Embryonenschutz nicht zu halten."

Auf diese Wechselwirkung macht der Mannheimer Professor Axel W. Bauer in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG aufmerksam.

"Wir stehen vor einem biopolitischen Kurswechsel, mit erheblichen Folgen für den Schutz des frühen menschlichen Lebens", schreibt der Wissenschaftler.

Der Bundestag stimmt an diesem Freitag darüber ab, ob die im Jahr 2002 festgelegte Stichtagsregelung für den Stammzellen-Import, verändert oder gänzlich aufgehoben werden soll. Es geht also bei der Verschiebung des Stichtages in Wahrheit um einen Dammbruch beim Embryonenschutz. "Diese weitreichenden Konsequenzen sollten sich die Politikerinnen und Politiker vor Augen führen", empfiehlt Axel W. Bauer, der auch Mitglied des Deutschen Ethikrates ist. Seine Warnung:

"Rationalität und Moral drohen gleichermaßen auf der Strecke zu bleiben, wenn haltlose Heilsversprechen systematisch verbreitet werden", und damit für den Wegfall oder die Verschiebung des Stichtages geworben wird.

Das 68er Jubiläum ruft eine große Schar von Diskutanten auf und hat Erinnerungslektüre noch und noch initiiert. Ein neues Buch zum Thema stellt die FRANKFURTER RUNDSCHAU vor: "Rebellion und Wahn" von Peter Schneider, erschienen bei Kiepenheuer und Witsch. Nach einem versteckten Vorwurf wegen des häufigen Gebrauchs des Wortes "ich" hat Stephan Hebel viel Lob für den Autor. Er nennt Schneiders Buch "das vielleicht glaubwürdigste unter all den Deutungsversuchen zu 68: Weil er sich selbst in der Geschichte sieht, sich selbst als großmäuliger Kämpfer und kleinmütiges Würmchen zugleich, entgeht er sowohl der Idealisierung als auch der pauschalen Verurteilung".

Aber Schneider bewegt sich im Mainstream, denn man spüre auch bei ihm die Scham über die totalitären Züge der Bewegung. Peter Schneider wird aber ein differenziertes Urteil bescheinigt, "weil er dem eigenen Befreiungsdrang von damals die Sympathie ebenso wenig verweigert, wie seinem besseren Wissen von heute".

In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG macht sich Franziska Augstein darüber Gedanken, "warum 1968 eigentlich so verteufelt wird". Sie stellt fest:

"So wie schon 1998 anlässlich des 30. Jahrestages auf die Achtundsechziger geschimpft wurde, kann man es auch jetzt wieder erleben."

Das gleichbleibende Verdikt laute:

"1968 hat der Gesellschaft mehr geschadet als gut getan."

Bemerkenswerterweise kamen die 68er vor zehn Jahren noch weniger gescholten davon, schreibt die Autorin.

"Erst nach dem Fall der Mauer suchten viele Politiker und Publizisten zu belegen, dass die neue Bundesrepublik zumindest idealiter schon seit dem Ende des Krieges existiert. Da störten die Achtundsechziger, die auf die schwer erträglichen Seiten von Adenauers Bundesrepublik aufmerksam gemacht hatten."

Wer heute 1968 für eine im großen und ganzen nützliche und für die Liberalisierung der Gesellschaft hilfreiche Zäsur halte, der opponiere gegen die modische Ansicht, derzufolge die Geschichte der Bundesrepublik eine geradlinig verlaufende Erfolgsgeschichte darstelle, meint Franziska Augstein.

2009 wird China Ehrengast der Frankfurter Buchmesse sein. Zu dieser Entscheidung steht Messe-Chef Jürgen Boos auch nach den derzeitigen Unruhen dort. In der Tagezeitung DIE WELT sagt er:

"Bevor wir China einluden, war uns klar, dass wir damit eine kulturelle Präsentation eines politisch umstrittenen Landes haben werden. Die Buchmesse ist eine Gelegenheit, auf die Kultur und die Kulturindustrie eines Landes ein Schlaglicht zu werfen - und dabei auch die Schatten zu zeigen."

Von 1991 bis 2001, in diesen schwierigen Jahren, war Thomas Langhoff Intendant des Deutschen Theaters in Berlin. Zu seinem 70. Geburtstag feiern ihn die Feuilletons als einen Großen seines Fachs, der "Theater für verwundete Seelen" mache, steht im TAGESSPIEGEL. Demnächst inszeniert er in Athen Heiner Müllers "Philoktet", ein Stück über die Macht der Politik. Das müsse Langhoff liegen, "denn das Leben selbst hat es ihm auf den Leib geschrieben", schreibt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.