Von Adelheid Wedel

Die "Frankfurter Rundschau" berichtet von der Entstehung des ersten Museums der verfolgten Künste in Deutschland. Zugleich schreibt sie über einen möglichen Stasi-Mitarbeiter bei der "Berliner Zeitung". Die "Welt" kommentiert einen möglichen Prozess gegen den türkischen Verleger von Richard Dawkins' "Der Gotteswahn". Und die "Berliner Zeitung" sieht die Potsdamer Aufführung der "Satanischen Verse" als misslungen an.
"Im Bergischen Land entsteht Deutschlands einziges Museum der verfolgten Künste", schreibt die FRANKFURTER RUNDSCHAU. Im Museum Baden, das Deutschlands Museum der verfolgten Künste werden möchte, ist jetzt die Sammlung Jürgen Serke ausgestellt. Serke hatte 1977 mit seinem Buch "Die verbrannten Dichter" "einer Generation die Augen für die Unterschiedlichkeit derer, die von den Nazis in die Emigration getrieben wurden", geöffnet. 1982 veröffentlichte er als nächstes "Die verbannten Dichter" über die von den kommunistischen Regimes ausgewiesenen Autoren. Lebenszeugnisse der verfolgten Dichter bilden nun den Bestand des Museums, das "sich nicht nur als Pflegerin des Erbes sieht, sondern das seinen Beitrag leisten möchte, dass dieses Erbe nicht täglich größer wird", kommentiert Arno Widmann in der FRANKFURTER RUNDSCHAU und:

"In Deutschland sollen die freie Meinungsäußerung, Kunst und Wissenschaft nicht wieder verfolgt werden. Warum aber gibt es ein solches Museum nicht in Berlin oder in anderen großen Städten?"

Fragt der Autor und:

"Warum hat es bis 2008 gedauert, bis ein solches Museum entstehen konnte?"

Das nun sei ein Anfang, der Hoffnung mache auf eine Auseinandersetzung mit dem 20. Jahrhundert, die uns helfen soll, im 21. Jahrhundert das Richtige oder doch wenigstens das weniger Schreckliche zu tun. Darum "ab nach Solingen", empfiehlt Arno Widmann.

"Im langen Schatten der Stasi" sieht die FRANKFURTER RUNDSCHAU die "Berliner Zeitung". Dort ist ein zweiter Fall von Stasi-Mitarbeit eines Redakteurs bekannt geworden. Nun plant die Zeitung, alle Redakteure erneut überprüfen zu lassen. Der TAGESSPIEGEL zitiert den Chefredakteur der Berliner Zeitung Josef Depenbrock:

"Wir können nicht dulden, dass solche Fälle den Ruf unserer Zeitung und das Vertrauen unserer Leser schädigen"."

Auch die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG berichtet über den Fall und spricht von einer anstehenden "Stunde der Prüfung". Nun hole die Stasi-Vergangenheit der Journalisten Thomas Leinkauf und Ingo Preißler die Redaktion ein.

""Mit seinem Buch 'Der Gotteswahn' macht sich Richard Dawkins lustig über Glauben jedweder Art. Das Werk ist eine vehemente Apologie des Atheismus und stellt Religion als 'Unsinn' und schädlich dar."

Das ist in der Tageszeitung DIE WELT zu lesen. Nun wurde dieses Buch des britischen Autors in der Türkei gedruckt. Nicht folgenlos, wie man sich denken kann. Der Verlag wurde nach Artikel 216 des Strafgesetzbuches wegen "Aufhetzung des Volkes zum Hass und Angriffe gegen Heilige Werte" angeklagt. Ungeachtet dessen wurde das Buch jetzt bereits in der 6. Auflage gedruckt.

"Es ist die Empörung der Frommen, die die Atheisten-Bibel zum Bestseller macht."

Die Richter tun sich schwer mit einem Prozess, vorerst wurde er auf den 4. April verschoben. Seit der gescheiterten Anklage gegen Orhan Pamuk will man in der Türkei möglichst keine berühmten Schriftsteller mehr verurteilen, gibt der angeklagte Verleger zu bedenken, der ansonsten Kinderbücher druckt und sich nun über die Kontroverse freut: "Prima Werbung und alles kostenlos", sagt er.

Glaubensfragen auch im Theater: Die Potsdamer Premiere der "Satanischen Verse" von Salman Rushdie war von viel Aufregung begleitet, von der "gefährlichsten Premiere" war die Rede. "Diese Erwartungen wurden zum Glück enttäuscht", schreibt die BERLINER ZEITUNG und fragt:

"Stellen die Satanischen Verse eine moderne Faust II Variante dar, wie es Hausherr Uwe Eric Laufenbergs Gesamtkonzept behauptet? Höchstens auf sehr vergröberter Ebene. Denn auch diese hemdsärmelige Inszenierung zündet vier Stunden lang lauter Nebelbomben, schindet Eindruck, tut bedeutend, surft dabei jedoch unbedarft auf der Textoberfläche herum."

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU hingegen lobt das Unternehmen grundsätzlich:

"Auch wenn erst nächste Inszenierungen diesen Stoff für die Bühne wirklich nutzen werden, wird es doch Laufenberg bleiben, der ihn dorthin geholt hat."