Vom Fußball-Profi zum Erzieher

Das Leben nach dem Sport

Ex-Fußballprofi Christian Maly mit seinen Töchtern
Ex-Fußballprofi Christian Maly mit seinen Töchtern © Bastian Brandau
Von Bastian Brandau · 30.08.2015
Wer Fußballprofi wird, hat ausgesorgt - denkt man. Doch schon eine Verletzung kann alles verändern. Dann werden die Sportler Trainer, Scout, Vereinsmaskottchen. Oder Erzieher, so wie der frühere Torwart des Wuppertaler SV, Christian Maly.
Theresa und Josepha wollen die Zeit mit ihrem Vater genießen. Denn zuvor mussten sie ihn für 25 Stunden entbehren. So lange hat sich Christian Maly, groß gewachsen, Brille und Bart, nicht um seine Töchter, sondern um andere Kinder gekümmert. Als Erzieher arbeitet er in einer Kinderwohngruppe. Kinder, die nicht mehr bei ihren Familien wohnen können, werden dort rund um die Uhr betreut.
"Ist nicht so immer so schön, wenn man Kinder hat, aber das ist alles machbar, weil meine Frau da auch mithilft."
Früher hütete Christian Maly das Tor des Wuppertaler SV, insgesamt zehn Jahre lang. Erst arbeitete er halbtags als Industriekaufmann, als er später häufiger trainieren musste, wurde er Vollprofi. Auch wenn es in der Regionalliga, die später zur dritten Liga wurde, die ganz großen Summen nicht zu verdienen gab.
Ein Riss der Patellasehne beendete die Karriere von Christian Maly
"Das ist so ein gutes Bürogehalt. Während meine Freunde noch studiert haben, hatten die natürlich viel weniger. Aber es ist nicht so, dass man sagt, danach leg ich mal die Füße hoch. Auf gar keinen Fall."
Ein Riss der Patellasehne beendete die Karriere von Christian Maly, als er 35 war. In den Bürojob als Industriekaufmann wollte er nicht zurück. Physiotherapeut wäre eine Option gewesen, aber das lange Stehen hätte sein Körper nicht geschafft – und es gab für ihn gute Gründe, die Ausbildung zum Erzieher zu beginnen.
"Ich konnte schon immer gut mit Kindern umgehen, ich habe einen Draht zu denen. Und denke auch, dass ich durch meine eigene Familie viele Bilder mitbekommen habe, die nicht passieren sollten, ob es jetzt irgendwelche Strafsachen sind oder im Freundeskreis, wo Sachen vorgefallen sind, die ich miterlebt habe, wo ich meine Lehren draus gezogen habe. Die mich dazu gebracht haben, anderen Kindern, denen es halt nicht so gut geht, ein bisschen zu helfen, zu unterstützen und da ein paar Sachen auf den Weg zu geben, die man selber miterlebt hat, nicht zu machen."
Er hatte immer einen Plan B
Bald ist sein Anerkennungsjahr in der Kinderwohngruppe vorbei. Die Berufsgenossenschaft unterstützt ihn während der Ausbildung finanziell. Und die Perspektive ist gut. Erzieher werden gesucht. Maly wird in der Kinderwohngruppe weiterarbeiten.
"Es ist gerade als Mann, weil diese Person in deren Leben von Haus aus schon ein bisschen fehlt oder ein anderes Bild vermittelt, als es eigentlich sein sollte, war das halt immer immens wichtig, dass man da präsent und verlässlich ist. Und das sind, glaube ich, so Eigenschaften, die ich für mich verkörpere."
Eine Aussage, die man dem 40-Jährigen sofort abkauft. Das lockere Leben des Fußball-Profis hat Christian Maly hinter sich gelassen. Er hatte immer einen Plan B. Und er ist Mitglied der Fußballer-Gewerkschaft VdV, die Profis Hilfe anbietet, wenn es um das Leben nach der Karriere geht.
"Ob das irgendwelche Praktika sind oder Hilfsmöglichkeiten bei der Selbstständigkeit. Aber grundsätzlich ist das schon ein wichtiges Thema, wo man sagen kann, dass die Profis nicht adäquat darauf vorbereitet sind."
Eine Lücke, die auch Christian Maly gerne füllen würde. Denn natürlich fehlt ihm der Fußball. Er träumt davon, irgendwann im Nachwuchsinternat eines Bundesligisten zu arbeiten.