Vom Starchirurgen zum Angeklagten

Von Kim Kindermann |
Er war der Star der deutschen Transplantationschirurgie: Christoph Broelsch. Der 1944 geborene Sohn eines Pfarrers machte eine sensationelle Karriere. Schon im Alter von 40 Jahren arbeitet er als Abteilungsleiter an der renommierten Medical School der Universität von Chicago.
1989 gelang ihm dort weltweit führend die Übertragung des Leberlappens einer Mutter auf ihr krankes Kind. Eine Sensation: Die Lebendspende einer Leber hielt damit Einzug in die Medizin. Heute gehört sie zu Standard. Und sie macht Christoph Broelsch zum gefragten Chirurgen. 1998 wurde er schließlich unter großem Jubel Chef der Transplantationschirurgie am Essener Universitätsklinikum. 2004 erhielt Broelsch das Bundesverdienstkreuz.

Doch sein Stern sank, als im Frühjahr 2007 bekannt wurde, dass der Mediziner Geld von seinen Patienten gefordert haben soll. Im Oktober 2007 wurde er vom Dienst suspendiert. Im Oktober 2008 legte die Staatsanwaltschaft Essen ihre erste 99-seitige Anklageschrift vor, im März dieses Jahres folgte eine zweite. Der Vorwurf lautet seitdem: Bestechlichkeit, Betrug in einem besonders schweren Fall und Steuerhinterziehung. Dem Mediziner wird unter anderem vorgeworfen, von todkranken Krebspatienten eine Spende verlangt zu haben, wenn sie möglichst zeitnah von ihm persönlich behandelt werden wollten.

Insgesamt 185.000 Euro sollen so auf ein Drittmittelkonto der von Broelsch geleiteten Klinik eingegangen sein. Darüber hinaus soll der Mediziner zwischen 2002 und 2004 solche Zahlungen nicht versteuert haben. Zudem sollen in 22 Fällen mit Privatpatienten sogenannte Wahlleistungsvereinbarungen abgeschlossen worden sein. Darin wurde festgelegt, dass Christoph Broelsch die Operation selbst durchführen würde. Obwohl dies unterblieb, rechnete der Mediziner die Behandlungen trotzdem ab und verursachte damit - nach Ansicht der Staatsanwaltschaft - einen Sachschaden in Höhe von über 100.000 Euro.

Seit heute nun steht Professor Christoph Broelsch in Essen vor Gericht. Eine Schuld hat er bislang weit von sich gewiesen. Die Spendengelder seien schließlich der Forschung zugute gekommen.