Volkshochschulen

Immer weniger melden sich für Kurse an

08:44 Minuten
Ein Schild mit der Aufschrift vhs Volkshochschule hängt an einer Hauswand
Die Volkshochschulen stehen gerade unter Druck: Sie müssen nach neuen Wegen suchen, um wieder mehr Menschen für ihre Angebote zu begeistern. © imago / Müller-Stauffenberg
Klaus-Peter Hufer im Gespräch mit Stephan Karkowsky |
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Ein angestaubtes Image, und dann auch noch Corona: Den Volkshochschulen laufen die Kursteilnehmer davon, vor allem die jüngeren bleiben weg. Dabei gebe es dort noch immer "ehrliche Bildung", sagt der Bildungsforscher Klaus-Peter Hufer.
Die Zahlen sind alarmierend für die deutschen Volkshochschulen: 2019 gab es mehr als acht Millionen Kurs-Anmeldungen, 2021 nur noch knapp drei Millionen. Für dieses Jahr liegt die Statistik noch nicht vor. Doch der Trend, der mit Beginn der Pandemie begonnen hatte, könnte sich fortsetzen.
"Der Teilnehmerrückgang ist massiv", sagt der Bildungsforscher Klaus-Peter Hufer, der an der Universität Duisburg-Essen lehrt. Corona habe in vielen Kultureinrichtungen und bei Veranstaltungen jeglicher Art zu schwindender Akzeptanz geführt. An den Volkshochschulen arbeiteten die Teilnehmer zudem in vielen Kursen, zum Beispiel im Bereich Sport oder Gesundheit, eng zusammen, die Sorge vor einer Ansteckung sei deswegen verbreitet.

Von den Kirchen bis zu den Parteien

Die Situation der Volkshochschulen passt ins allgemeine Bild. Es gehe um "tiefergehende gesellschaftliche Veränderungen", sagt Hufer, womöglich auch Verwerfungen. So würden momentan auch die Kirchen, die Gewerkschaften, die Parteien und der öffentlich-rechtliche Rundfunk angezweifelt: "Das wankt und schwankt."
Dabei brauche Demokratie Zusammenhalt, Meinungsbildung, Authentizität, Widerspruch und Begegnung. Und genau das würden Volkshochschulen bieten. Man könne spannende Menschen kennenlernen, sich mit ihnen streiten und darüber hinaus "ehrliche Bildung" bekommen.
"Das sind keine Großkonzerne, die hinterher irgendwelche digitalen Lernplattformen anbieten, die möglicherweise manipuliert sind. Das ist eine unmittelbare Begegnung", betont der Bildungsforscher. Diese Stärke der Kommunikation gelte es herauszustellen in einer Zeit zunehmender Vereinzelung, Digitalisierung und Säkularisierung.
Hufer ist sicher, dass die Volkshochschulen die Krise nicht so einfach überwinden werden. Die alte Idee des gedruckten Programms, das man dann durcharbeitet, hilft nach seiner Überzeugung nicht mehr weiter. Man müsse neue Kommunikationsformen nutzen, auch mal die Sprache der Jugendlichen verwenden, allerdings ohne sich "anzubiedern". Und die Ideen für die Kurse müssten aus den Lebenswelten der Menschen stammen.

Die Volkshochschule als Emanzipationsidee

Die Volkshochschule sei oft von den "hochkulturellen Feuilletons" belächelt worden, kritisiert der Forscher. Dabei seien sie als "Emanzipationsidee" gegenüber einem elitären Bildungsverständnis gedacht worden. Volkshochschulen seien ein Markenzeichen, betont Hufer: "Und unter diesem Markenzeichen versammeln sich immer noch Millionen Menschen."
(bth)
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