Von Adelheid Wedel
Die Kulturpresseschau befasst sich unter anderem mit den Münchner Opernfestspiele, mit dem Dirigenten Kirill Petrenko und mit dem 100. Geburtstag des russischen Schriftstellers Warlam Schalamow.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und DIE WELT feiern begeistert den Dirigenten Kent Nagano, der als Musikchef der Bayerischen Staatsoper an diesem Sonnabend die Münchner Opernfestspiele verantwortet und eröffnet. Bis Ende Juli gibt es 17 Opern, 6 Liederabende, 4 Konzerte, 2 Ballette, ein Jugendtheaterstück, und das Rahmenprogramm "Festpiel plus".
Nagano beendet mit diesen Festspielen seine erste Saison in München, er selbst dirigiert drei Uraufführungen. Nagano ist in nur einem Jahr zum Münchner geworden, jubelt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Sein Verdienst: "Er bekennt sich mit seiner riskanten Programmpolitik zu einer Moderne, die unverkennbar in der großen Tradition verwurzelt ist." Kein leichtes Unterfangen in einer Zeit, in der alle Orchester und Opernhäuser ihre Attraktivität steigern und sich zunehmend für Publikumsschichten öffnen müssen, die von Haus aus nichts mit klassischer Musik im Sinn haben.
"Denn," so schreibt die SZ, ""nur eine breite Verankerung der klassischen Musik in allen Gesellschaftsschichten kann weiterhin garantieren, dass die öffentliche Hand ihre Zuschüsse demnächst nicht noch weiter reduziert oder gar einstellt.""
Ebenfalls in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG ein Interview mit der Komponistin Unsuk Chin kurz vor der Uraufführung ihrer ersten Oper "Alice im Wunderland" in München. DIE WELT hingegen beleuchtet die umfangreiche Tätigkeit Naganos, der zwischen Montreal, Berlin und München pendelt und berichtet vornehmlich von Naganos Engagement für das Sinfonieorchester Montreal, nach seinen Worten ein einzigartiges Orchester, das europäische und amerikanische Traditionen mischt.
Der TAGESSPIEGEL verabschiedet den Dirigenten Kirill Petrenko, der nach fünfjähriger Arbeit als Chefdirigent die Komische Oper in Berlin verlässt. Ich kann mit gutem Gewissen gehen, sagt er, weil die Komische Oper ihr Profil in der Berliner Opernszene gestärkt hat. Jetzt werde er erst mal nachholen, was ihm in dieser Zeit gefehlt hat: die kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Sinfonien von Ludwig van Beethoven und Johannes Brahms zum Beispiel. Die Zeitung erinnert an die letzte Premiere mit Petrenko, an Lehars "Land des Lächelns".
Und der Dirigent nennt in dem Zusammenhang noch einmal, was oberstes Ziel seiner Arbeit war: den Staub wegzublasen, der durch Tradition und Routine auf den Partituren lastet.
Die BERLINER ZEITUNG erinnert an den 100. Geburtstag des russischen Schriftstellers Warlam Schalamow, des vergessenen Dichters des Gulag. Fast zwei Jahrzehnte hat er in stalinistischen Lagern verbracht, er starb 1982. Seine Texte aus dem Lager in Kolyma beispielsweise bezeichnete er selbst als nichtliterarische Literatur. Für Schalamow war es ausgeschlossen den Gulag in Kunst zu überführen. Darüber geriet er in Streit mit Solschenizyn, der aus Schalamows Sicht versuchte, die Lagerwelt zu ästhetisieren. Schalamows Bestreben war, eine Antwort zu suchen auf die Frage, wie das gleichzeitig Unsagbare und Unsägliche – der Kältetod der menschlichen Seele – trotzdem in Sprache überführt werden kann.
Wieland Freund kommentiert in der Tageszeitung DIE WELT die jüngsten Entscheidungen des Goethe-Instituts. Er schreibt: "Das Goetheinstitut, mit der Pflege deutscher Sprache und Kultur im Ausland betraut, gehört mit Zähnen und Klauen verteidigt – und wenn nötig, mit der gleichen Entschlossenheit reformiert." Deswegen seien die Pläne zur Umstrukturierung der Münchner Zentrale keine schlechte Nachricht. Zwar sei damit der Abbau von Arbeitsplätzen verbunden, insgesamt aber werde die Arbeit des Instituts gestärkt. Außenminister Steinmeier anerkenne die wachsende Bedeutung auswärtiger Kulturpolitik: Erstmals seit Jahren hat der Bund eine Mittelerhöhung versprochen. Der nun in Angriff genommene Abbau von Bürokratie zugunsten von Eigenverantwortung dient der Besinnung auf die eigentlichen Aufgaben des Goethe-Instituts, meint Wieland Freund in der WELT.
Nagano beendet mit diesen Festspielen seine erste Saison in München, er selbst dirigiert drei Uraufführungen. Nagano ist in nur einem Jahr zum Münchner geworden, jubelt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Sein Verdienst: "Er bekennt sich mit seiner riskanten Programmpolitik zu einer Moderne, die unverkennbar in der großen Tradition verwurzelt ist." Kein leichtes Unterfangen in einer Zeit, in der alle Orchester und Opernhäuser ihre Attraktivität steigern und sich zunehmend für Publikumsschichten öffnen müssen, die von Haus aus nichts mit klassischer Musik im Sinn haben.
"Denn," so schreibt die SZ, ""nur eine breite Verankerung der klassischen Musik in allen Gesellschaftsschichten kann weiterhin garantieren, dass die öffentliche Hand ihre Zuschüsse demnächst nicht noch weiter reduziert oder gar einstellt.""
Ebenfalls in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG ein Interview mit der Komponistin Unsuk Chin kurz vor der Uraufführung ihrer ersten Oper "Alice im Wunderland" in München. DIE WELT hingegen beleuchtet die umfangreiche Tätigkeit Naganos, der zwischen Montreal, Berlin und München pendelt und berichtet vornehmlich von Naganos Engagement für das Sinfonieorchester Montreal, nach seinen Worten ein einzigartiges Orchester, das europäische und amerikanische Traditionen mischt.
Der TAGESSPIEGEL verabschiedet den Dirigenten Kirill Petrenko, der nach fünfjähriger Arbeit als Chefdirigent die Komische Oper in Berlin verlässt. Ich kann mit gutem Gewissen gehen, sagt er, weil die Komische Oper ihr Profil in der Berliner Opernszene gestärkt hat. Jetzt werde er erst mal nachholen, was ihm in dieser Zeit gefehlt hat: die kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Sinfonien von Ludwig van Beethoven und Johannes Brahms zum Beispiel. Die Zeitung erinnert an die letzte Premiere mit Petrenko, an Lehars "Land des Lächelns".
Und der Dirigent nennt in dem Zusammenhang noch einmal, was oberstes Ziel seiner Arbeit war: den Staub wegzublasen, der durch Tradition und Routine auf den Partituren lastet.
Die BERLINER ZEITUNG erinnert an den 100. Geburtstag des russischen Schriftstellers Warlam Schalamow, des vergessenen Dichters des Gulag. Fast zwei Jahrzehnte hat er in stalinistischen Lagern verbracht, er starb 1982. Seine Texte aus dem Lager in Kolyma beispielsweise bezeichnete er selbst als nichtliterarische Literatur. Für Schalamow war es ausgeschlossen den Gulag in Kunst zu überführen. Darüber geriet er in Streit mit Solschenizyn, der aus Schalamows Sicht versuchte, die Lagerwelt zu ästhetisieren. Schalamows Bestreben war, eine Antwort zu suchen auf die Frage, wie das gleichzeitig Unsagbare und Unsägliche – der Kältetod der menschlichen Seele – trotzdem in Sprache überführt werden kann.
Wieland Freund kommentiert in der Tageszeitung DIE WELT die jüngsten Entscheidungen des Goethe-Instituts. Er schreibt: "Das Goetheinstitut, mit der Pflege deutscher Sprache und Kultur im Ausland betraut, gehört mit Zähnen und Klauen verteidigt – und wenn nötig, mit der gleichen Entschlossenheit reformiert." Deswegen seien die Pläne zur Umstrukturierung der Münchner Zentrale keine schlechte Nachricht. Zwar sei damit der Abbau von Arbeitsplätzen verbunden, insgesamt aber werde die Arbeit des Instituts gestärkt. Außenminister Steinmeier anerkenne die wachsende Bedeutung auswärtiger Kulturpolitik: Erstmals seit Jahren hat der Bund eine Mittelerhöhung versprochen. Der nun in Angriff genommene Abbau von Bürokratie zugunsten von Eigenverantwortung dient der Besinnung auf die eigentlichen Aufgaben des Goethe-Instituts, meint Wieland Freund in der WELT.