Vision und Vermächtnis

07.05.2013
Der Torso von Gustav Mahlers zehnter Sinfonie ist das Vermächtnis eines Komponisten, der mit diesem unvollendeten Meisterwerk ein einzigartiges Testament hinterlassen hat. Das Stück ist Reflexion über die Vergänglichkeit des Menschen und zugleich Ausblick auf völlig neue musikalische Welten.
Nach Mahlers Tod wird diese Verbindung eines ästhetischen Aufbruchs mit dem Bewusstsein der eigenen Zeitlichkeit Ausgangspunkt der Wiener Moderne – sei es in Franz Schrekers 1916 komponierter Kammersinfonie oder auch in der Musik von Alban Berg. Dessen Oper "Wozzeck" steht in enger Beziehung zur Oldenburger Theatergeschichte. Hier fand 1929 die zweite Inszenierung des Stückes nach der Uraufführung in Berlin statt – dieser Produktion verdankte "Wozzeck" die Anerkennung als eines der wichtigsten Musiktheaterwerke des 20. Jahrhunderts.

Berthold Goldschmidts Biographie steht in Verbindung zu allen drei Komponisten: In den 1920er Jahren studierte er Komposition bei Franz Schreker und war als Celestaspieler und musikalischer Assistent an der Uraufführung des "Wozzeck" beteiligt. Und nachdem er nach der nationalsozialistischen Machtergreifung nach England ins Exil gegangen war, leitete er als Dirigent die Uraufführung von Gustav Mahlers zehnter Sinfonie in der bis heute gebräuchlichsten Konzertfassung des englischen Musikwissenschaftlers Deryck Cooke.

Mit dem Concertino für Harfe und Kammerorchester bringt Marie-Pierre Langlamet, Solo-Harfenistin der Berliner Philharmoniker, Goldschmidts einziges, bislang noch nicht gespieltes größeres Werk, zur Uraufführung.



Oldenburgisches Staatstheater
Aufzeichnung vom 28.04.2013

Vision und Vermächtnis

Franz Schreker
Kammersinfonie für 23 Soloinstrumente

Berthold Goldschmidt
Concertino für Harfe und Kammerorchester
(Uraufführung)

ca. 20:50 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Alban Berg
Drei Bruchstücke aus "Wozzeck" op. 7

Gustav Mahler
Adagio aus der Sinfonie Nr. 10 Fis-Dur
(Fassung Deryck Cooke)


Marie-Pierre Langlamet, Harfe
Brigitte Pinter, Sopran
Oldenburgisches Staatsoprchester
Dirigent: Roger Epple