Von Adelheid Wedel
Beherrschendes Thema in den Feuilletons der großen Tageszeitungen ist heute die sogenannte Machtergreifung Adolf Hitlers am 30. Januar 1933. Dabei wird auch die Frage gestellt, ob es sein Steigbügelhalter Paul von Hindenburg eigentlich verdient habe, heute noch auf Straßenschildern zu stehen.
Gewichtige Artikel in den Mittwoch-Feuilletons gehen der Frage nach: "Wer war Adolf Hitler?" Am 30. Januar 1933, vor genau 80 Jahren, "ergriff er die Macht", so heißt es in manchen Geschichtsbüchern. Doch, "je häufiger der Mann, der vor 80 Jahren zum Kanzler ernannt wurde, durch Filme, Magazine und Dokumentationen geistert, desto mehr scheint er uns zu entgleiten. Es blüht die Hitlerfolklore und verstellt uns den Blick auf das Wesentliche", moniert Thomas Weber in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG.
Weber kritisiert das Verhalten an deutschen Hochschulen, in denen die Historiker am liebsten einen Bogen um den Nationalsozialismus und seine Vorgeschichte machen, aus Furcht, bei einer starken Akzentuierung auf Hitler als Apologeten dazustehen. Dem gegenüber stünden viele neuere Forschungsdurchbrüche zur jüngeren deutschen Geschichte vor allem an angloamerikanischen Universitäten. "Dennoch besteht Hoffnung auf eine Renaissance der historischen Analyse Hitlers", meint Weber. Er zählt eine Reihe angesehener Historiker, Journalisten und Filmemacher auf, die "Hitler als grausamen Akteur und charmanten Verführer ernst nehmen. Eine fruchtbare Diskussion zum Thema wird es in Deutschland aber nur geben", davon ist der Autor überzeugt, "wenn politische Institutionen mit der Öffentlichkeit nicht wie mit Kindern umgehen."
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG schreibt Norbert Frei von der Universität Jena unter der Überschrift "Ein Fall von germanischer Demokratie: Adolf Hitler und die Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 33" - sie war "politisch gewollt, von großen Teilen der Bevölkerung unterstützt und in der Mobilisierung der Deutschen als "Volksgemeinschaft" bald auch erfolgreich". Frei plädiert dafür, sich vor Augen zu führen, "wie viel damals von der Entscheidung eines Einzelnen abhing – nämlich vom Reichpräsidenten und vielleicht noch einigen wenigen, die auf ihn Einfluss hatten. Die Ernennung Hitlers war kein Betriebsunfall, wie nach 1945 oft entschuldigend gesagt worden ist", meint der Autor. So viel jedenfalls steht für Frei fest: "Hindenburgs Entscheidung vom 30. Januar 33 war bedacht und gewollt. In ihr kam eine Koalition von Kräften und Interessen zum Tragen, die trotz mancher Unterschiede ein gemeinsames Ziel verband: die Überwindung der parlamentarischen Demokratie."
Diesen Gedanken würde wahrscheinlich auch Nikolaus Bernau unterschreiben, der in einem Kommentar in der FRANKFURTER RUNDSCHAU laut darüber nachdenkt, wieso eigentlich in der ganzen alten Bundesrepublik noch immer Straßen, Plätze, Schulen, Gärten, Parks nach Hindenburg benannt sind. Bernau zitiert die "Mitschuld-Verschleierungstaktik, zu der der andauernde Kult um den angeblich hilflosen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg gehörte". Aber Hindenburg "war Täter, Gegner der Republik und der Demokratie. Das ist erwiesen", so Bernau. Er duldete die Zerstörung des Rechtsstaates. Da stellt sich die zwingende Frage:
"Muss dieses Mannes weiter auf deutschen Straßenschildern gedacht werden?"
Die BERLINER ZEITUNG veröffentlicht ein Interview mit der Choreografin Sasha Waltz, "die sich auf die Zusammenarbeit mit Daniel Barenboim freut", denn "ja, es stimmt, dass ich im Oktober mit meiner Compagnie an der Berliner Staatsoper "Sacre du Printemps" aufführe und Daniel Barenboim dirigiert." Das Théatre des Champs-Elysées, das Uraufführungstheater des "Sacre", hat Sasha Waltz gebeten, das Stück zu dessen 100. Geburtstag zu inszenieren.
"Ich werde in diesem Jahr 50 Jahre alt, meine Compagnie feiert ihr 20-jähriges Bestehen und ich hatte das Gefühl, das ist der richtige Zeitpunkt. Ich habe diese Musik ja auch schon lange umkreist in meiner Arbeit", verrät die Choreografin. Dann erwähnt sie noch, nachdem sie klargestellt hat, es wird kein Gala-Programm zum 20. Bühnen-Jubiläum inszeniert:
"Im September gibt es im ZKM in Karlsruhe eine große Ausstellung von mir. So etwas habe ich noch nie gemacht und ich freue mich sehr darauf."
Weber kritisiert das Verhalten an deutschen Hochschulen, in denen die Historiker am liebsten einen Bogen um den Nationalsozialismus und seine Vorgeschichte machen, aus Furcht, bei einer starken Akzentuierung auf Hitler als Apologeten dazustehen. Dem gegenüber stünden viele neuere Forschungsdurchbrüche zur jüngeren deutschen Geschichte vor allem an angloamerikanischen Universitäten. "Dennoch besteht Hoffnung auf eine Renaissance der historischen Analyse Hitlers", meint Weber. Er zählt eine Reihe angesehener Historiker, Journalisten und Filmemacher auf, die "Hitler als grausamen Akteur und charmanten Verführer ernst nehmen. Eine fruchtbare Diskussion zum Thema wird es in Deutschland aber nur geben", davon ist der Autor überzeugt, "wenn politische Institutionen mit der Öffentlichkeit nicht wie mit Kindern umgehen."
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG schreibt Norbert Frei von der Universität Jena unter der Überschrift "Ein Fall von germanischer Demokratie: Adolf Hitler und die Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 33" - sie war "politisch gewollt, von großen Teilen der Bevölkerung unterstützt und in der Mobilisierung der Deutschen als "Volksgemeinschaft" bald auch erfolgreich". Frei plädiert dafür, sich vor Augen zu führen, "wie viel damals von der Entscheidung eines Einzelnen abhing – nämlich vom Reichpräsidenten und vielleicht noch einigen wenigen, die auf ihn Einfluss hatten. Die Ernennung Hitlers war kein Betriebsunfall, wie nach 1945 oft entschuldigend gesagt worden ist", meint der Autor. So viel jedenfalls steht für Frei fest: "Hindenburgs Entscheidung vom 30. Januar 33 war bedacht und gewollt. In ihr kam eine Koalition von Kräften und Interessen zum Tragen, die trotz mancher Unterschiede ein gemeinsames Ziel verband: die Überwindung der parlamentarischen Demokratie."
Diesen Gedanken würde wahrscheinlich auch Nikolaus Bernau unterschreiben, der in einem Kommentar in der FRANKFURTER RUNDSCHAU laut darüber nachdenkt, wieso eigentlich in der ganzen alten Bundesrepublik noch immer Straßen, Plätze, Schulen, Gärten, Parks nach Hindenburg benannt sind. Bernau zitiert die "Mitschuld-Verschleierungstaktik, zu der der andauernde Kult um den angeblich hilflosen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg gehörte". Aber Hindenburg "war Täter, Gegner der Republik und der Demokratie. Das ist erwiesen", so Bernau. Er duldete die Zerstörung des Rechtsstaates. Da stellt sich die zwingende Frage:
"Muss dieses Mannes weiter auf deutschen Straßenschildern gedacht werden?"
Die BERLINER ZEITUNG veröffentlicht ein Interview mit der Choreografin Sasha Waltz, "die sich auf die Zusammenarbeit mit Daniel Barenboim freut", denn "ja, es stimmt, dass ich im Oktober mit meiner Compagnie an der Berliner Staatsoper "Sacre du Printemps" aufführe und Daniel Barenboim dirigiert." Das Théatre des Champs-Elysées, das Uraufführungstheater des "Sacre", hat Sasha Waltz gebeten, das Stück zu dessen 100. Geburtstag zu inszenieren.
"Ich werde in diesem Jahr 50 Jahre alt, meine Compagnie feiert ihr 20-jähriges Bestehen und ich hatte das Gefühl, das ist der richtige Zeitpunkt. Ich habe diese Musik ja auch schon lange umkreist in meiner Arbeit", verrät die Choreografin. Dann erwähnt sie noch, nachdem sie klargestellt hat, es wird kein Gala-Programm zum 20. Bühnen-Jubiläum inszeniert:
"Im September gibt es im ZKM in Karlsruhe eine große Ausstellung von mir. So etwas habe ich noch nie gemacht und ich freue mich sehr darauf."