Virtuelle Uni
Elektronisches Lernen liegt im Trend. Computer in der Schule und im Vorlesungssaal sind längst Alltag. Zunehmend stellen auch die Hochschulen und Universitäten weltweit Vorlesungen ins Netz. Das „world lecture project“ bemüht sich darum, diese Vorlesungen zu bündeln und leichter auffindbar zu machen.
Es knistert leicht, wie eine alte Platte, das TV Angebot der University of California zum Thema „Mozart“. Erst sieht man nur die Hände des Dozenten über die Tasten gleiten, dann wendet er sein smartes Gesicht den Zuschauern zu.
Die etwa halbstündige Einführung in Mozarts Oper „Cosi fan tutte“ arbeitet mit zahlreichen Bildeinblendungen und Musikeinspielungen, damit es auch niemandem langweilig wird, in diesem seichten, unterhaltenden Format. Wissenschaft und Lehre an den Universitäten stellt man sich zu Recht ganz anders vor. Aber es ist eben ein teilweise recht seltsamer Mischmasch, den die Hochschulen überall auf der Welt derzeit online stellen. Um ansatzweise zu begreifen, was es im Angebot gibt, entstehen seit einigen Jahren spezielle Suchportale wie das Berliner „world lecture project“.
„Die Vorlesungen sind verstreut, die sind auf den Webseiten der Universitäten. Und es ist halt sehr schwer für die Nutzer, diese Vorlesungen zu finden. Und daraus ist dann halt die Idee entstanden, all die Links zu den Vorlesungen zu sammeln in einer Datenbank. Und auf einer Webseite zu bündeln.“
Sagt Projektmanager Michael Fischer, der von geschätzten 100.000 Vorlesungen ausgeht, die es derzeit im Internet geben sollen. Verlinkt werden konnten auf der Homepage des „World Lecture Project“ bisher aber erst knapp 800. Wohl auch, weil der Anspruch hoch ist. Denn es sollen möglichst präzise Auskünfte gesammelt werden, was die Eingabe entsprechend aufwändig macht.
„Die Eingabemaske ist sehr umfangreich, weil wir möglichst viele Metadaten sammeln wollen. Also Fachbereich, Land, Sprache, woher die Vorlesungen kommt, das ist ganz wichtig.“
Zwischen 5 und 15 Minuten dauert es, schätzt Michael Fischer, bis die Daten zu einer Vorlesung eingegeben sind. Je nachdem, wie genau man ist und anderen damit die spätere Suche erleichtert ... wie bei dem Vortrag von Jürgen Habermas.
„Vor fast 40 Jahren habe ich hier meine Antrittsvorlesung als Privatdozent gehalten, nachdem ich mich bei Wolfgang Abendroth habilitiert habe.”“
So die einleitenden Worten zu der 2001 in Marburg gehaltenen Christian Wolff Vorlesung. Große Redner, auch das lernt man schnell beim Stöbern durch die Video-Archive, fangen ihre Vorträge gern mit Anekdoten oder Scherzen an.
" „Meine Damen und Herren. Zunächst darf ich mich bei dem Rektor bedanken. Allerdings, er hat mich als Schwabe vereinnahmen wollen. Das ist nicht ganz in Ordnung. Ich bin und bleibe ein Hanseat. Und falls hier ein Amerikaner unter Ihnen sein sollte, ich bin ein richtiger Hamburger und nicht das, was ihr Amerikaner unter einem Hamburger versteht.“
Helmuth Schmidt, 2007 in Tübingen, bevor er über „Das Ethos des Politikers“ dozieren wird. Zweifellos sind es die großen Stimmen und prominenten Redner, denen der Erfolg von Initiativen wie dem „world lecture project“ in erster Linie geschuldet sein wird.
An deutschen Universitäten sind die meisten Online-Videos sind nicht zur Unterhaltung gedacht, sagt Armin Rubner, Koordinator des Themenbereichs „Virtuelle Hochschule“ der Uni München. In erster Linie geht es um die Lehre.
„Um Studierenden die Möglichkeit zu geben, zum Beispiel zur Prüfungsvorbereitung noch mal Teile der Vorlesung anzuschauen, die sie schon einige Semester vorher gehört haben.“
Gegen eine Verknüpfung ihrer Videos mit Suchportalen hat die Uni München nichts, denn das ist gute Werbung. Aber sollten Studenten Vorlesungen ungefragt mitschneiden und auf ihren Bloggs oder anderen Seiten veröffentlichen, bekommen sie wahrscheinlich Ärger. Denn die Professoren sind empfindlich, wenn es um Vorlesungsinhalte geht.
„Es muss ja auch, wenn sich an der Vorlesung was ändert, korrigiert werden, Teile ausgetauscht werden.“
Ohnehin bekommt das breite Publikum nur einen Teil der Aufzeichnungen zu sehen. Wer auf Seiten wie dem Berliner „world lecture project“ oder dem Hamburger „Podcampus“ nach interessanten Themen und Rednern sucht, wird zwar in der Regel fündig, aber es gibt große und wichtige Bereiche des Lehrbetriebs, in denen nichts veröffentlicht wird. Etwa in der Medizin, wo an Fallbeispielen unterrichtet wird. Schließlich möchte Patient x nicht, dass die Augen der ganzen Welt auf seine Krankheit gerichtet sind.
„Und darauf wird auch geachtet, dass das nicht aus Versehen, sozusagen, weltweit zugänglich ist. Das ist ganz wichtig. Das ist dann nur für Studierende der Medizin mit entsprechendem Passwort geschützt zur Verfügung gestellt.“
Trotz Initiativen wie dem „world lecture project“ ist der größte Teil an zugänglichen Videovorlesungen nach wie vor weit über die Seiten der Hochschulen verstreut. Hier aber ist es schwierig, die gesuchten Themen und Redner zu finden. Würden sich die Hochschulen weltweit zu einer Initiative zusammenschließen oder für eine der bereits bestehenden Suchplattformen entscheiden, wäre das von entscheidendem Vorteil. Aber manche fürchten wohl auch den Vergleich und die Konkurrenz, wenn Zuschauer weltweit über ihre Lieblingsvorlesungen einfach abstimmen könnten.
Die etwa halbstündige Einführung in Mozarts Oper „Cosi fan tutte“ arbeitet mit zahlreichen Bildeinblendungen und Musikeinspielungen, damit es auch niemandem langweilig wird, in diesem seichten, unterhaltenden Format. Wissenschaft und Lehre an den Universitäten stellt man sich zu Recht ganz anders vor. Aber es ist eben ein teilweise recht seltsamer Mischmasch, den die Hochschulen überall auf der Welt derzeit online stellen. Um ansatzweise zu begreifen, was es im Angebot gibt, entstehen seit einigen Jahren spezielle Suchportale wie das Berliner „world lecture project“.
„Die Vorlesungen sind verstreut, die sind auf den Webseiten der Universitäten. Und es ist halt sehr schwer für die Nutzer, diese Vorlesungen zu finden. Und daraus ist dann halt die Idee entstanden, all die Links zu den Vorlesungen zu sammeln in einer Datenbank. Und auf einer Webseite zu bündeln.“
Sagt Projektmanager Michael Fischer, der von geschätzten 100.000 Vorlesungen ausgeht, die es derzeit im Internet geben sollen. Verlinkt werden konnten auf der Homepage des „World Lecture Project“ bisher aber erst knapp 800. Wohl auch, weil der Anspruch hoch ist. Denn es sollen möglichst präzise Auskünfte gesammelt werden, was die Eingabe entsprechend aufwändig macht.
„Die Eingabemaske ist sehr umfangreich, weil wir möglichst viele Metadaten sammeln wollen. Also Fachbereich, Land, Sprache, woher die Vorlesungen kommt, das ist ganz wichtig.“
Zwischen 5 und 15 Minuten dauert es, schätzt Michael Fischer, bis die Daten zu einer Vorlesung eingegeben sind. Je nachdem, wie genau man ist und anderen damit die spätere Suche erleichtert ... wie bei dem Vortrag von Jürgen Habermas.
„Vor fast 40 Jahren habe ich hier meine Antrittsvorlesung als Privatdozent gehalten, nachdem ich mich bei Wolfgang Abendroth habilitiert habe.”“
So die einleitenden Worten zu der 2001 in Marburg gehaltenen Christian Wolff Vorlesung. Große Redner, auch das lernt man schnell beim Stöbern durch die Video-Archive, fangen ihre Vorträge gern mit Anekdoten oder Scherzen an.
" „Meine Damen und Herren. Zunächst darf ich mich bei dem Rektor bedanken. Allerdings, er hat mich als Schwabe vereinnahmen wollen. Das ist nicht ganz in Ordnung. Ich bin und bleibe ein Hanseat. Und falls hier ein Amerikaner unter Ihnen sein sollte, ich bin ein richtiger Hamburger und nicht das, was ihr Amerikaner unter einem Hamburger versteht.“
Helmuth Schmidt, 2007 in Tübingen, bevor er über „Das Ethos des Politikers“ dozieren wird. Zweifellos sind es die großen Stimmen und prominenten Redner, denen der Erfolg von Initiativen wie dem „world lecture project“ in erster Linie geschuldet sein wird.
An deutschen Universitäten sind die meisten Online-Videos sind nicht zur Unterhaltung gedacht, sagt Armin Rubner, Koordinator des Themenbereichs „Virtuelle Hochschule“ der Uni München. In erster Linie geht es um die Lehre.
„Um Studierenden die Möglichkeit zu geben, zum Beispiel zur Prüfungsvorbereitung noch mal Teile der Vorlesung anzuschauen, die sie schon einige Semester vorher gehört haben.“
Gegen eine Verknüpfung ihrer Videos mit Suchportalen hat die Uni München nichts, denn das ist gute Werbung. Aber sollten Studenten Vorlesungen ungefragt mitschneiden und auf ihren Bloggs oder anderen Seiten veröffentlichen, bekommen sie wahrscheinlich Ärger. Denn die Professoren sind empfindlich, wenn es um Vorlesungsinhalte geht.
„Es muss ja auch, wenn sich an der Vorlesung was ändert, korrigiert werden, Teile ausgetauscht werden.“
Ohnehin bekommt das breite Publikum nur einen Teil der Aufzeichnungen zu sehen. Wer auf Seiten wie dem Berliner „world lecture project“ oder dem Hamburger „Podcampus“ nach interessanten Themen und Rednern sucht, wird zwar in der Regel fündig, aber es gibt große und wichtige Bereiche des Lehrbetriebs, in denen nichts veröffentlicht wird. Etwa in der Medizin, wo an Fallbeispielen unterrichtet wird. Schließlich möchte Patient x nicht, dass die Augen der ganzen Welt auf seine Krankheit gerichtet sind.
„Und darauf wird auch geachtet, dass das nicht aus Versehen, sozusagen, weltweit zugänglich ist. Das ist ganz wichtig. Das ist dann nur für Studierende der Medizin mit entsprechendem Passwort geschützt zur Verfügung gestellt.“
Trotz Initiativen wie dem „world lecture project“ ist der größte Teil an zugänglichen Videovorlesungen nach wie vor weit über die Seiten der Hochschulen verstreut. Hier aber ist es schwierig, die gesuchten Themen und Redner zu finden. Würden sich die Hochschulen weltweit zu einer Initiative zusammenschließen oder für eine der bereits bestehenden Suchplattformen entscheiden, wäre das von entscheidendem Vorteil. Aber manche fürchten wohl auch den Vergleich und die Konkurrenz, wenn Zuschauer weltweit über ihre Lieblingsvorlesungen einfach abstimmen könnten.