"Villains" von Queens of the Stone Age

"Ich will die Leute packen und anbrüllen"

Josh Homme
Josh Homme, Sänger der US-Rockband Queens of the Stone Age 2014 in Spanien © imago/ZUMA Press/Richard Isaac/LNP
Von Marcel Anders · 25.08.2017
"Villains" - "Schurken" heißt das neue Album der Queens of the Stone Age. Wenn einem die Musik der US-Rockband nicht mehr gefällt, kann Frontman Josh Homme damit leben. Das behauptet er zumindest - und ist nicht nur mit Trump und Co. unzufrieden ist, sondern auch mit dem Smartphone.
"Am besten arbeitet man im Geheimen. Denn so vermeidet man den Druck von außen. Man gibt sich selbst die Chance, auch mal daneben zu langen und nimmt die Alben quasi für sich selbst auf. Was Sinn ergibt, weil man ja niemanden zwingen kann, sie zu mögen. Und ich achte vor allem darauf, dass sie mir gefallen. Heißt es dann: ´Ich hasse sie`, ist das OK. Dafür habe ich Verständnis. Meine Musik ist halt nicht für jeden."
Josh Homme geht es um Musik, die polarisiert und kein Massenprodukt ist – selbst, wenn sie regelmäßig hohe Charts-Platzierungen erreicht. Der 44-Jährige will es niemandem leicht machen, stellt die Kunst über den Kommerz und sorgt für musikalische Überraschungsmomente: Jedes der bisherigen sieben Queens-Alben klingt anders. Das ist Teil des Konzepts.
"Ich erinnere mich, dass unser Debüt sehr positive Kritiken erhalten hat. Nur: Als es an den Nachfolger ´Rated R` ging, wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, das erste zu kopieren. Aber es gab Leute, die meinten: ´Du hast dich extrem verändert`. Da dachte ich: ´Habt ihr ernsthaft geglaubt, dass ich noch mal dasselbe mache? Warum sollte ich?` Um Teil einer Szene zu sein?` Ich will keinem Club beitreten, dessen Mitglieder alle gleich klingen. Sondern meine Musik soll der Soundtrack zu meinem Leben sein. Sprich: Sie muss echt rüberkommen – sonst würde sie keinen Sinn ergeben."

Rockstar mit drei Kindern und Eigenheim

Sein Leben, so Josh Homme, gleiche dem eines normalen Mittvierzigers: Er ist verheiratet, hat drei Kinder, ein Eigenheim in der Wüstenmetropole Palm Desert und ist unzufrieden mit dem Zeitgeist. Mit Demagogen wie Trump, dem neuen kalten Krieg und dem globalen Terror, aber auch mit der Massenlethargie, dem Politikverdruss und der grassierenden Oberflächlichkeit – ausgelöst durch soziale Medien und moderne Telekommunikation. Da wähnt er sich auf einer regelrechten Mission.
"Ich will die Leute packen und anbrüllen: Vergesst eure blöden Mobiltelefone – konzentriert euch auf das, was um euch herum passiert! Denn wir leben in diesem Augenblick. Und den müssen wir nutzen. Ich kann aus Erfahrung sagen: Die beste Zeit habe ich immer dann, wenn ich einen Moment richtig wahrnehme."

Musik, die den Zuhörer fesselt. Die sich nicht als Hintergrundmusik eignet, sondern bewusst gehört werden will. Dafür kombiniert Josh Homme Vintage-Keyboards, Bläser und Streicher mit kantigen Gitarrenriffs und einem monoton-hypnotischen Groove. Ein Sound, der an Bowie während seiner Berlin-Phase und an frühe Devo erinnert. Der intensiv, anarchisch und ausgesprochen düster ist. Und das exakte Gegenteil zum Vorgänger "Like Clockwork" von 2013.
"Es ist wie ein Verwirrspiel, bei dem ich rufe: ´Ich bin hier – ihr habt mich schon wieder verpasst!` Und das Bemerkenswerte ist: Einige Leute macht das richtig wütend. Was ich toll finde. Das moderne Musikgeschäft ist zwar ein bisschen abgefuckt, aber für Bands wie die Queens perfekt. Wir müssen auf niemanden hören – wir tun einfach, was wir wollen."

Zusammenarbeit mit Star-Produzent Mark Ronson

Dazu gehört die Verpflichtung von Star-Produzent Mark Ronson, der für Pop-Künstler wie Adele, Bruno Mars oder Amy Winehouse steht. Ein Artwork, das Homme in den Fängen des Teufels – dem ältesten aller Villains, aller Böswichte – zeigt, und eine Arena-Tour im November – die größte, die Queens Of The Stone Age je bestritten haben. Denn obwohl Homme kein Rockstar sein will – den Status hat er längst erreicht. Und ein bisschen stolz ist er darauf auch – selbst, wenn er es nicht zugibt.
"Glaubt mir: Ich habe das jahrelang zu vermeiden versucht. Aber langsam stoße ich an meine Grenzen. Ich habe in jedem erdenklichen Club der Welt gespielt. Und wie heißt es so schön: Man wächst oder stirbt. Insofern muss ich reagieren – aber ich weiß auch, dass morgen alles vorbei sein könnte. Deshalb spiele ich am liebsten vor Leuten, die uns aus den richtigen Gründen mögen. Denen sage ich: ´Auf geht´s – ich habe etwas für euch.`"
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