Von Adelheid Wedel
Der polnische Schriftsteller Bartosz Zurawiecki beklagt eine überwältigende fremdenfeindliche und homophobe Aggressivität in der staatlichen Rhetorik Polens. In Berlin befasste sich eine Tagung mit der Situation von deutschen und französischen Migrantenkindern. Und: der Filmregisseur Egon Günther wird 80.
„In der staatlichen Rhetorik herrscht eine überwältigende fremdenfeindliche und homophobe Aggressivität.“
So beschreibt der polnische Schriftsteller, Bartosz Zurawiecki in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG polnische Befindlichkeiten. Er spart nicht mit Kritik an den regierenden Kaczynski-Brüdern, denen er vorwirft, die Gesellschaft zu spalten in jene, die für und jene, die gegen sie sind. Verdächtig seien ihnen „alle, die nicht in ihre Vision von Polen passen: Feministen, Liberale, Nicht-Katholiken.“ Diese Politik habe Einfluss auf die kulturelle Sphäre, so der 1971 geborene Zurawiecki. Seiner Meinung nach formiert sich
„derzeit eine große kulturelle und soziale Bewegung gegen die Kaczynskis, in Internet-Projekten, um Untergrund. Die Zahl der Menschen, die das alles ankotzt, wächst",“ sagt der Schriftsteller im Interview.
„"Eines Tages wird sich dieser Überdruss entladen – und auf diesen Moment warte ich.“
Er setzt seine Hoffnung auf Europa und wünscht sich:
„Die Europäische Union sollte mehr Druck auf die sture, fundamentalistische Regierung ausüben. Die Kaczynskis tun zwar so, als wäre ihnen die EU egal, aber in Wahrheit haben sie doch Respekt. Schließlich geht es um Geld, Einfluss, Status.“
Bei einer Tagung in Berlin verglichen Soziologen die Lage von deutschen und französischen Migrantenkindern. Darüber berichtet ebenfalls die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Ein Zeitzeuge der Unruhen im Herbst 2005 im Pariser Vorort St. Denis meinte, es sei dort alles beim Alten geblieben: Arbeitslosigkeit, Polizeischikanen, Beschaffungskriminalität. Mit Blick auf Frankreich resümierten die Referenten, dass dort die Schule als Ort zu sehen sei, an dem Egalité gelehrt und gelebt würde, erst nach der Schule erführen die Migranten, dass ihre Zeugnisse nichts wert seien. In Deutschland hingegen, so die Aussage auf der Tagung, „mache man den deutschen Türken erst gar nicht die Illusion, dass sie dieselben Chancen haben wie die Deutschen. Keiner verspricht ihnen Gleichheit.“ Der Berliner Armutsforscher Martin Kronauer brachte die ausgebliebene Revolte der deutsch-türkischen Jugendlichen zur Sprache. Es sei bedrohlich,
„wenn die Ausgeschlossenen auf die Verweigerung von Rechten und sozialer Teilhabe nur noch mit eigenem Rückzug und Verweigerung antworten können.“
Auf derselben Zeitungsseite findet sich ein anderes Beispiel. Ein Jahr nach dem Aufschrei aus der Berliner Rütli-Schule über die katastrophalen Verhältnisse dort machen die Schüler mit einer selbst entworfenen Modekollektion von sich reden. Der Kommentar dazu:
„Niemand behauptet, man könne soziale Sorgen und strukturelle Versäumnisse durch popkulturelle Ästhetisierung beheben. Aber das Beispiel zeigt, wie man ein Stigma in Opferstolz und diesen wiederum durch Gründung einer eigenen Unternehmung in tätiges Selbstbewusstsein verwandeln kann.“
„Braucht es im Zeitalter des Downloads noch eine Popkritik?“ fragt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, und hält natürlich die Antwort darauf parat: In Zeiten, da per Download jederzeit jede Musik für jeden verfügbar ist, ging der Wissensvorsprung des Popkritikers verloren. Ohne diesen sei er aber nur ein Hörer unter anderen und sollte folglich von seinem Sockel herabsteigen und nun mehr auf Augenhöhe Geschmacksbildung betreiben. Solange das auf genauer Beobachtungsgabe, Scharfsinn und expressivem, narrativen Talent beruhe, brauche man sich aber um die Bedeutung von Popkritik keine Sorgen zu machen, resümiert Frank Schäfer in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG.
Die BERLINER ZEITUNG gratuliert dem „Meister der filmischen Moderne und der reflektierenden Prosa“, dem Filmregisseur Egon Günther zu seinem 80. Geburtstag. Mit „Lotte in Weimar“, „Abschied“ oder „Der Dritte“ schrieb er DEFA-Filmgeschichte. Ralf Schenk hebt in seiner Laudatio den Film „Die Schlüssel“ als das Opus Magnum hervor,
„ein Film, der lineare Erzählweisen aufbricht, ausgiebig atmosphärische Happenings erlaubt, Fiktives und Dokumentarisches vereint. Damit hatte sich die filmische Moderne endgültig auch in Babelsberg etabliert.“
Egon Günther sitzt zurzeit an einem Script zu einem heitern spirituellen Gegenwartsfilm und denkt außerdem über seine Memoiren nach. „Wir warten gespannt auf beides“ – schreibt Ralph Schenk in der BERLINER ZEITUNG.
So beschreibt der polnische Schriftsteller, Bartosz Zurawiecki in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG polnische Befindlichkeiten. Er spart nicht mit Kritik an den regierenden Kaczynski-Brüdern, denen er vorwirft, die Gesellschaft zu spalten in jene, die für und jene, die gegen sie sind. Verdächtig seien ihnen „alle, die nicht in ihre Vision von Polen passen: Feministen, Liberale, Nicht-Katholiken.“ Diese Politik habe Einfluss auf die kulturelle Sphäre, so der 1971 geborene Zurawiecki. Seiner Meinung nach formiert sich
„derzeit eine große kulturelle und soziale Bewegung gegen die Kaczynskis, in Internet-Projekten, um Untergrund. Die Zahl der Menschen, die das alles ankotzt, wächst",“ sagt der Schriftsteller im Interview.
„"Eines Tages wird sich dieser Überdruss entladen – und auf diesen Moment warte ich.“
Er setzt seine Hoffnung auf Europa und wünscht sich:
„Die Europäische Union sollte mehr Druck auf die sture, fundamentalistische Regierung ausüben. Die Kaczynskis tun zwar so, als wäre ihnen die EU egal, aber in Wahrheit haben sie doch Respekt. Schließlich geht es um Geld, Einfluss, Status.“
Bei einer Tagung in Berlin verglichen Soziologen die Lage von deutschen und französischen Migrantenkindern. Darüber berichtet ebenfalls die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Ein Zeitzeuge der Unruhen im Herbst 2005 im Pariser Vorort St. Denis meinte, es sei dort alles beim Alten geblieben: Arbeitslosigkeit, Polizeischikanen, Beschaffungskriminalität. Mit Blick auf Frankreich resümierten die Referenten, dass dort die Schule als Ort zu sehen sei, an dem Egalité gelehrt und gelebt würde, erst nach der Schule erführen die Migranten, dass ihre Zeugnisse nichts wert seien. In Deutschland hingegen, so die Aussage auf der Tagung, „mache man den deutschen Türken erst gar nicht die Illusion, dass sie dieselben Chancen haben wie die Deutschen. Keiner verspricht ihnen Gleichheit.“ Der Berliner Armutsforscher Martin Kronauer brachte die ausgebliebene Revolte der deutsch-türkischen Jugendlichen zur Sprache. Es sei bedrohlich,
„wenn die Ausgeschlossenen auf die Verweigerung von Rechten und sozialer Teilhabe nur noch mit eigenem Rückzug und Verweigerung antworten können.“
Auf derselben Zeitungsseite findet sich ein anderes Beispiel. Ein Jahr nach dem Aufschrei aus der Berliner Rütli-Schule über die katastrophalen Verhältnisse dort machen die Schüler mit einer selbst entworfenen Modekollektion von sich reden. Der Kommentar dazu:
„Niemand behauptet, man könne soziale Sorgen und strukturelle Versäumnisse durch popkulturelle Ästhetisierung beheben. Aber das Beispiel zeigt, wie man ein Stigma in Opferstolz und diesen wiederum durch Gründung einer eigenen Unternehmung in tätiges Selbstbewusstsein verwandeln kann.“
„Braucht es im Zeitalter des Downloads noch eine Popkritik?“ fragt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, und hält natürlich die Antwort darauf parat: In Zeiten, da per Download jederzeit jede Musik für jeden verfügbar ist, ging der Wissensvorsprung des Popkritikers verloren. Ohne diesen sei er aber nur ein Hörer unter anderen und sollte folglich von seinem Sockel herabsteigen und nun mehr auf Augenhöhe Geschmacksbildung betreiben. Solange das auf genauer Beobachtungsgabe, Scharfsinn und expressivem, narrativen Talent beruhe, brauche man sich aber um die Bedeutung von Popkritik keine Sorgen zu machen, resümiert Frank Schäfer in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG.
Die BERLINER ZEITUNG gratuliert dem „Meister der filmischen Moderne und der reflektierenden Prosa“, dem Filmregisseur Egon Günther zu seinem 80. Geburtstag. Mit „Lotte in Weimar“, „Abschied“ oder „Der Dritte“ schrieb er DEFA-Filmgeschichte. Ralf Schenk hebt in seiner Laudatio den Film „Die Schlüssel“ als das Opus Magnum hervor,
„ein Film, der lineare Erzählweisen aufbricht, ausgiebig atmosphärische Happenings erlaubt, Fiktives und Dokumentarisches vereint. Damit hatte sich die filmische Moderne endgültig auch in Babelsberg etabliert.“
Egon Günther sitzt zurzeit an einem Script zu einem heitern spirituellen Gegenwartsfilm und denkt außerdem über seine Memoiren nach. „Wir warten gespannt auf beides“ – schreibt Ralph Schenk in der BERLINER ZEITUNG.