Virus-Epidemie

Was tun gegen Ebola?

Ebola-Patienten und Ärzte in einem Ärzte ohne Grenzen-Camp in Kailahun, Sierra Leone
Ebola-Patienten und Ärzte in einem Ärzte ohne Grenzen-Camp in Kailahun, Sierra Leone © CARL DE SOUZA / AFP
Moderation: Gisela Steinhauer · 27.09.2014
Die Zahl der Infizierten und Toten steigt täglich, die Dunkelziffer ist hoch. Der Ebola-Ausbruch in Westafrika ist der schwerste seit der Entdeckung der Krankheit. Die Appelle aus den Regionen und von den Hilfsorganisationen werden immer verzweifelter.
Die Sterberate liegt bei über 70 Prozent – und noch gibt es keine zugelassene Impfung. Nach Berechnungen der US-Seuchenschutzbehörde könnte die Zahl der Ebola-Infizierten bis Ende Januar 2015 auf 1,4 Millionen steigen. Wie ist die Situation in den betroffenen Regionen? Was können Ärzte vor Ort überhaupt tun? Wie ist der Stand der Ebola-Forschung?
"Die Ebola-Epidemie ist vollkommen außer Kontrolle",
sagt Tankred Stöbe, Präsident von Ärzte ohne Grenzen Deutschland.
Die Organisation ist seit März im Westen Afrikas im Einsatz, im Augenblick mit über 200 internationalen Mitarbeitern und über 1500 Ortskräften:
"Es sind schreckliche Szenarien, die sich dort abspielen – besonders in Liberia. Die Menschen sterben auf der Straße, die Leichen werden einfach liegen gelassen. Unsere Behandlungszentren sind heillos überfüllt, sie sind nur noch morgens für ein paar Stunden geöffnet. Wir haben Wachen vor der Tür, die todkranke Patienten abweisen müssen, weil wir keine Kapazitäten mehr haben. Es sind furchtbare Entscheidungen, die die Kollegen vor Ort jeden Tag treffen müssen, weil sie wissen, dass diese Menschen sterben."
In einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin appellierte er im Namen von Ärzte ohne Grenzen an die Bundesregierung, endlich mehr und effektiv zu helfen. Es reiche nicht aus, eine Krankenstation in die betroffenen Regionen zu schicken; es fehle an ausgebildetem Personal, Isolierzentren, Labor-und Transportmöglichkeiten:
"Gerade ein so reicher und fantastisch ausgestatteter Staat wie Deutschland hat eine politische und humanitäre Verantwortung."
Mobile Labore für Diagnostik vor Ort
"Der Zeitpunkt, einzuschreiten, wurde verpasst",
sagt Dr. Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Virusdiagnostik am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Auch das BNITM ist in Westafrika vor Ort; gemeinsam mit anderen europäischen Partnern betreiben die Hamburger Virologen zum Beispiel ein mobiles Labor in Guinea, um die Diagnostik vor Ort sicherzustellen. In der Hauptstadt Conakry und im nigerianischen Lagos wurden Labore aufgebaut:
"Es kommt jetzt ganz entscheidend darauf an, wie schnell die angekündigte Hilfe vor Ort ist und dort auch effektiv ein Anstieg der Fallzahlen verhindert wird."
Und es müsse verhindert werden, dass sich Ebola auf andere Länder verbreitet, zum Beispiel auf die Elfenbeinküste oder Ghana.
Was tun gegen Ebola?
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Tankred Stöbe und Jonas Schmidt-Chanasit. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@deutschlandradiokultur.de.
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