Visual Effects bei der Oscar-Verleihung

Die perfekte Illusion

Mowgli (gespielt von Neel Sethi) und Bagheera aus dem Film "The Jungle Book"
Der Panther, der aus dem Rechner kam: Bagheera aus "The Jungle Book" ist oscarnominiert © 2015 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved
Rayk Schröder und Daniel Rath im Gespräch mit Anna Wollner · 25.02.2017
Aufwändige Spezialeffekte entführen uns in fantastische Bildwelten. Fünf Filme können sich nun Hoffnungen auf einen Oscar für ihre Effekte machen. Für "Vollbild" kommentieren zwei Experten die nominierten Filme - an einem haben sie sogar selber mitgearbeitet.
Bei den Oscars finden sie nur am Rande statt, doch im Blockbusterkino sind sie oft die eigentlichen Stars: Die Visual Effects, die immer dann zum Tragen kommen, wenn eine Szene nicht in echt gedreht werden kann. Große Raumschiffe, fliegende Leute oder Kulissen, deren Bau zu teuer wäre – etwa historische Straßen aus dem alten Rom. Fünf Filme können sich in diesem Jahr Hoffnung auf die begehrte Auszeichnung machen: "Deepwater Horizon", "Kubo – Der tapfere Samurai", "The Jungle Book", "Rogue One – A Star Wars Story" und Marvels Comicverfilmung "Dr. Strange". An letzterem haben auch Rayk Schröder und Daniel Rath mitgewirkt. Für "Vollbild" haben sie sich Szenen aller nominierten Filme angesehen und sich im Anschluss mit Anna Wollner darüber unterhalten.
"Deepwater Horizon" mit Mark Wahlberg halten sie für solide, aber nicht unbedingt oscarreif – auch wenn der Aufwand beeindruckt: Eine komplette Bohrinsel wurde dafür "eins zu eins detailgetreu nachmodelliert", sagt Rath. Im einzelnen schön gemacht, biete der Film in seinen Spezialeffekte-Szenen jedoch nur Altbekanntes.
Alles glänzt: Vorbereitungen auf die 88. Oscar-Verleihung in Los Angeles.
In der Nacht auf Montag werden wieder die begehrten Oscars vergeben© dpa / picture alliance / John G. Mabanglo

Stopmotion und Digitaleffekt im Zusammenspiel

Der im Stopmotion-Verfahren gedrehte "Kubo – Der tapfere Samurai" erhält bessere Noten. Das Zusammenspiel zwischen "echten Puppen und digitalen Figuren" beeindruckt die Experten. Die Kombination funktoniere nahtlos – "eine perfekte Illusion", sagt Rath, "also das, was Visual Effects eigentlich ausmacht."
Der neueste Film der "Star Wars"-Saga sehe zwar sehr gut aus, meint Schröder, perfektioniere aber lediglich bekannte Grundtechniken. Bei der Neuverfilmung des Dschungelbuchs bewundern Schröder und Rath unterdessen vor allem den Zeitaufwand, der in die Produktion eingegangen ist: Nur mit sehr viel Zeit lassen sich Tiere so realistisch animieren.
Bei dem Superheldenfilm "Dr. Strange" können Schröder und Rath aus dem Nähkästchen plaudern: Für eine spektakuläre Szene in einer Bibliothek mussten sie jeglichen Realismus über Bord werfen. Eine fantastische Waffe musste im Vorfeld für den überzeugenden Eindruck auf der Leinwand präzise konzipiert werden , erfahren wir.
Doch wer erhält nun den Oscar? Keine Einigkeit unter den Experten. Schröder zieht "Kubo" in Betracht, den er stilistisch für "sehr überzeugend" hält. Rath wiederum meint, dass das "Dschungelbuch" gute Aussichten hat: Dies sei der Film "mit den meisten Neuerungen."
Am Montagmorgen wissen wir mehr, wenn es in Los Angeles heißt: "And the Oscar for best Visual Effects goes to..."
(thg)
Mehr zum Thema