Vom Jungen zum Mann
Bisher wurde der britische Schriftsteller Nick Hornby vor allem mit Geschichten bekannt, die den Jungen im Mann zum Thema hatten. Er lieferte zum Beispiel die Vorlage für den Film "About a Boy". Sein neuer Roman "Slam" schildert dagegen, wie ein Junge zum Mann wird. Als sich die Hauptfigur, ein Teenager, verliebt, wird seine Freundin schwanger.
Eigentlich glaubte man zu wissen, womit man es bei den Romanen des britischen Schriftstellers Nick Hornby bisher zu tun hatte. Es waren Erzählungen über Männer, die irgendwie Jungs geblieben waren. Ob "Fever Pitch" oder "High Fidelity", es waren Bücher über die Sorgen und Nöte des ewigen Jungen, der sich in die Begeisterung für Schallplatten oder Fußball flüchtet, um den Nöten dessen zu entgehen, was der Rest der Welt das Erwachsenenleben nennt. Oder "About A Boy", wo ein Kind in die festgefügte Junggesellenwelt einbricht. Passende Erzählungen für eine Zeit, in der die Lebensabschnitte durchlässiger werden und die Popkultur auch für Leute jenseits der 30 interessant ist.
So gesehen ist "Slam", Hornbys neuer Roman, eine große Überraschung. Das Buch kommt nicht nur ganz ohne ein Alter Ego des Autors aus. Hornby vollzieht auch einen interessanten Schritt: Wenn seine Romane bisher immer von dem Jungen im Mann handelten, so schreibt er mit "Slam" auf einmal darüber, wie ein Junge zum Mann wird.
Das Buch dreht sich um Sam, einen so durchschnittlichen wie sympathischen Jungen, der zur Schule geht, nachmittags mit seinen Kumpels Skateboard fährt, und wenn er nicht mehr weiter weiß, dann unterhält er sich mit dem Plakat des Skateboard-Idols Tony Hawks an der Wand seines Zimmers. Per Zufall lernt er die hübsche Alicia kennen, ein Mädchen, das er im Grunde für eine Nummer zu groß für sich hält, die sich aber nicht nur in ihn verknallt - auf einmal ist sie schwanger. Sie will das Kind bekommen. Sam wird Vater.
Die Geschichte ist geschickt konstruiert, denn Sams Mutter hat ihren Sohn nicht nur selbst mit 16 bekommen und wird von Sams Freunden mitunter für seine Schwester gehalten. Sie bringt gegen Ende des Romans auch noch ein zweites Kind auf die Welt, das gleichzeitig Sams Bruder und die Tante von Sams Sohn ist. Geschickt ist das deshalb, weil es Hornby in "Slam" um zweierlei geht. Zum einen darum, aus der Perspektive von Sam zu erzählen, wie so ein überstürztes Älterwerden abläuft, wie sich das anfühlt, auf einmal Verantwortung zu haben, ohne darauf vorbereitet zu sein. Inklusive all der Ängste, Euphorien, Fluchtfantasien und Fehler, die damit einhergehen.
Auf der anderen Seite aber, und das ist fast noch wichtiger, erzählt Hornby einen so alltäglichen wie ungewöhnlichen Familienroman. Eine Geschichte, wo die Rollen von Mama, Papa und Kind eben nicht so eindeutig verteilt sind, wie es die bürgerliche Norm will. Und trotzdem funktioniert. "Slam" ist keine Apologie der Teenager-Schwangerschaft, im Gegenteil, es ist ein aufklärerisches Buch über die Schwierigkeiten, die es bedeutet, sehr jung ein Kind zu bekommen. Aber es ist ein Roman, der das Recht seiner Protagonisten verteidigt, nicht den Vorstellungen zu entsprechen, die die wohlmeinende Moral der Mehrheitsgesellschaft für sie bereithält.
Das gelingt, weil "Slam" ein so anrührendes Buch ist. Denn eine Teenager-Schwangerschaft bedeutet, dass ganz viele Leute, ganz viel falsch machen. Dies so zu erzählen, dass einem die Protagonisten mit jedem Streit, mit jeder Flucht, mit jedem Fehler immer näher ans Herz rücken, ist ein rares Gut.
Rezensiert von Tobias Rapp
Nick Hornby: "Slam",
übersetzt von Clara Drechsler und Harald Hellmann
Kiepenheuer und Witsch, Köln 2007. 302 S., 17,95 Euro
So gesehen ist "Slam", Hornbys neuer Roman, eine große Überraschung. Das Buch kommt nicht nur ganz ohne ein Alter Ego des Autors aus. Hornby vollzieht auch einen interessanten Schritt: Wenn seine Romane bisher immer von dem Jungen im Mann handelten, so schreibt er mit "Slam" auf einmal darüber, wie ein Junge zum Mann wird.
Das Buch dreht sich um Sam, einen so durchschnittlichen wie sympathischen Jungen, der zur Schule geht, nachmittags mit seinen Kumpels Skateboard fährt, und wenn er nicht mehr weiter weiß, dann unterhält er sich mit dem Plakat des Skateboard-Idols Tony Hawks an der Wand seines Zimmers. Per Zufall lernt er die hübsche Alicia kennen, ein Mädchen, das er im Grunde für eine Nummer zu groß für sich hält, die sich aber nicht nur in ihn verknallt - auf einmal ist sie schwanger. Sie will das Kind bekommen. Sam wird Vater.
Die Geschichte ist geschickt konstruiert, denn Sams Mutter hat ihren Sohn nicht nur selbst mit 16 bekommen und wird von Sams Freunden mitunter für seine Schwester gehalten. Sie bringt gegen Ende des Romans auch noch ein zweites Kind auf die Welt, das gleichzeitig Sams Bruder und die Tante von Sams Sohn ist. Geschickt ist das deshalb, weil es Hornby in "Slam" um zweierlei geht. Zum einen darum, aus der Perspektive von Sam zu erzählen, wie so ein überstürztes Älterwerden abläuft, wie sich das anfühlt, auf einmal Verantwortung zu haben, ohne darauf vorbereitet zu sein. Inklusive all der Ängste, Euphorien, Fluchtfantasien und Fehler, die damit einhergehen.
Auf der anderen Seite aber, und das ist fast noch wichtiger, erzählt Hornby einen so alltäglichen wie ungewöhnlichen Familienroman. Eine Geschichte, wo die Rollen von Mama, Papa und Kind eben nicht so eindeutig verteilt sind, wie es die bürgerliche Norm will. Und trotzdem funktioniert. "Slam" ist keine Apologie der Teenager-Schwangerschaft, im Gegenteil, es ist ein aufklärerisches Buch über die Schwierigkeiten, die es bedeutet, sehr jung ein Kind zu bekommen. Aber es ist ein Roman, der das Recht seiner Protagonisten verteidigt, nicht den Vorstellungen zu entsprechen, die die wohlmeinende Moral der Mehrheitsgesellschaft für sie bereithält.
Das gelingt, weil "Slam" ein so anrührendes Buch ist. Denn eine Teenager-Schwangerschaft bedeutet, dass ganz viele Leute, ganz viel falsch machen. Dies so zu erzählen, dass einem die Protagonisten mit jedem Streit, mit jeder Flucht, mit jedem Fehler immer näher ans Herz rücken, ist ein rares Gut.
Rezensiert von Tobias Rapp
Nick Hornby: "Slam",
übersetzt von Clara Drechsler und Harald Hellmann
Kiepenheuer und Witsch, Köln 2007. 302 S., 17,95 Euro