Von Adelheid Wedel
Die "Tageszeitung" analysiert das kulturelle Selbstverständnis der Rumänen, die ja nun auch EU-Bürger sind. Die "Süddeutsche" macht sich angesichts der Hinrichtung von Saddam Hussein Gedanken über die Todesstrafe und Schuld und Sühne, während andere Feuilletons schon mal einen Ausblick auf die Gedenken in diesem Jahr geben.
Seit dem 1. Januar ist Rumänien Mitglied der EU. "Rumänien erlebt derzeit eine mühsame und selbstquälerische Metamorphose", schreibt Marius Babias in der TAZ. Wie dieser Prozess aussieht, der vor allem gekennzeichnet ist von der Frage nach dem kulturellen Selbstverständnis, legt der Autor knapp und analytisch genau dar. Die geschichtliche Entwicklung des Landes einbeziehend entwirft er ein Bild des heutigen Rumänien:
"Das zutiefst byzantinisch geprägte Land hat sich seit 1989 zwei Identitäten zurechtgelegt, die sich in der Theorie zwar gegenseitig ausschließen, im Alltagsleben und in der Politik aber prächtig vertragen: einerseits eine vormoderne Identität als christlich-orthodoxes Kulturvolk und andererseits eine postkommunistische Identität als aufgeklärte Europäer. Nationalismus und Europäismus bilden so den Kern des rumänischen Way of Life. In inneren Angelegenheiten ist man stramm antieuropäisch-national-orthodox, aber sobald es um die EU-Integration geht, gibt man sich radikal proeuropäisch-liberal-säkular. Dabei wird die kommunistische Vergangenheit konsequent ausgeblendet und eine selbstkritische Aufarbeitung der Geschichte strikt vermieden."
Aus dem starken Nationalismus haben die rumänischen Eliten heute "eine kuriose antimodernistische Kulturideologie gebastelt" - das wird im Artikel von Marius Babias in der TAZ ausgeführt und wird auf Interesse stoßen, jetzt, da Rumänien zur EU gehört.
Die an Saddam vollstreckte Todesstrafe nimmt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG zum Anlass darüber nachzudenken, was es mit der Todesstrafe überhaupt auf sich hat. "Es zwingt alle darüber nachzudenken", meint Burkhard Müller. "Alle Strafe wurzelt in der Vergeltung", sagt er und:
"Die Todesstrafe mag offiziell abgelehnt werden, und doch wird sie gebilligt."
Für Saddam Hussein gelte:
"Wenn überhaupt die Möglichkeit existiert, sein Leben durch seine Taten zu verwirken, dann hat der irakische Diktator sie bis zum Bodensatz ausgeschöpft wie keine andere Person der jüngsten Zeitgeschichte."
Willi Winkler, ebenfalls in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, schlägt einen anderen Ton an: Saddams Tod nützt dem Irak nicht mehr, wo inzwischen mehr tote Amerikaner zu beklagen sind, als am 11. September 2001 in New York, Washington und Philadelphia gestorben sind.
"Saddam Hussein sollte für die ungeheure Kränkung, dass die USA diesen Angriff wehrlos erlebten, mit dem Leben büßen. Er hatte mit diesen Anschlägen nichts zu tun, aber er gab den besseren Schurken ab als jener unsichtbare Guerillaführer, der sich einfach nicht aus den afghanischen Bergen herausbomben lässt."
Es sei für die gesamte Menschheit beschämend, dass es so etwas wie Saddam hat geben können, mahnt Burkhard Müller in seinem Artikel und folgert daraus:
"Nicht an Saddam ist es, Sühne zu tun, der hat es ausgestanden; wohl aber am ganzen Rest der Welt."
Denn so Willi Winkler:
"Der Irak ist noch der alte Irak, der von Franzosen und Engländern, von Deutschen und vor allem von Amerikanern mit Waffen und auch mit jenem Giftgas versorgt wurde, mit dem Saddam Schiiten und Kurden umbrachte."
Natürlich gibt es zum Jahreswechsel in den Feuilletons Vor- und Rückschauen, auf das soeben beendete Mozart-Jahr beispielsweise in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG; die WELT gibt eine Vorschau auf neue und wie sie schreibt "mutige" Fernsehprojekte; der TAGESSPIEGEL hat die Verlagsvorschauen studiert und eine "Inflation von Pilgerreisen" in Wort und Schrift ausgemacht. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG kündigt ein "Europäisches Kulturfestival in Abu Dubai für März 2007" an, nachdem sie die erfolgreichen Deutschen Kulturwochen in der Hauptstadt der Vereinigten Emirate ausgewertet hat.
Und wer noch mehr Zukünftiges bedenken möchte, der wird im TAGESSPIEGEL fündig. Hier wird Gedenken für das ganze Jahr aufgezählt, darunter der 50. Todestag von Humphrey Bogart, die runden Geburtstage von Zarah Leander und Lawrence Olivier. 100 Jahre alt würden 2007 auch Günter Eich und Astrid Lindgren. Vor 400 Jahren wurde Paul Gerhardt geboren, dem wir die schönsten Kirchenlieder verdanken. Und auch Goethes 175. Todestag steht 2007 im Kulturkalender.
"Das zutiefst byzantinisch geprägte Land hat sich seit 1989 zwei Identitäten zurechtgelegt, die sich in der Theorie zwar gegenseitig ausschließen, im Alltagsleben und in der Politik aber prächtig vertragen: einerseits eine vormoderne Identität als christlich-orthodoxes Kulturvolk und andererseits eine postkommunistische Identität als aufgeklärte Europäer. Nationalismus und Europäismus bilden so den Kern des rumänischen Way of Life. In inneren Angelegenheiten ist man stramm antieuropäisch-national-orthodox, aber sobald es um die EU-Integration geht, gibt man sich radikal proeuropäisch-liberal-säkular. Dabei wird die kommunistische Vergangenheit konsequent ausgeblendet und eine selbstkritische Aufarbeitung der Geschichte strikt vermieden."
Aus dem starken Nationalismus haben die rumänischen Eliten heute "eine kuriose antimodernistische Kulturideologie gebastelt" - das wird im Artikel von Marius Babias in der TAZ ausgeführt und wird auf Interesse stoßen, jetzt, da Rumänien zur EU gehört.
Die an Saddam vollstreckte Todesstrafe nimmt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG zum Anlass darüber nachzudenken, was es mit der Todesstrafe überhaupt auf sich hat. "Es zwingt alle darüber nachzudenken", meint Burkhard Müller. "Alle Strafe wurzelt in der Vergeltung", sagt er und:
"Die Todesstrafe mag offiziell abgelehnt werden, und doch wird sie gebilligt."
Für Saddam Hussein gelte:
"Wenn überhaupt die Möglichkeit existiert, sein Leben durch seine Taten zu verwirken, dann hat der irakische Diktator sie bis zum Bodensatz ausgeschöpft wie keine andere Person der jüngsten Zeitgeschichte."
Willi Winkler, ebenfalls in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, schlägt einen anderen Ton an: Saddams Tod nützt dem Irak nicht mehr, wo inzwischen mehr tote Amerikaner zu beklagen sind, als am 11. September 2001 in New York, Washington und Philadelphia gestorben sind.
"Saddam Hussein sollte für die ungeheure Kränkung, dass die USA diesen Angriff wehrlos erlebten, mit dem Leben büßen. Er hatte mit diesen Anschlägen nichts zu tun, aber er gab den besseren Schurken ab als jener unsichtbare Guerillaführer, der sich einfach nicht aus den afghanischen Bergen herausbomben lässt."
Es sei für die gesamte Menschheit beschämend, dass es so etwas wie Saddam hat geben können, mahnt Burkhard Müller in seinem Artikel und folgert daraus:
"Nicht an Saddam ist es, Sühne zu tun, der hat es ausgestanden; wohl aber am ganzen Rest der Welt."
Denn so Willi Winkler:
"Der Irak ist noch der alte Irak, der von Franzosen und Engländern, von Deutschen und vor allem von Amerikanern mit Waffen und auch mit jenem Giftgas versorgt wurde, mit dem Saddam Schiiten und Kurden umbrachte."
Natürlich gibt es zum Jahreswechsel in den Feuilletons Vor- und Rückschauen, auf das soeben beendete Mozart-Jahr beispielsweise in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG; die WELT gibt eine Vorschau auf neue und wie sie schreibt "mutige" Fernsehprojekte; der TAGESSPIEGEL hat die Verlagsvorschauen studiert und eine "Inflation von Pilgerreisen" in Wort und Schrift ausgemacht. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG kündigt ein "Europäisches Kulturfestival in Abu Dubai für März 2007" an, nachdem sie die erfolgreichen Deutschen Kulturwochen in der Hauptstadt der Vereinigten Emirate ausgewertet hat.
Und wer noch mehr Zukünftiges bedenken möchte, der wird im TAGESSPIEGEL fündig. Hier wird Gedenken für das ganze Jahr aufgezählt, darunter der 50. Todestag von Humphrey Bogart, die runden Geburtstage von Zarah Leander und Lawrence Olivier. 100 Jahre alt würden 2007 auch Günter Eich und Astrid Lindgren. Vor 400 Jahren wurde Paul Gerhardt geboren, dem wir die schönsten Kirchenlieder verdanken. Und auch Goethes 175. Todestag steht 2007 im Kulturkalender.