Vom Versuch, Musiktheater neu zu denken

Mehr als nur den Dienst abliefern

28:49 Minuten
Probenszene auf der Bühne
Probe zu "Die Hochzeit des Figaro" © operationderkuenste / Lukas Kleitsch
Von Sara Walther · 08.06.2020
„Studierende aller Hochschulen vereinigt euch!“. Unter diesem Motto haben in der "operationderkuenste" Visionäre zusammengetan. Sie wollen den traditionellen Opernbetrieb hinterfragen und gleichzeitig eigene Träume verwirklichen.
Die Mitglieder der "operationderkuenste" studieren an den Musikhochschulen in Berlin, Frankfurt/Main und Rostock. Alle haben einen großen Traum: sie wollen die hierarchischen Strukturen im traditionellen Opernbetrieb zugunsten demokratischer Kollektivstrukturen aufbrechen.
Der Dirigent Simon Scriba und der Sänger Giacomo Schmidt haben das Projekt ins Leben gerufen. 2019 stand die "Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Programm. 2020 ist es wieder eine Mozart-Oper, "Die Hochzeit des Figaro".

"Ein komplett utopisches Projekt"

Die Vision ist so neu nicht, ein Theater mit mehr Mitbestimmung und in flachen Hierarchien, unvoreingenommen und ohne eine alltägliche Routine zu machen. Doch jede Generation formuliert ihren Anspruch an eine erfüllende künstlerische Arbeit wohl noch einmal anders und neu - vor dem Hintergrund eigener, oftmals ersten Erfahrungen im globalen Musikbusiness.
Die Balance zwischen der künstlerischen Verantwortung von Regisseuren und Dirigentinnen und den gemeinsamen demokratischen Entscheidungen ist immer wieder neu auszuloten.
Probenszene mit Ensemble und Regisseurin.
Probe zu "Die Hochzeit des Figaro".© operationderkuenste / Viktor Sommerfeld
Die Herausforderungen an die Sängerinnen und Instrumentalisten waren jedenfalls auch in diesem Jahr groß, nicht nur, weil durch die Corona-Krise am Ende keine Premiere mit Publikum und keine fahrende Opernproduktion an die Hochschulorte zu erleben waren.

"Ich war nie so nah an der Musik"

Die "operationderkuenste" hat sich an eine große Aufgabe gewagt, auch wenn sich der Bühnenvorhang nach langen Probentagen und harter Arbeit am Ende enttäuschend still, ganz ohne Beifall wieder gesenkt hat. Die Studierenden haben viele, prägende Erfahrungen gemacht. Die Annäherung zur Musik hatte einen neuen Weg genommen. Es war weniger ein Lehrstück über die Demokratie in der Kunst war, als eine Erfahrung im respektvollen, kreativen Miteinander.
Orchester probt mit Solistin und Dirigenten auf der Bühne.
Orchesterprobe zu "Die Hochzeit des Figaro".© operationderkuenste / Lukas Kleitsch
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