Vom Urknall und Schwarzen Löchern

12.11.2010
Der Wisschenschaftsjournalist Gerd Schneider schildert die Geburt unseres Planeten im Stile eines Abenteuerromans. Gemeinsam mit dem Androiden XaphoX, der für einen Reiseveranstalter in einer fernen Galaxie arbeitet, erleben die jugendlichen Leser, wie Erde und Leben entstehen.
Kindern schwierige und komplexe Themen zu vermitteln, gehört zu seinen Spezialitäten. 2008 hat er die Globalisierung, 2009 die Finanzkrise für junge Leser aufbereitet. Nun widmet sich der Wissenschaftsjournalist Gerd Schneider den Anfängen unseres Universums, der Geburt unseres Planeten und der Entstehung von Leben. Sein neues Buch wendet sich an Leser ab elf Jahren. Es ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass sich selbst hochkomplexe, naturwissenschaftliche Phänomene anschaulich und auch für Kinder nachvollziehbar darstellen lassen.

Gerd Schneider schildert die Entstehung der Erde im Stile eines Abenteuerromans. Eine wichtige Figur in seinem Buch ist der Androide XaphoX, der für einen Reiseveranstalter in einer fernen Galaxie arbeitet. Seine Aufgabe: entstehende Sterne ausfindig zu machen, denn Abenteuerreisen zu so einem spektakulären Ereignis wie einer Sternengeburt sind in seiner Heimat der letzte Schrei. Und so erlebt der Leser im ersten Teil des Buches gemeinsam mit dem Androiden, wie die Erde und schließlich das Leben entstehen.

Schneider versteht es, die Milliarden Jahre dauernde Entwicklung einer anfangs unwirtlichen feurigen Kugel aus Sternenstaub zum Blauen Planeten mit all seinen gegenwärtigen und vergangenen Lebensformen Revue passieren zu lassen. Gerade das Anfangschaos erzählt der Autor aus der Beobachterperspektive des Androiden und daher besonders spannend. Ein Glanzstück ist auch die Beschreibung, wie Leben entstand. Da es (nicht nur) hier konkurrierende Theorien gibt, erfahren die jungen Leser in diesem Kapitel auch gleich eine der wichtigsten Erkenntnisse von Wissenschaft überhaupt: Letztendliche Gewissheit gibt es nicht, und jede Theorie gilt nur so lange, wie sie nicht von der ihr nachfolgenden widerlegt wird. Und die Menschwerdung? Auch sie steckt noch voller Rätsel. Das 1974 gefundene Fossil "Lucy" war jedenfalls nicht das schon so lange gesuchte Bindeglied zwischen Affe und Mensch. Genauso wenig wie "Ardi", ein Skelett, das 2009 entdeckt wurde und mit seinen 4,4 Millionen Jahren noch etwa 1,5 Millionen Jahre älter ist als Lucy.

Die Menschen und ihre Geschichte lässt XaphoX in Teil zwei des Buches hinter sich, um gemeinsam mit einer illustren Gruppe um Sir Isaac Newton und Albert Einstein eine Zeitreise in Richtung Urknall zu unternehmen. Vorbei an Schwarzen Löchern, mitten durch den Hyperraum und mit Einsteins Erklärungen zum Raum-Zeit-Kontinuum. Hier allerdings muss nicht nur der Androide passen, sondern sicher auch der ein oder andere Leser.

Dennoch: Gerd Schneider gelingt es in beeindruckender Weise, Naturwissenschaft zu "erzählen" und neueste Erkenntnisse aus Physik, Chemie, Biologie oder Geologie in seine Geschichte einzuflechten. Wichtige Naturgesetze und Theorien sowie die Biografien vieler wegweisender Wissenschaftler von A wie Avery bis Z wie Zeilinger lassen sich in farbig markierten Infokästen studieren. Dass es außerdem noch ein umfangreiches Register gibt, macht dieses auch besonders schön gestaltete Sachbuch zusätzlich zu einem hilfreichen Nachschlagewerk.

Besprochen von Eva Hepper

Gerd Schneider: Von einem, der auszog, die Welt zu verstehen und bis zum Abendessen wieder zurück sein wollte – Aufzeichnungen über die Entstehung der Welt
Illustrationen: Volker Fredrich,
Arena Verlag, Würzburg 2010
Ab 11 Jahren
272 Seiten, 22 Euro