Vom Lager zum Dorf

Die bewegte Geschichte von Trutzhain in Hessen

Den Häusern sieht man noch immer ihren Ursprung als Kriegsgefangenen-Baracken an.
Den Häusern sieht man noch immer ihren Ursprung als Kriegsgefangenen-Baracken an. © picture alliance / dpa / Uwe Zucchi
Von Susanne von Schenck · 10.07.2016
Die "deutsche Märchenstraße" macht um das hessische Trutzhain einen Bogen. Denn mit seinen flachen Baracken und schnurgeraden Straßen ist der Ort in der Schwalm alles andere als idyllisch, aber ein Stück deutsche Geschichte.
Während des Zweiten Weltkrieges sperrte Hitlers Wehrmacht auf einer ehemaligen Weide Polen und Franzosen ein, darunter François Mitterand, den späteren französischen Staatspräsidenten - in Zelten, umgeben von Stacheldraht.
Mit 53.000 Häftlingen war das StaLag IX A das größte Kriegsgefangenenlager in Hessen. Dann wurden Baracken gebaut.
Später machten Juden als "displaced People" auf dem Weg nach Palästina dort Station, ab 1948 fanden Heimatvertriebene in den Baracken eine Unterkunft. Einige sind geblieben. 1951 wurde aus dem Lager die damals jüngste Gemeinde Hessens: Trutzhain.
Bis heute prägt die Gründungsgeschichte das Leben im Dorf - und das nicht nur, weil die Hauptstraße bis heute von den ehemaligen Lagerbaracken gesäumt wird, die nun jedoch als Wohnhäuser saniert wurden.