Vogelstimmen, Musik-Workshops, Politik für Naive

Von Julia Eikmann |
Mehrere Tausend Vogelstimmen gibt es im Archiv von macaulaylibrary.org. Außerdem zu empfehlen: eine preisgekrönte Webseite mit kostenfreien musikalischen Übungen und Bildung für Desinteressierte unterhaltsam präsentiert auf jungundnaiv.de.
Mit dem weltgrößten Vogelstimmen-Archiv die Natur ins Haus holen
Wer singt denn da so schön? Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche. Nur eine von mehreren Tausend Vogelstimmen aus dem Archiv macaulaylibrary.org. Wer schon immer wissen wollte, in welcher Tonlage der Rosenbauchgranatellus pfeift, wen nur der Singsang einer Nachtigall in den Schlaf wiegen kann, für den ist die weltgrößte Sammlung von Vogelstimmen genau richtig.

Hinter dem Archiv steht die Institution in Sachen Vogelkunde: Die ornithologische Abteilung der Cornell Universität in den USA.

Zwölf Jahre hat es gedauert, bis die kleinteilige Digitalisierungsarbeit abgeschlossen war. Jetzt kann man nicht nur unseren gefiederten Freunden lauschen, unter den 150.000 Aufnahmen sind auch andere Tierlaute vertreten. Die unterirdisch lebenden Maulwurfsgrillen sind dort etwa zu hören, aber auch ein Walross, deren Männchen übrigens mithilfe zweier aufblasbarer Luftsäcke im Rachen solche Laute hervorbringen können.

Insgesamt hält die Macaulay Library über 7.500 Stunden Wildnis aus der Konserve bereit. Sogar ausgestorbene Tierarten sind dabei. Zu jeder Aufnahme ist vermerkt, wann, wo, unter welchen Bedingungen und mit welchem Equipment sie gemacht wurde. Viele Tiere, wie die Suppenschildkröte vor Hawaii, sind sogar auf Video festgehalten – sie, und die gelben Segelflossendoktorfische, die mit ihren zarten Lippen den Panzer der Schildkröte sauber zupfen.

Macaulaylibrary.org ist nicht nur für Hobby-Ornithologen ein Fest der Sinne – wer bisher kein Naturfreund war, wird es spätestens nach dem Besuch des Archivs sein.

macaulaylibrary.org


Kostenlose Musik-Workshops auf Youtube
Tutorials und Lernvideos gibt es auf Youtube wie Sand am Meer. Eine Perle unter den selbsternannten Lehrern ist Klaus Kauker. Wer schon immer mal wissen wollte, wie man in fünf Minuten seine Stimme trainieren kann, wie eigentlich eine Rumba Clave klingt oder wie man richtig zu Rockmusik klatscht – nämlich nicht auf die eins und die drei -, der ist auf seiner Seite musiktraining.de goldrichtig.

"Okay, ihr habt höchstwahrscheinlich folgendermaßen mitgeklatscht. Das ist schon mal nicht schlecht. Trotzdem möchte ich Euch von dieser Art des Klatschens weg führen."

Virtuos beherrscht Klaus Kauker nicht nur alle seine Instrumente, sondern auch die Musiksoftware, mit der er der Entstehung von Liedern auf die Schliche kommt. So beantwortet der Kompositionsstudent auch Fragen, die man vorher gar nicht hatte.

"Am besten, wir hören einfach mal rein. Achtet besonders auf diese drei Töne, ich zeig Euch die auch an."

Zum Beispiel die nach der Frage, was wohl das dreisteste Plagiat von Dieter Bohlen sein könnte

"Ja, 'Can't you see ...'. Und jetzt hören wir mal bei David Guetta in den Refrain 'dadada'"

Nicht nur inhaltlich, auch optisch sind die Musiktraining-Einheiten wahre Leckerbissen. Es sind keine laienhaften Videos, in der eine Stimme aus dem Off redet, sondern liebevoll arrangierte Beiträge, in denen schon mal Grifftabellen für die Gitarre oder Tonfolgen in einer zweiten Ebene eingeblendet werden.

Dafür ist die Seite musiktraining.de auch schon mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet worden. Anschauen und fit werden!

musiktraining.de


Politik für Desinteressierte
Ungeschnitten, unbearbeitet und uninformiert. Mit diesem Untertitel sind die Videos auf jungundnaiv.de versehen. Klingt zweifelhaft, ist aber das durchaus schlüssige Konzept von Tilo Jung.

Der Berliner Blogger interviewt Politiker und Fachexperten zu aktuellen Themen – und ist sich nicht zu schade, auch die naivste Nachfrage zu stellen. Immer im Dienste des Zuschauers.

Da kommen auch geübte Phrasendrescher ins Grübeln: Was bedeutet eigentlich Einlagenschutz? Wer war noch mal Oskar Lafontaine?

Komplexe Themen einfach erklärt, so macht Politik Spaß. Gerade bei der jungen Generation, die eher als politisch desinteressiert gilt, verfängt der Charme des jungen Mannes mit der stets skeptisch in Falten gelegten Stirn.

Seine Videos kommen so gut an, dass die Fans sogar dafür bezahlen: Auf der Webseite krautreporter hat Tilo Jung zu Spenden für weitere 50 Folgen des in Eigenregie entstandenen Formats aufgerufen. Mitte April endete die Aktion – statt der erhofften 2500Euro landeten fast 6000 in dem Spendentopf des Berufs-Naivlings.

Bildung für Desinteressierte, Unterhaltung für Kenner, auf der Seite jungundnaiv.de.

jungundnaiv.de
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