Vom Spielen und Erfinden

Von Christina Schaffrath · 19.12.2005
Das Spiel "Die Siedler von Catan" gehört mittlerweile zu den Verkaufsschlagern der Spielewelt. Vor zehn Jahren kam es auf den Markt, inzwischen wird es in 20 Ländern gespielt und allein in Deutschland ist es über sieben Millionen Mal verkauft worden. Klaus Teuber gelang dieses Kunststück, wobei für ihn Spiele erfinden eigentlich nur ein Hobby war.
Teuber: "Mein erstes Erlebnis, das mich dazu brachte, selbst ein Spiel zu entwickeln, das war die Lektüre von einem Buch, "Die Schule der Rätselmeister" und in der Situation habe ich gedacht, wie wäre es denn wenn man diese Rätselkämpfe, die in dem Buch beschrieben wurden, wenn man die in einem Spiel wieder erleben kann. Das war so spannend, sich daran zu setzen und so kam es dann zu meinem ersten Spiel. "

Das war vor mehr als 20 Jahren. Klaus Teuber, heute 53 Jahre alt, war damals Zahntechnikermeister, arbeitete täglich bis zu zwölf Stunden in einem Labor. Seine Ideen verwirklichte der Vater von zwei Kindern im Keller seines Reihenhauses bei Darmstadt. Kaum vier Quadratmeter Platz, doch der Wunsch, eine bestimmte Idee im Spiel erlebbar zu machen, war für ihn wie eine Berufung:

"Manchmal kann man es vergleichen mit 'nem Schloss, das man in der Ferne sieht, dort würd' man gerne hin, man weiß auch wie das Schloss aussieht, aber dazwischen ist Sumpf, ist Wald ist alles mögliche und man geht x Umwege und irgendwann verirrt man sich vielleicht total. "

Auf dem Weg zum fertigen Spiel sind Familie und Freunde die wichtigsten Kritiker für Klaus Teuber. Seine Frau Claudia spielt selbst gerne und besonders seinem damals neunjährigen Sohn Benjamin war eindeutig anzumerken, ob ihm ein Entwurf gefiel. Langweilte er sich, las er während der Partie in seinen Micky Maus Heften. Teuber schaffte es, dass seine Spiele verlegt wurden. Für seine Erstlinge "Barbarossa" und "Adel verpflichtet" erhielt er sofort die Auszeichnung "Spiel des Jahres". Dabei war das Spieleerfinden für ihn nur ein Hobby:

"Also ich hatte nie vor Spieleautor zu werden, ich wusste gar nicht, dass es so was gibt. "

Für Klaus Teuber ist Spielen kein Trend, sondern ein menschliches Bedürfnis. Es macht Spaß, vermittelt aber auch Respekt und Toleranz. Wer spielt, der lernt verlieren – und sich zu entscheiden.
Und was macht ein richtig gutes Spiel aus?

"Ein gutes Spiel zieht die Leute in ihren Bann, es mag sein, dass am Anfang eines Spieles, grad wenn die Regel erklärt wird, sich noch über irgendwelche Dinge unterhalten wird, aber wenn das dann plötzlich abebbt und so eine Art Geist entsteht im Spiel, der die Köpfe runter zieht, ins Spiel zieht und dann eigentlich alle nur noch dieses Spiel vor sich haben, dann ist es ein gutes Spiel. "

Im Büro von Klaus Teuber stehen in Vitrinen kleine Figuren. Römer und Karthager, sorgfältig in Gruppen aufgestellt. Der grauhaarige Mann mit dem Schnauzbart interessiert sich seit seiner Kindheit für Geschichte. Besonders die Entdeckungsgeschichte fasziniert ihn; damals, als die Wikinger allein in ihren Drachenboten das offene Meer bereisten, neues Land entdeckten und besiedelten. Den Wunsch dieses Erlebnis spielbar zu machen, führt Klaus Teuber zu seinem größten Erfolg.

"Das Prinzip von Siedler von Catan ist ein ganz einfaches, das jeder auch versteht: ernten, bauen, handeln, das ist im Prinzip das, was jeder irgendwie in irgendeiner Form schon gemacht hat, was wir in der Menschheitsgeschichte schon gemacht haben und so entstand dann von Idee zu Idee am Ende dann auch das Spiel. "

Auf dem Tisch liegt der Prototyp der Siedler von Catan. Handbemalte Landschaftskarten und aus Holzklötzchen geklebte Städte und Siedlungen. Wer konnte ahnen, dass diese einfachen Bausteine, mal ein weltweit bekanntes Spiel ergeben?

"Ich denke mal, das, was den Erfolg später auch ausgemacht hat, war das Variable, dass ich ziemlich schnell begann, die Landschaft immer anders aufzubauen. "

Ein Erfolgsrezept. Das Spielbrett ist immer unterschiedlich, jede Partie eine neue Entdeckung. Die Siedler von Catan werden zum Bestseller. Klaus Teuber entschließt sich, hauptberuflich als Spieleautor tätig zu sein, hängt seinen Beruf als Zahntechniker an den Nagel.

"Was ich dann auch konnte, weil ich dann nach vier Jahren gesehen hab, das ist 'ne tragende Sache. "

Sein Leben verändert sich. Das Reihenhaus wird durch ein anderes ersetzt, das Nebenhaus als Büro gleich mitgekauft. Jetzt schaut er von seinem Schreibtisch auf Felder und den nahen Waldrand. Die Spiele entstehen inzwischen am Computer.

Catan wird zur Marke. Teuber entwickelt weitere Spielversionen, Zusatz-Sets und das online Spiel. Gemeinsam mit seinem älteren Sohn Guido gründet er die Catan GmbH.
Was ihm bei alledem wichtig bleibt: sich nicht durch den Erfolg beeinflussen zu lassen. Sonst verliere man das Wesentliche: die Freude am normalen Leben.
Irgendwann möchte Klaus Teuber aber auch ein ganz anderes Spiel erfinden und die Insel Catan verlassen. Er weiß, was er dazu braucht:

"Geduld ist denke ich mal das wichtigste, dass man nicht denkt, es muss morgen fertig sein oder es muss übermorgen fertig sein und wenn es dann nicht fertig ist, dann schmeißt man es weg, sondern man muss immer wieder an dieses Spiel herangehen, das schafft man aber nur, wenn man die Liebe dazu hat, wenn man das, was man tut liebt. "