Von Adelheid Wedel
Zum 100. Geburtstag von Claus Graf Stauffenberg nähern sich die Feuilletons aus unterschiedlichen Blickwinkeln dem Helden des 20. Juli. Die "Zeit" publiziert ein Interview mit Salomon Korn, Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland. Die "Berliner Zeitung" beglückwünscht Daniel Barenboim zu seinem 65. Geburtstag.
Claus Graf Stauffenberg ist, in diesem Jahr seines 100. Geburtstages, wie nie im Blickfeld der Öffentlichkeit. Am Donnerstag, dem eigentlichen Geburtstag, nähern sich die Feuilletons aus unterschiedlichen Blickwinkeln dem Helden des 20. Juli. Der Autor der unlängst erschienenen George-Biografie, Thomas Karlauf, geht in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG den geistigen Wurzeln für dieses Attentat auf Hitler nach:
" die außergewöhnliche Bedeutung des Dichters Stefan George. Verschwörung, Umsturz, Staatsstreich gehörten zu den zentralen Vorstellungen seines Weltbildes, die Tat war eine der wichtigsten Metaphern seines Dichtens. In diesem Ethos hat George seine jungen Freunde erzogen und ihnen als Losung mit auf den Weg gegegeben: Ihr sollt den dolch im lorbeerstrausse tragen. "
Hans Mommsen, der Urenkel des Althistorikers und Literaturnobelpreisträgers Theodor Mommsen, verweist in seinem Artikel in der Tageszeitung DIE WELT auf das veränderte Bild Stauffenbergs in der deutschen Geschichte:
" Hitler behandelte ihn und seine Mitverschwörer als gemeine Verbrecher, er wollte das Andenken an sie und ihre Familien auslöschen. Heute sind sie als Kämpfer für ein "Anderes Deutschland" anerkannt. "
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG ist genau nachzulesen, wie lange das gedauert hat.
" Die Verschwörer galten vielen als Verräter, die Alliierten machten sie als opportunistische Putschisten verächtlich. In der deutschen Bevölkerung wirkten diese Urteile lange nach. Noch 1970 kannten laut Umfrage nur 32 Prozent den Namen Stauffenberg, negative Beurteilungen überwogen. "
Das änderte sich, laut einer Studie des Allensbacher Instituts für Demoskopie erst allmählich, aber
" noch 1994 fanden in der Bundesrepublik nur 47 Prozent, dass man den 20. Juli 1944 in Ehren halten solle, 44 Prozent erklärten das für nicht angebracht. "
Heute, im Jahre 2007, feiert man Stauffenberg als Helden. Man darf gespannt sein, welche Auslegung dieser Charakter im gerade abgedrehten amerikanischen Film mit Tom Cruise bekommen wird.
Die aktuelle Ausgabe der ZEIT bringt ein Interview mit Salomon Korn, dem Vizepräsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland. Vom Bundestag wurde er
" als Experte zum Gedenkstättenkonzept für den weiteren Umgang mit NS- und DDR-Zeit angehört. "
Im Interview wendet er sich gegen die gleichrangige Behandlung von Nationalsozialismus und DDR-Diktatur. Die Aussage "beide deutsche Diktaturen" möchte er ersetzen durch "zweierlei Diktaturen" und meint:
" Wenn man nur will, lassen sich die Begriffe scharf voneinander abgrenzen. Die Tatsache, dass das nicht geschieht, scheint mir doch entlarvend. "
Seine Befürchtung heißt:
" Zurzeit wird DDR-Unrecht in die eine Waagschale gelegt und der Nationalsozialismus in die andere, um beides gegeneinander aufzuwiegen. Das Bedürfnis wächst, sich auf SED-Unrecht zu konzentrieren, um das nationalsozialistische zu kompensieren. "
Zum Schluss noch eine Gratulation: Am Donnerstag "erreicht Daniel Barenboim die Pensionsgrenze", so lakonisch beginnt in der BERLINER ZEITUNG der Glückwunsch für den Stardirigenten, der inzwischen seit nunmehr 16 Jahren als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden "in wahrhafter Nibelungentreue" die Treue hält. Und "er hat ganze Arbeit geleistet". Mit Barenboims Worten gesprochen, hat er "ein altes Möbel vorgefunden, von dem er nur den Staub wegpusten musste". Das Bild weiter gesponnen heißt es:
" Wäre er nicht Musiker, sondern Handwerker, das Gebäude der Staatsoper wäre längst saniert. "
Der Glückwunsch in der BZ endet mit einem Ausblick:
" Wenn es für den unermüdlichen Marathonmann eines Tages Zeit für einen beschränkten Wirkungskreis werden sollte, dann wäre Berlin der rechte Ort dafür. Jedenfalls mag man sich die Stadt ohne ihn gar nicht mehr vorstellen. "
Nach Auskünften über die zu erwartende Umgestaltung der Lindenoper, den Ausweichort, Aussagen auch zu Bayreuth und Barenboims Projekt des Musikkindergartens scheint im Interview im TAGESSPIEGEL etwas von der Vorfreude auf die Berliner Alterszeit durchzuschimmern, wenn Barenboim sagt: " Ja, ab sofort kann ich in Berlin zum halben Preis U-Bahn fahren! "
" die außergewöhnliche Bedeutung des Dichters Stefan George. Verschwörung, Umsturz, Staatsstreich gehörten zu den zentralen Vorstellungen seines Weltbildes, die Tat war eine der wichtigsten Metaphern seines Dichtens. In diesem Ethos hat George seine jungen Freunde erzogen und ihnen als Losung mit auf den Weg gegegeben: Ihr sollt den dolch im lorbeerstrausse tragen. "
Hans Mommsen, der Urenkel des Althistorikers und Literaturnobelpreisträgers Theodor Mommsen, verweist in seinem Artikel in der Tageszeitung DIE WELT auf das veränderte Bild Stauffenbergs in der deutschen Geschichte:
" Hitler behandelte ihn und seine Mitverschwörer als gemeine Verbrecher, er wollte das Andenken an sie und ihre Familien auslöschen. Heute sind sie als Kämpfer für ein "Anderes Deutschland" anerkannt. "
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG ist genau nachzulesen, wie lange das gedauert hat.
" Die Verschwörer galten vielen als Verräter, die Alliierten machten sie als opportunistische Putschisten verächtlich. In der deutschen Bevölkerung wirkten diese Urteile lange nach. Noch 1970 kannten laut Umfrage nur 32 Prozent den Namen Stauffenberg, negative Beurteilungen überwogen. "
Das änderte sich, laut einer Studie des Allensbacher Instituts für Demoskopie erst allmählich, aber
" noch 1994 fanden in der Bundesrepublik nur 47 Prozent, dass man den 20. Juli 1944 in Ehren halten solle, 44 Prozent erklärten das für nicht angebracht. "
Heute, im Jahre 2007, feiert man Stauffenberg als Helden. Man darf gespannt sein, welche Auslegung dieser Charakter im gerade abgedrehten amerikanischen Film mit Tom Cruise bekommen wird.
Die aktuelle Ausgabe der ZEIT bringt ein Interview mit Salomon Korn, dem Vizepräsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland. Vom Bundestag wurde er
" als Experte zum Gedenkstättenkonzept für den weiteren Umgang mit NS- und DDR-Zeit angehört. "
Im Interview wendet er sich gegen die gleichrangige Behandlung von Nationalsozialismus und DDR-Diktatur. Die Aussage "beide deutsche Diktaturen" möchte er ersetzen durch "zweierlei Diktaturen" und meint:
" Wenn man nur will, lassen sich die Begriffe scharf voneinander abgrenzen. Die Tatsache, dass das nicht geschieht, scheint mir doch entlarvend. "
Seine Befürchtung heißt:
" Zurzeit wird DDR-Unrecht in die eine Waagschale gelegt und der Nationalsozialismus in die andere, um beides gegeneinander aufzuwiegen. Das Bedürfnis wächst, sich auf SED-Unrecht zu konzentrieren, um das nationalsozialistische zu kompensieren. "
Zum Schluss noch eine Gratulation: Am Donnerstag "erreicht Daniel Barenboim die Pensionsgrenze", so lakonisch beginnt in der BERLINER ZEITUNG der Glückwunsch für den Stardirigenten, der inzwischen seit nunmehr 16 Jahren als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden "in wahrhafter Nibelungentreue" die Treue hält. Und "er hat ganze Arbeit geleistet". Mit Barenboims Worten gesprochen, hat er "ein altes Möbel vorgefunden, von dem er nur den Staub wegpusten musste". Das Bild weiter gesponnen heißt es:
" Wäre er nicht Musiker, sondern Handwerker, das Gebäude der Staatsoper wäre längst saniert. "
Der Glückwunsch in der BZ endet mit einem Ausblick:
" Wenn es für den unermüdlichen Marathonmann eines Tages Zeit für einen beschränkten Wirkungskreis werden sollte, dann wäre Berlin der rechte Ort dafür. Jedenfalls mag man sich die Stadt ohne ihn gar nicht mehr vorstellen. "
Nach Auskünften über die zu erwartende Umgestaltung der Lindenoper, den Ausweichort, Aussagen auch zu Bayreuth und Barenboims Projekt des Musikkindergartens scheint im Interview im TAGESSPIEGEL etwas von der Vorfreude auf die Berliner Alterszeit durchzuschimmern, wenn Barenboim sagt: " Ja, ab sofort kann ich in Berlin zum halben Preis U-Bahn fahren! "