Von Adelheid Wedel
Die „Süddeutsche Zeitung“ stellt das neue Buch von Al Gore vor. Im selben Blatt stellt Hans Leyendecker fest, bei ARD und ZDF fehle es offenbar an einem sauberen Sportjournalismus. Und Thomas Brussig gesteht, Drogen eingenommen zu haben. Er fordert harte Strafen für gedopte Schriftsteller.
Al Gore hat ein neues Buch geschrieben. Es heißt „Der Angriff auf die Vernunft“ und geißelt die Medien, vor allem das Fernsehen. Mehr darüber erfahren wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, die ihn als zurückhaltenden Kämpfer beschreibt, der die Amerikaner auch weiter rätseln lässt, ob er noch einmal als Präsident kandidieren wird oder nicht.
„Viele werfen ihm noch heute seine Resignation vor, mit der er sich gegen Bush geschlagen gab. Doch dann gelang es Gore, diese Niederlage umzumünzen. Sein Dokumentarfilm zum Klimawandel hat zwei Oscars bekommen und Millionen von Menschen erreicht;“
das vormals in den USA kaum beachtete Thema Umwelt wurde zum Topthema. Und nun das Buch zu einem neuen Thema. Gore beklagt den seit Jahrzehnten anhaltenden Niedergang des öffentlichen Diskurses. „Wenn wir nichts unternehmen, wird diese Demokratie sich nicht mehr selbst reparieren können“, sagt Gore und gibt dem Fernsehen und dem Radio mit seiner Gier nach flächendeckender Popularität die Schuld. Partizipation und Debatte blieben auf der Strecke. Stattdessen wurde das amerikanische Fernsehen, unterstützt von einer Gesetzgebung, die die Nivellierung der Inhalte und die Konzentration der Sender beförderte, immer mehr zu einem Medium der Einschläferung und Täuschung. Gore plädiert dafür, „den Respekt für die Wahrheit wieder einzuführen“. Noch rätseln viele Amerikaner, ob für Gore die Rolle des kritischen Beobachters echt ist oder ob er sie nur spielt als Teil einer Strategie für einen späten Einstieg in den Wahlkampf. Schon sind „viele liberale Amerikaner der Ansicht, dass er und nicht Hillary Clinton oder Barack Obama der nächste Präsident werden muss.“
Das Thema Doping wird auch von den Feuilletons aufgegriffen. Die STUTTGARTER ZEITUNG informiert darüber, dass es das bereits in der Antike gab; die Olympioniken besserten beispielsweise ihre Leistungen mit rohen Stierhoden auf. Heute aber gehe es um die Entfesselung menschlichen Leistungsvermögens, dessen natürliche Grenze sich offenbar nur noch mit unlauteren Mitteln ausdehnen lasse. In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG geht Hans Leyendecker der Frage nach, ob Sportler und Medien gleichermaßen vom Betrug wussten. Er meint:
„Längst ist ein geschlossener Kreislauf entstanden, den Medienwissenschaftler als ‚Beziehungsspiele‘ charakterisieren.“
Offenkundig fehle ARD und ZDF ein sauberer Sportjournalismus, das belegt er, wie immer, mit genau recherchierten Beispielen. Den absurdesten Einfall zur Verhinderung von Doping unterbreitet der Schriftsteller Thomas Brussig im TAGESSPIEGEL. Nach seinem Geständnis, dass auch er Drogen konsumiert habe, wofür er sich heute schäme, fordert er eine „lückenlose Transparenz“ für den Literaturbetrieb. Er schlägt vor:
„Jeder Autor muss verpflichtet werden, den Beginn der Arbeit an einem Buch anzuzeigen und seinen jeweiligen Aufenthaltsort, so dass jederzeit unangemeldet Kontrollen möglich sind.“
Brussigs Selbstanklage: Natürlich werde ich alle meine Preise zurückgeben müssen, und ich werde für mindestens fünf Jahre gesperrt. Brussig verurteilt auch die Verlage, die von den Autoren immerfort „einen Knaller“ erwarten.
„Wenn du keinen Knaller schreibst, drucken sie dein Buch nicht. Wie du den Knaller schreibst ist allein dein Problem. Also dopst du, weil du sonst dem Druck nicht gewachsen bist.“
Nach diesem Geständnis fühle er sich erleichtert, sagt Brussig dem TAGESSPIEGEL, auch wenn er viele Menschen enttäuscht habe, denen er über Jahre den sauberen Schriftsteller vorgegaukelt habe.
Auf viele scheint die Fernsehsuche nach dem Topmodel oder dem Superstar wie eine Droge zu wirken – „bis zu 5,2 Millionen Zuschauer schalteten ‚Germanys next Topmodel‘ ein, das ist ein Marktanteil von 20,8 Prozent,“ schreibt der TAGESSPIEGEL. In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG kommen sowohl die Sendung wie auch Heidi Klum als Gastgeberin nicht gut weg:
„Sie, die Sadistin, die die Freundin spielt, genoss es, die Mädchen zu quälen. Heidi Klum als Schicksalsgöttin, und die Mädchen sahen staunend zu ihr auf.“
Flächendeckende Popularität, das Fernsehen eine Illusionsmaschine ohne gleichen – nicht nur in Amerika.
„Viele werfen ihm noch heute seine Resignation vor, mit der er sich gegen Bush geschlagen gab. Doch dann gelang es Gore, diese Niederlage umzumünzen. Sein Dokumentarfilm zum Klimawandel hat zwei Oscars bekommen und Millionen von Menschen erreicht;“
das vormals in den USA kaum beachtete Thema Umwelt wurde zum Topthema. Und nun das Buch zu einem neuen Thema. Gore beklagt den seit Jahrzehnten anhaltenden Niedergang des öffentlichen Diskurses. „Wenn wir nichts unternehmen, wird diese Demokratie sich nicht mehr selbst reparieren können“, sagt Gore und gibt dem Fernsehen und dem Radio mit seiner Gier nach flächendeckender Popularität die Schuld. Partizipation und Debatte blieben auf der Strecke. Stattdessen wurde das amerikanische Fernsehen, unterstützt von einer Gesetzgebung, die die Nivellierung der Inhalte und die Konzentration der Sender beförderte, immer mehr zu einem Medium der Einschläferung und Täuschung. Gore plädiert dafür, „den Respekt für die Wahrheit wieder einzuführen“. Noch rätseln viele Amerikaner, ob für Gore die Rolle des kritischen Beobachters echt ist oder ob er sie nur spielt als Teil einer Strategie für einen späten Einstieg in den Wahlkampf. Schon sind „viele liberale Amerikaner der Ansicht, dass er und nicht Hillary Clinton oder Barack Obama der nächste Präsident werden muss.“
Das Thema Doping wird auch von den Feuilletons aufgegriffen. Die STUTTGARTER ZEITUNG informiert darüber, dass es das bereits in der Antike gab; die Olympioniken besserten beispielsweise ihre Leistungen mit rohen Stierhoden auf. Heute aber gehe es um die Entfesselung menschlichen Leistungsvermögens, dessen natürliche Grenze sich offenbar nur noch mit unlauteren Mitteln ausdehnen lasse. In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG geht Hans Leyendecker der Frage nach, ob Sportler und Medien gleichermaßen vom Betrug wussten. Er meint:
„Längst ist ein geschlossener Kreislauf entstanden, den Medienwissenschaftler als ‚Beziehungsspiele‘ charakterisieren.“
Offenkundig fehle ARD und ZDF ein sauberer Sportjournalismus, das belegt er, wie immer, mit genau recherchierten Beispielen. Den absurdesten Einfall zur Verhinderung von Doping unterbreitet der Schriftsteller Thomas Brussig im TAGESSPIEGEL. Nach seinem Geständnis, dass auch er Drogen konsumiert habe, wofür er sich heute schäme, fordert er eine „lückenlose Transparenz“ für den Literaturbetrieb. Er schlägt vor:
„Jeder Autor muss verpflichtet werden, den Beginn der Arbeit an einem Buch anzuzeigen und seinen jeweiligen Aufenthaltsort, so dass jederzeit unangemeldet Kontrollen möglich sind.“
Brussigs Selbstanklage: Natürlich werde ich alle meine Preise zurückgeben müssen, und ich werde für mindestens fünf Jahre gesperrt. Brussig verurteilt auch die Verlage, die von den Autoren immerfort „einen Knaller“ erwarten.
„Wenn du keinen Knaller schreibst, drucken sie dein Buch nicht. Wie du den Knaller schreibst ist allein dein Problem. Also dopst du, weil du sonst dem Druck nicht gewachsen bist.“
Nach diesem Geständnis fühle er sich erleichtert, sagt Brussig dem TAGESSPIEGEL, auch wenn er viele Menschen enttäuscht habe, denen er über Jahre den sauberen Schriftsteller vorgegaukelt habe.
Auf viele scheint die Fernsehsuche nach dem Topmodel oder dem Superstar wie eine Droge zu wirken – „bis zu 5,2 Millionen Zuschauer schalteten ‚Germanys next Topmodel‘ ein, das ist ein Marktanteil von 20,8 Prozent,“ schreibt der TAGESSPIEGEL. In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG kommen sowohl die Sendung wie auch Heidi Klum als Gastgeberin nicht gut weg:
„Sie, die Sadistin, die die Freundin spielt, genoss es, die Mädchen zu quälen. Heidi Klum als Schicksalsgöttin, und die Mädchen sahen staunend zu ihr auf.“
Flächendeckende Popularität, das Fernsehen eine Illusionsmaschine ohne gleichen – nicht nur in Amerika.