Vom Tante-Emma-Laden zum Dessousgeschäft

Vorgestellt von Jörg Taszman |
In "Die Herbstzeitlosen" erfüllt sich eine 80-Jährige einen Lebenstraum, indem sie in einem beschaulichen Schweizer Dorf ein Dessousgeschäft eröffnet. In dem israelischen Dokumentarfilm "The Cemetery Club" treffen sich befreundete ältere Jerusalemer Juden jeden Samstag auf einem Friedhof zum gemeinsamen Diskutieren und Philosophieren.
Die Herbstzeitlosen
Schweiz 2006, Regie: Bettina Oberli, Darsteller: Stephanie Glaser, Annemarie
Düringer, ohne Altersbeschränkung


Es gibt sie noch diese kleinen Filme jenseits von Hollywood, die es schaffen, den Zuschauer allein durch ihre Menschlichkeit zu faszinieren. In der Schweiz gelang dies im Vorjahr der Regisseurin Bettina Oberli mit ihrem Film "Die Herbszeitlosen", in dem eine 80-Jährige dank ihrer rüstigen Freundinnen noch einmal von vorne anfängt und sich einen Lebenstraum erfüllt. Ausgerechnet im beschaulichen Dorf Trub eröffnet Martha ein Dessousgeschäft.

"Die Herbstzeitlosen" ist ein kleiner, liebevoller Film, der mit sehr viel Wärme und Leichtigkeit seinen Figuren Raum und Würde gibt. Natürlich laufen vor allem die Männer des Ortes Surrm gegen den "Sittenverfall" aber Martha erhält Unterstützung von ihren Freundinnen und den rüstigen Insassen eines lokalen Altersheims. Über 500.000 Zuschauer sahen den Film allein in der Deutsch-Schweiz. Bettina Oberli ist eine gute Geschichtenerzählerin und findet im Alltag das Besondere. Man muss auch den deutschen Verleih ausdrücklich dafür loben, den Film in der schweizerdeutschen Fassung mit hochdeutschen Untertiteln zu präentieren. Nur so wirkt er authentisch.

The Cemetery Club
Israel 2006, Regie: Tali Shemesh, Darsteller: Minya, Lena

Um der Einsamkeit und der Langeweile zu entgehen, treffen sich befreundete Jerusalemer Juden jeden Samstag auf dem Mount Herzl Friedhof zum gemeinsamen Diskutieren und Philosophieren. Dabei gibt es hitzige auch politische Diskussionen, denn fast alle sind Überlebende der Konzentrationslager.

Die Regisseurin portraitiert ihre eigene Großmutter und deren Schwägerin. Der Film gewann in Leipzig 2006 die Goldene Taube und ist ebenso komisch wie traurig: der Tod schwingt nicht nur in der Erinnerung immer mit, sondern auch in der Gegenwart. Allein während der Dreharbeiten verstarben einige der Protagonisten.

Mr. Bean macht Ferien
Großbritannien 2006, Regie: Steve Bendelack, Darsteller: Rowan Atkinson, Willem Dafoe, ohne Altersbeschränkung

Besser als der erste lange Bean-Film vor zehn Jahren, der in den USA spielte. "Mr.Bean macht Ferien" spielt nun hauptsächlich in Frankreich, glänzt durch Sprachchaos (Englisch, Französisch, Russisch und 1 Wort Spanisch) ist aber komischerweise immer dann am überzeugendsten, wenn Rowan Atkinson als Mr.Bean eher im Hintergrund bleibt. Wie so oft kann ein Film eines Komikers, der vor allem in Sketchen glänzt, nur phasenweise überzeugen und für Erheiterung sorgen.