Vitali Konstantinov: „Alles Geld der Welt“

    Von Bitcoin und Bananenbüscheln

    06:00 Minuten
    Coverabbildung des Buches "Alles Geld der Welt" von Vitali Konstantinov.
    © Gerstenberg-Verlag

    Vitali Konstantinov

    Alles Geld der Welt. Vom Muschelgeld zur KryptowährungGerstenberg, Hildesheim 2022

    88 Seiten

    26,00 Euro

    Von Susanne Billig · 25.01.2022
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    Geld ist eine kollektive Fantasie – aber eine mächtige! Seine Geschichte erzählt Vitali Konstantiv in einem Kinderbuch, das auch Erwachsene ins Lernen und Staunen bringt. Und das die ganze Welt in den Blick nimmt, nicht nur Europa.
    Ein erster Blick in das großformatige Kindersachbuch „Alles Geld der Welt“ könnte den Eindruck erwecken, es gehe hier um 88 Seiten Wimmelbilder zum Spaß an der Freud des Bildchen-Anguckens. Über und über sind die Seiten mit gekritzelten kleinen Figuren bedeckt, Zeichnungen schieben sich in Zeichnungen, Grün und Gelb als Schmuckfarben, eine zusammenhängende Comic-Geschichte findet sich nicht.

    Infografiken, Landkarten, Zeitpfeile

    Doch schon der zweite Blick beweist: Hier wimmelt es auch von Infografiken, Landkarten, Zeitpfeilen und Textkästchen. Die Zeichenfiguren gehen emsigen Beschäftigungen nach. Sie hämmern, schmieden, drucken, fechten, expandieren, treiben Handel, hauen sich gegenseitig übers Ohr – und immer geht es dabei um Reichtümer, Geldmünzen, Wechselscheine, Bankkonten und Börsenkurse.
    In drei Abschnitte teilt der Autor den umfangreichen Stoff auf. Mit „Schenken, Tauschen, Kaufen“ fängt die Geldgeschichte an, setzt sich mit „Aufstieg des Geldes fort“ und schaut schließlich in „Geld nach dem Geld“ in die bargeldlose Zukunft. Doch am Anfang steht die simple Frage: Was ist Geld überhaupt? Eine ganze Seite bedeckt der Zeichner mit Definitionsvorschlägen.

    Von Aristoteles bis zu Niklas Luhmann

    Aristoteles sieht es wie Francis Amasa Walker: „Geld ist nur eine Übereinkunft zwischen Menschen, um den Gütertausch zu erleichtern.“ Der chinesische Kaiser Qin Shi Huang Di wusste, wie die Übereinkunft zustande kommt. 200 Jahre vor der Zeitenwende erklärte er cool: „Geld ist alles, was der Kaiser zu Geld ernennt.“ So ist es immer geblieben. Der Soziologe Niklas Luhmann fügt eine moderne Note hinzu. Für ihn ist Geld schlicht ein „Massenkommunikationsmittel“.
    Von hier aus schreitet das Buch quer durch die Geschichte. Nach dem Tauschhandel und der ersten Ungleichverteilung von Schmuck und Status tauchten „Primärgelder“ auf: Muschelschalen und Schneckengehäuse in den Kulturen Nordamerikas, Vogelfeder- und Stein-Geld auf den Inseln Ozeaniens.

    Praktisches Papiergeld

    Wie schön, dass Vitali Konstantinov immer in alle Regionen der Welt blickt! Die Kupferzeit findet bei ihm nicht nur in Europa statt, sondern selbstverständlich auch in den Ländern Afrikas. Auf mehreren Seiten beschäftigt er sich mit den traditionellen Währungen hier: Salzbarren, Kupfer- und Eisenbrocken oder auch Bananenbüschel als Papiergeld.
    Um dieses Buch von vorn bis in die Verästelungen des Börsenwesens und Bitcoin-Schürfens durchzulesen, muss ein Kind schon ein erhebliches Interesse mitbringen - wahrscheinlicher wächst es mit den Jahren in das Buch hinein.

    Witzige, wunderbar ausdruckstarke Zeichnungen

    Damit es kindgerecht bleibt, spart Vitali Konstantinov nicht an Witz, vor allem auf der zeichnerischen Ebene, wo er sämtliche Figuren mit einer wunderbar ausdruckstarken Mimik ausstattet. In jeder kleinen Szene mit arroganten Königen und pfiffigen Händlern, verschlagenen Betrügern und wilden Piraten entfaltet sich eine Mini-Geschichte.
    Für ein Buch für Kinder ab zehn Jahren legt Vitali Konstantinov die Messlatte hoch. Doch seine Geld-Geschichte gelingt ihm so umfassend und lesenswert, dass auch Erwachsene ins Lernen und Staunen geraten.

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