Volkhard Knigge: Bausubstanz in Auschwitz nur konservieren und nicht rekonstruieren

Der Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, Volkhard Knigge, hat die Bundesregierung aufgefordert, sich an dem Erhalt der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau finanziell zu beteiligen. Die Bundesregierung sollte sich weiterhin für den Erhalt der Überreste des ehemaligen Konzentrationslagers verantwortlich fühlen, sagte Knigge.
Zugleich warnte er davor, das Thema zu skandalisieren. Deutschland und Polen hätten in dieser Frage bereits Anfang der 1990er Jahre „konstruktiv zusammengearbeitet“. Damals habe die Bundesrepublik die Restaurierung mit rund 30 Millionen Mark unterstützt. Er erwarte, dass die Bundesregierung jetzt an „die guten Erfahrungen der 90er Jahre“ anknüpfe, so Knigge.

Knigge sagte, die ehemaligen Konzentrationslager seien schwierig zu erhalten, in Auschwitz sei in den vergangenen Jahrzehnten „sehr viel verloren gegangen“. Jede Restaurierung vernichte historische Spuren – „und die historischen Spuren sind das wirklich Eindrückliche. Wir brauchen kein Disney-Land.“

Es gebe zudem „das Problem der Verschönerung, der falschen Ästhetisierung und des falschen Friedens“, sagte Knigge: „Auschwitz-Birkenau hat für viele Überlebende und manche Besucher durch die landschaftsgärtnerischen Maßnahmen, durch die Restaurationsmaßnahmen auch etwas von seiner Schroffheit verloren.“

Der Erhalt der Gedenkstätten sei „außerordentlich kompliziert“, so Knigge. Er sprach sich dafür aus, die vorhandene Bausubstanz im derzeitigen Zustand zu konservieren: „gestützte Ruinen, nicht Vernichtung der Spuren der Zeit“. In „keinem Fall“ sei eine Rekonstruktion sinnvoll: Die sehe „doch nur nach Neubau und Baumarkt“ aus und öffne den Holocaust-Leugnern möglicherweise Tür und Tor.

Sie können das vollständige Gespräch mit Volkhard Knigge mindestens bis zum 12.05.2009 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. MP3-Audio