Vom Todesstrahl zum Licht des Lebens

Von Ralf Krauter |
Am 16. Mai 1960 ging der Welt ein Licht auf. Als der junge US-Physiker Theodore Maiman im kalifornischen Malibu einen roten Rubinkristall mit einer Blitzlampe traktiert, sendet dieser plötzlich seinerseits Lichtblitze aus, die überraschend hell sind. So hell, dass es nur eine Erklärung gibt: Die Chromatome des Rubins schwingen im perfekten Gleichklang und verstärken das Licht. Für jedes Lichtteilchen, das sie trifft, schicken sie zwei identische auf den Weg.
Das zugrunde liegende Prinzip der stimulierten Emission hatte Albert Einstein 1917 formuliert. Theodore Maiman gelingt es als Erstem, es technisch nutzbar zu machen. Das Ergebnis ist beeindruckend: Eine neue Art von Licht – intensiv und gebündelt - das in der Natur kein Pendant kennt. Der 16. Mai 1960 markiert die Geburtsstunde des Lasers.
Der Lichtkegel einer Taschenlampe verliert sich nach wenigen Metern im Dunkeln, der rote Strahl aus dem Rubin dagegen bleibt kilometerweit auf Kurs. Damit lassen sich Energie und Information effizienter als jemals zuvor ans Ziel bringen. Kein Wunder, dass die Wunderlampen einen beispiellosen Siegeszug angetreten haben. 50 Jahre nach ihrer Erfindung sind Laser allgegenwärtig. Sie lesen DVDs, scannen Preisschilder im Supermarkt und belichten Siliziumscheiben, damit daraus Computerchips werden; sie schweißen Autokarosserien, beschriften Armaturenbretter und schicken Daten durch Glasfasernetze rund um den Globus. Ohne Lasertechnik gäbe es weder das Internet noch Solarzellen, weder Handyakkus noch Herzschrittmacher.
Wie kam die Megainnovation gebündeltes Licht in die Welt? Warum haben Laser unseren Alltag verändert wie kaum eine andere Erfindung des letzten Jahrhunderts? Wodurch wurden sie so populär, dass sich heute sogar das Verb "lasern" im Duden findet?
Die Lange Nacht über 50 Jahre Laser begibt sich auf Spurensuche in Labors und Archiven und lässt namhafte Experten zu Wort kommen.
Der Zeitzeuge und emeritierte Professor Wolfgang Kaiser, der 1960 bei den renommierten Bell Labs des US-Telefonriesen AT&T forschte, schildert den dramatischen Wettlauf um den Bau des ersten Lasers - und den überwältigenden Eindruck, den sein Lichtstrahl hinterließ.
Der Wissenschaftshistoriker Ernst-Peter Fischer, dessen Buch über die Geschichte des Lasers kürzlich erschien, erzählt, warum ausgerechnet der Außenseiter Theodore Maiman am Ende die Nase vorn hatte – obwohl er gegen die mächtige Konkurrenz von der US-Ostküste eigentlich keine Chance hatte.
Und der Physikprofessor und "StarTrek"-Fan Metin Tolan erläutert, was Laserwaffen für Filmemacher so sexy macht, wie realistisch ihr Einsatz in Drehbüchern von Star Wars bis James Bond ist und warum sich die militärischen Hoffnungen, die kalte Krieger wie Ronald Reagan einst in Strahlenkanonen setzten – Stichwort "Star Wars" -, nicht erfüllt haben.
Ein Rubinstäbchen, eine Blitzlampe und eine Metallhülse – mehr brauchte Theodore Maiman vor 50 Jahren nicht, um eine neue Ära einzuläuten. Doch der Zwist um die wissenschaftlichen Lorbeeren für den Bau des ersten Lichtverstärkers zog sich jahrzehntelang hin. Ebenso ein Patentstreit, an dessen Ende ein einst nur am Rande beteiligter Forscher namens Gordon Gould Millionen kassierte. Theodore Maiman gründete zwei Jahre nach seinem Durchbruch eine eigene Laserfirma und machte seine Erfindung zu viel Geld. Für den Nobelpreis wurde er zwar mehrfach nominiert, bekommen haben ihn am Ende aber immer andere Licht-Dompteure. Der Laserpionier starb 2007 in Vancouver. Sein Licht wird noch lange leuchten.
Links:
50-jahre-laser.com
laserfest.org
laserfest.org/lasers/video-maiman.cfm
Laser - Eine deutsche Erfolgsgeschichte von Einstein bis heute

Stimulierte Emission - Der Laser wird 50

Forschung Aktuell - Megalampe für Röntgenlicht - Beitragsreihe "50 Jahre Laser" *

In der Kürze liegt die Würze - Beitragsreihe "50 Jahre Laser"

Ersatzknochen aus der Laserschmelze - Beitragsreihe "50 Jahre Laser" *

Kurze Pulse für die Medizin - Beitragsreihe "50 Jahre Laser"

Der stärkste Laser der Welt - Beitragsreihe "50 Jahre Laser"

50 Jahre Laser - Gebündeltes Licht revolutioniert die industrielle Fertigung.

Glasfaser als Laser - Neue Anwendungen für eine Superlampe