Violinist Gidon Kremer mit dem RSB

Zwischen Klassik und Moderne

Ein Mann hält sein Gesicht lachend an das Griffbrett einer Violine.
Gidon Kremer: Solist, Mentor, Lehrer und Freund vieler zeitgenössischer Komponisten. © Gidon Kremer / Angie Kremer
Moderation: Stefan Lang · 20.06.2020
Der außergewöhnliche Geiger Gidon Kremer spielt zum ersten Mal mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Neue Musik wie von dem georgischen Komponisten Gija Kancheli tritt in diesem Programm neben die Klassik.
Gidon Kremer ist der Einladung des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin gefolgt. Er hat sich bereit erklärt, beim Benefizkonzert teilzunehmen. Chefdirigent Vladimir Jurowski und der Berliner Kultursenator Dr. Klaus Lederer werden erneut auf die Lage der freischaffenden Musikerinnen aufmerksam machen und verweisen dabei auf den Nothilfefonds der Deutschen Orchester-Stiftung.
Dabei wird der Pianist Benjamin Kobler den Abend eröffnen. Der Spezialist für neue Musik spielt das 2012 entstandene Werk "gesualdo dub / raum mit gelöschter figur" von Marko Nikodijevic. Er ist zurzeit Composer in Residence des RSB.
Das Porträt eines Mannes vor einem geöffnetem und beleuchteten Flügel.
Benjamin Kobler lehrt seit 2003 als Dozent die Klavier-Klasse bei den Stockhausen-Kursen in Kürten.© Benjamin Kobler / Klaus Rudolph
Gleich zu Beginn taucht die domierende, kleine Tonsequenz auf, die das Werk prägt. Nikodijevic hat diesen Beginn aus dem Madrigal "Moro lasso" von Don Carlo Gesualdos Madrigal übernommen - Düsternis prägt dieses als Klavierkonzert konzipiertes Werk. Dabei hat Nikodijevic mit dem Computer komponiert.
Das Intervall wird verstärkt mit Hall, mit Raum, mit anderen elektronischen Zutaten. So kombiniert Nikodijevic die kühlen, gebauten Computerklänge mit den flexibleren, individuellen Klängen der Orchesterinstrumente.

Der Unterstützer der Komponisten

Gidon Kremer vertritt die Meinung, als Interpret ein Unterstützer der Komponisten zu sein. Als Geiger kann er das Werk eines Komponisten zum Leben erwecken. Und so hat oft Zeitgenossen an sich gebunden, die für ihn - mit ihm, komponierten. Alfred Schnittke gehörte das, genau so Gija Kancheli, der Gidon Kremer zutiefst verehrte, oder Alexander Wustin, der für ihn eine ganz besondere Hommage komponierte.

Trauermusik Bruckners

Posaunenchor-Musik war in Bruckners Zeit den Trauermomenten vorbehalten. Dabei wurde der Posaune eine besondere Symbolik zugewiesen. In der theologischen Ausdeutung kam ihr das Symbol der göttlichen Gegenwart zu, der Stimme der Engel oder des Instrumentes des Gerichts.

Dunkle Streicherwelt

Beethoven selbst gab diesem Opus 95 den Beinamen "ernsthaftes Quartett". In vier kurzen Sätzen prallen große Kontraste auf engstem Raum zusammen. Kompromisslos scheint das Heitere immer vehement abgeschüttelt - viele Biographen sehen darin eine Spiegelung seiner persönlichen Situation um 1810: ausgeschlagene Heiratspläne und starke gesundheitliche Probleme. Vorerst hatte Beethoven sein elftes Streichquartett auch nur für die Aufführung im ganz kleinen Kreis vorgesehen.
Gustav Mahler setzte sich über diese Forderung hinweg und schrieb 1998, er beabsichtige mit seiner Bearbeitung, den Stimmen mehr Kraft zu verleihen: "Ich gebe den Tönen Schwingen".
Live aus dem Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks Berlin
Marko Nikodijevic
"gesualdo dub / raum mit gelöschter figur", Konzert für Klavier und Ensemble
Gija Kancheli
"V&V" für Violine, Streicher und Zuspielband
Alfred Schnittke
Konzert Nr. 2 für Violine und Kammerorchester
Alexander Wustin
"Tango – Hommage à Gidon" für Violine, Schlagzeug und Streicher
Anton Bruckner
Zwei Aequales für drei Posaunen c-Moll WAB 114 und 149
Ludwig van Beethoven
Streichquartett f-Moll op. 95 "Quartetto serioso"
Fassung für Streichorchester von Gustav Mahler

Gidon Kremer, Violine
Benjamin Kobler, Klavier
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Vladimir Jurowski

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