Vom Rechtsrock zum Mainstream?

"Die Böhsen Onkelz sind keine rechte Band mehr"

Die Böhsen Onkelz sehen tatsächlich böse aus - aber sind sie auch rechts?
Die Böhsen Onkelz sehen tatsächlich böse aus - aber sind sie auch rechts? © picture alliance / dpa / Alex Laljak / BO2014
Klaus Farin im Gespräch mit Martin Böttcher · 14.06.2017
Die Böhsen Onkelz spielen am Wochenende vor einer Riesenkulisse auf einem Festival am Hockenheimring. Trotz langer Pause ist die Band äußerst erfolgreich - und hat sich nach Ansicht des Jugendforschers Klaus Farin grundlegend verändert.
Mit rechtsradikalen Texten und Posen fingen sie vor 37 Jahren an, entwickelten sich zur umstrittensten deutschen Band – und zu einer der erfolgreichsten: die Böhsen Onkelz.
Am Freitag und Samstag werden über einhunderttausend Menschen auf dem von der Band veranstalteten Matapaloz-Festival am Hockenheimring erwartet. Was ist das für eine Band, die trotz zehnjähriger Pause, trotz – oder wegen - ihrer Rechtsrock-Vergangenheit so viele Menschen mobilisiert?
Das haben wir mit dem Autoren und Rechtsrock-Experten Klaus Farin besprochen. Er ist Mitbegründer vom Archiv der Jugendkulturen in Berlin und hat Bücher über Skinheads, Fußballfans, und die Band Frei.Wild geschrieben.

Farin erforscht die Onkelz seit 1993

Seit 1993 erforscht Farin systematisch "Die Böhsen Onkelz" und ihre Fans. Tausende Feedbacks hat Farin seitdem aufgearbeitet. Nun veröffentlicht er seine jüngsten Erkenntnisse über die Onkelz in einem zweibändigen Werk.
Im Gespräch mit der Sendung Tonart bescheinigt Farin den Böhsen Onkelz einen grundlegenden Mentalitätswandel:
"Es gab bei den Böhsen Onkelz einen Bruch von einer rechten Band zu einer anti-rechten Band", sagte er im Deutschlandfunk Kultur.
Allerdings hält sich nach Farins Beobachtung hartnäckig die Ansicht, dass die Musiker nach wie vor echte Rechte sind.
"Wenn auch intelligente und medienkompetente Menschen diesen Unsinn glauben, dann ist es mein Weg, mit einem Buch zurückzuschlagen", sagte Farin in der "Tonart".
Farin versucht mit einer Befragung Tausender Fans der Böhsen Onkelz nachzuweisen, wie sehr sich die Band von einem Subkultur-Phänomen hin zum Mainstream gewandelt hat.

Die Fans kommen aus der Heavy Metal-Szene

"Eine Band, die etwa zwei Millionen Fans hat, ist nicht mehr Subkultur. Der Großteil der heutigen Fans kommt aus der Heavy Metal-Szene", betonte Farin. Die Fans der Band seien ein Querschnitt der Gesellschaft.
Eine Verbindung zwischen den Onkelz und der Musik der Identitären erkennt Farin nicht:
"Die Böhsen Onkelz haben bis heute eine Punk-Mentalität. Dort geht es um Provokation, um Aggression, um sehr raue Musik. Das passt natürlich nicht in das politische Konzept einer Gruppe wie die Identitären hinein."
Die Identitären verfügen nach Einschätzung von Farin im Grunde über keine keine eigene Musik.
"Die Identitären sind stark in der klassischen rechten Szene verankert. Wenn man sich ihre Aktionen ansieht, erkennt man immer sofort ganz viele Menschen wieder, die noch vor ein paar Jahren bei den Kameradschaften waren oder in NPD-nahen Kreisen", berichtete der Jugendforscher.
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