Vom Fleisch zur Seide
Krawatten der Marke "Edsor Kronen" sind beliebt bei Prominenten. In einer Manufaktur in einem Berliner Hinterhof werden diese handgefertigt und das schon seit 100 Jahren. Seit Jan-Henrik Scheper-Stuke die Vermarktung übernommen hat, gelten die edlen Halstücher als "hip".
Jan-Henrik Scheper-Stuke fällt auf: rosiger Teint, das dunkelblonde Haar akkurat zur Seite gegelt, eine kreisrunde, rote Plastikbrille auf der Nase, Tweedanzug und um den Hals eine Schleife, keine Krawatte. Er braucht morgens eine Stunde, um sich fertigzumachen, denn sein Aussehen ist kein Werbegag für die 20er-Jahre.
"Wenn jemand aufgesetzt ist, merkt man das schnell. Zu erst denken das auch viele über mich, sie denken, dass ich eine Rolle spiele, aber das tue ich überhaupt nicht. Das, was ich hier tue, ist gelebt. Ich binde mir nicht die Schleife um, weil ich aussehen möchte wie ein Geschenk, ich trage nicht die große Brille, weil ich an Truman Capote ran möchte, sondern weil ich diesen Style so richtig gut finde und ich finde mich so richtig gut. Und wenn das dann dazu führt, sich selbst zu inszenieren, finde ich das nicht schlimm."
Schon zu Schulzeiten war der Norddeutsche sehr modebewusst und pflegte den Hang zur Selbstinszenierung. Auch wenn er modisch im holsteinischen Privatinternat Louisenlund eingeschränkt war, erlangte er durch seine offene aber bestimmende Art genug Popularität, um als Schülerpräsident einen neuen Rekord aufzustellen.
"Die Leute kommen zu einem und fragen, wie ist das? Kommen mit ihren Problemen, ich hatte einen sehr guten Kontakt zum Direktor. Das hat natürlich sehr geholfen, vielen Schülern zu helfen. Deshalb war ich wohl auch drei Jahre Schülerpräsident. Das war die längste Amtszeit ever."
Zu diesem Amt gesellten sich noch die Jugend-Präsidentschaften im heimischen Golfclub und bei der Politik AG des Internats. Als Teenager trat Jan-Henrik Scheper-Stuke engagiert in die Junge Union ein, und heute, mit 27 ist er Juniorchef im eigenen Unternehmen. Ambitionen waren schon immer vorhanden.
"Ich wollte immer irgendwie Chef sein. Keine Ahnung, das fand ich immer gut. Ich habe es geliebt, den Hut aufzuhaben und mit Leuten zu arbeiten und die zu führen und zu sagen: Hey, lass uns das mal so machen. Aber nicht beratungsresistent zu sein, also, ich bin keiner, der sagt: Wir machen das jetzt so, und nur so. Ich bin da überhaupt nicht maßgebend in solchen Positionen."
Seit er aber vor eineinhalb Jahren sein Jurastudium abgebrochen hat, um in Berlin bei der Krawatten-Manufaktur seines Patenonkels einzusteigen, widerfährt der Marke "Edsor Kronen" eine ganz neue Aufmerksamkeit.
In der Fabrik im Kreuzberger Hinterhof entstehen Schals, Schleifen, Hausmäntel, Kummerbunde und natürlich Krawatten. Sie sind voluminöser, als herkömmliche, meist aus Seide oder mit einem Kaschmiranteil. Die Accessoires von Edsor zeichnen sich außerdem durch ihre vielfältigen Designs aus, über 350 Muster entstehen pro Saison. Zusammenarbeiten mit Wolfgang Joop oder Michael Michalsky sind nur ein Beweis für den positiven Aufwind, in dem sich die Firma befindet.
"Der Wind macht sich bemerkbar, dass wir hier noch arbeiten wie in den 70er Jahren, hier wird viel pi mal Daumen bestellt, hier werden die Überweisungsträger noch per Hand ausgestellt - das ist das Erste, was ich geändert habe. Aso ganz ehrlich, das ist hier die Umstellung von der elektrischen Schreibmaschine auf einen Computer."
Marketing und PR liegen jetzt in den Händen vom Juniorchef. 2010 wird Jan-Henrik Scheper-Stuke vollwertiger Geschäftsführer bei Edsor sein. Edsor steht seit 100 Jahren für "edle Sorte". Solch ein alteingesessenes Unternehmen zu reformieren, ist eine Herausforderung.
"Ich muss mich mit 27 noch bewähren, ich will nicht einfach nur dastehen und sagen: Ach das ist aber schön gemacht. Ich will es perfekt haben. Ich will schon, dass die Leute sagen, hey, alle Achtung, das ist gut. Nicht so diese jugendlichen Lorbeeren, die man bekommt ..."
Der Perfektionist, der die 20er-Jahre so liebt, redet gern und ausschweifend. Auch eine Fotoserie seiner Wohnung am Hackeschen Markt findet man im Netz. Die 60 qm teilt er sich mit 350 Schleifen, 70 Anzügen ...
"Und Krawatten hab ich so 100. Und ich liebe Schuhe."
Früh war dem jungen Mann klar, dass er auf keinen Fall in die Nutz- und Schlachtvieh-Großhandlung seiner Eltern einsteigen würde, das hat zum Glück einer seiner zwei Brüder übernommen.
"Für mich kamen die Stallungen nie in Frage. Das hat da gestunken und die Schlachthäuser waren mir spooky. Vom Fleisch zur Seide."
Seine Energie lässt auch abends nicht nach, wenn er Gäste einlädt, auf ein Tina-Turner-Konzert geht oder einen Empfang besucht. Dieser Selbstdarsteller ist ständig in Bewegung. Er wird nie müde, seinen neuen Posten zu repräsentieren und zum wiederholten Mal die gleichen Dinge zu erzählen. Die Zahl der krawatten- und schleifenbegeisterten Promis dürfte weiter ansteigen, denn Jan-Henrik Scheper-Stuke hat gerade seine erste eigene Krawattenlinie entworfen und ist so enthusiastisch dabei, dass man sich eigentlich nur einen Namen merken muss: seinen.
"Wenn jemand aufgesetzt ist, merkt man das schnell. Zu erst denken das auch viele über mich, sie denken, dass ich eine Rolle spiele, aber das tue ich überhaupt nicht. Das, was ich hier tue, ist gelebt. Ich binde mir nicht die Schleife um, weil ich aussehen möchte wie ein Geschenk, ich trage nicht die große Brille, weil ich an Truman Capote ran möchte, sondern weil ich diesen Style so richtig gut finde und ich finde mich so richtig gut. Und wenn das dann dazu führt, sich selbst zu inszenieren, finde ich das nicht schlimm."
Schon zu Schulzeiten war der Norddeutsche sehr modebewusst und pflegte den Hang zur Selbstinszenierung. Auch wenn er modisch im holsteinischen Privatinternat Louisenlund eingeschränkt war, erlangte er durch seine offene aber bestimmende Art genug Popularität, um als Schülerpräsident einen neuen Rekord aufzustellen.
"Die Leute kommen zu einem und fragen, wie ist das? Kommen mit ihren Problemen, ich hatte einen sehr guten Kontakt zum Direktor. Das hat natürlich sehr geholfen, vielen Schülern zu helfen. Deshalb war ich wohl auch drei Jahre Schülerpräsident. Das war die längste Amtszeit ever."
Zu diesem Amt gesellten sich noch die Jugend-Präsidentschaften im heimischen Golfclub und bei der Politik AG des Internats. Als Teenager trat Jan-Henrik Scheper-Stuke engagiert in die Junge Union ein, und heute, mit 27 ist er Juniorchef im eigenen Unternehmen. Ambitionen waren schon immer vorhanden.
"Ich wollte immer irgendwie Chef sein. Keine Ahnung, das fand ich immer gut. Ich habe es geliebt, den Hut aufzuhaben und mit Leuten zu arbeiten und die zu führen und zu sagen: Hey, lass uns das mal so machen. Aber nicht beratungsresistent zu sein, also, ich bin keiner, der sagt: Wir machen das jetzt so, und nur so. Ich bin da überhaupt nicht maßgebend in solchen Positionen."
Seit er aber vor eineinhalb Jahren sein Jurastudium abgebrochen hat, um in Berlin bei der Krawatten-Manufaktur seines Patenonkels einzusteigen, widerfährt der Marke "Edsor Kronen" eine ganz neue Aufmerksamkeit.
In der Fabrik im Kreuzberger Hinterhof entstehen Schals, Schleifen, Hausmäntel, Kummerbunde und natürlich Krawatten. Sie sind voluminöser, als herkömmliche, meist aus Seide oder mit einem Kaschmiranteil. Die Accessoires von Edsor zeichnen sich außerdem durch ihre vielfältigen Designs aus, über 350 Muster entstehen pro Saison. Zusammenarbeiten mit Wolfgang Joop oder Michael Michalsky sind nur ein Beweis für den positiven Aufwind, in dem sich die Firma befindet.
"Der Wind macht sich bemerkbar, dass wir hier noch arbeiten wie in den 70er Jahren, hier wird viel pi mal Daumen bestellt, hier werden die Überweisungsträger noch per Hand ausgestellt - das ist das Erste, was ich geändert habe. Aso ganz ehrlich, das ist hier die Umstellung von der elektrischen Schreibmaschine auf einen Computer."
Marketing und PR liegen jetzt in den Händen vom Juniorchef. 2010 wird Jan-Henrik Scheper-Stuke vollwertiger Geschäftsführer bei Edsor sein. Edsor steht seit 100 Jahren für "edle Sorte". Solch ein alteingesessenes Unternehmen zu reformieren, ist eine Herausforderung.
"Ich muss mich mit 27 noch bewähren, ich will nicht einfach nur dastehen und sagen: Ach das ist aber schön gemacht. Ich will es perfekt haben. Ich will schon, dass die Leute sagen, hey, alle Achtung, das ist gut. Nicht so diese jugendlichen Lorbeeren, die man bekommt ..."
Der Perfektionist, der die 20er-Jahre so liebt, redet gern und ausschweifend. Auch eine Fotoserie seiner Wohnung am Hackeschen Markt findet man im Netz. Die 60 qm teilt er sich mit 350 Schleifen, 70 Anzügen ...
"Und Krawatten hab ich so 100. Und ich liebe Schuhe."
Früh war dem jungen Mann klar, dass er auf keinen Fall in die Nutz- und Schlachtvieh-Großhandlung seiner Eltern einsteigen würde, das hat zum Glück einer seiner zwei Brüder übernommen.
"Für mich kamen die Stallungen nie in Frage. Das hat da gestunken und die Schlachthäuser waren mir spooky. Vom Fleisch zur Seide."
Seine Energie lässt auch abends nicht nach, wenn er Gäste einlädt, auf ein Tina-Turner-Konzert geht oder einen Empfang besucht. Dieser Selbstdarsteller ist ständig in Bewegung. Er wird nie müde, seinen neuen Posten zu repräsentieren und zum wiederholten Mal die gleichen Dinge zu erzählen. Die Zahl der krawatten- und schleifenbegeisterten Promis dürfte weiter ansteigen, denn Jan-Henrik Scheper-Stuke hat gerade seine erste eigene Krawattenlinie entworfen und ist so enthusiastisch dabei, dass man sich eigentlich nur einen Namen merken muss: seinen.