Von Adelheid Wedel

Der Schriftsteller Petros Markaris analysiert in der "Welt" den Ausgang der Wahlen in Griechenland am Sonntag in Zusammenhang mit den Waldbränden des Sommers. Ansonsten steht Anne Wills Premierensendung ihrer neuen Talkshow im Zentrum des Interesses. Der "Tagesspiegel" berichtet von einem Hasslied, das die Türkei erschüttert.
"Das Kapitel der Brände rund um Attika und auf dem Peloponnes ist abgeschlossen und wir stehen vor offenen Fragen", schreibt der Schriftsteller Petros Markaris in der Tageszeitung DIE WELT. Sein Artikel analysiert den Ausgang der Wahlen am Sonntag in Griechenland. Eine der von ihm gestellten Fragen heißt:

"Wie kann man erklären, dass die Wähler auch in den Regionen der katastrophalen Umweltzerstörung in großer Mehrzahl für die Regierungspartei gestimmt haben, die für das totale Versagen des Staatsapparates mit seinen verheerenden Folgen die Schuld trägt?"

Makaris malt ein düsteres Bild der griechischen Verhältnisse:

"Griechenland steckt in seiner tiefsten Krise seit der Militärdiktatur. Es ist eine soziale, eine politische und eine Umweltkrise."

Sein Vorwurf lautet:

"Alle haben ihren Anteil an den Bränden, die im Sommer große Teile des Landes verwüstet haben. Fast alle sind darauf aus, sich zu Lasten der Gesellschaft, des Staates und der Natur zu bereichern."

Was erwartet nun die Griechen? In der Analyse des Autors:

"Eine schwache Regierung mit einer Mehrheit von nur 2 Sitzen und eine sozialistische Oppositionspartei, die nach der verheerenden Niederlage lange Zeit mit sich selbst beschäftigt sein wird."

Natürlich beschäftigt Anne Wills Premiere als Talkerin auch die Feuilletons vom Dienstag. Die Reaktionen sind nicht euphorisch, eher verhalten mit dem Resümee "die Sendung sei ausbaufähig". So gibt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG die Meinung der ARD-Hierarchen wieder. Auch die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG zitiert einen aus der Riege, ARD-Programmdirektor Günter Struve. Der hatte zufrieden geäußert: Anne Will habe die Debatte laufen lassen, wo man sie laufen lassen musste und nachgehakt, wo es nachzuhaken galt. "Uns kommt es anders vor", hält die FAZ dagegen:

"Anne Will hakt nach, wo es keine Punkte mehr zu verteilen gibt und lässt die Rumpelstilzchen zu ihrer Linken und Rechten zu lange laufen. Man hätte spannendere Themen finden können und bessere Gäste."

Der TAGESSPIEGEL hingegen findet:

"Das Thema der Will-Premiere ist das Thema des Jahres und dieser Republik. Massentauglich und quotentauglich."

Schließlich steckt hinter dem offiziellen "Wenn Arbeit ihren Wert verliert" die Frage: Wo bleibt in Deutschland die soziale Gerechtigkeit? Eine Frage, bei der auch Politiker ins Grübeln kommen müssen. Und das sei Anne Will gelungen, meint der TAGESSPIEGEL:

"Die Politiker grübeln statt aufzutrumpfen."

Nachdenklich macht eine Information im TAGESSPIEGEL. Hier wird von einem "Hasslied" berichtet, "das die Türkei erschüttert". Ismail Türüt heißt der Sänger, der in seinem Lied den Mörder des armenischen Journalisten Hrant Dink lobt; er war im Januar in Istanbul von einem Teenager erschossen worden. Der Mörder steht inzwischen in Istanbul vor Gericht, doch "in Türüts Lied tritt er als Held auf. Der Sänger verteidigt sein Hasslied. 99 Prozent der Türken seien seiner Meinung."

Aber die Öffentlichkeit in der Türkei ist empört. Unter diesem Eindruck leitete die Istanbuler Staatsanwaltschaft am Montag Ermittlungen gegen den Sänger und den Texter ein.

"Beide könnten wegen Verherrlichung einer Straftat bis zu fünf Jahre ins Gefängnis kommen."

Da ist der britische Sänger James Blunt von anderer Statur. Er besingt auch in seinem zweiten Album die Frauen und die Liebe. 2005 wurde sein "You are Beautiful" ein Welthit. Nun sagt der singende Ex-Soldat im Interview in der WELT:

"Was sich durch den Krieg definitiv verändert hat, ist meine Sichtweise auf die Menschen. Dass wir uns zivilisiert nennen und doch total aggressiv sind. Wenn wir dem Menschen neben uns die Hand reichen würden, wäre mit Sicherheit vieles einfacher."

Recht hat er, selbst mit dem Satz:

"Schnulzen können auch kreativ sein."

Schließlich sei es eine Leistung, wenn man die Leute zu Tränen zu rühren vermag oder ihnen Freude gibt.
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