Viktor Janukowitsch

Kompromisse sind nicht seine Sache

Von Isabella Kolar · 24.01.2014
Vor einigen Jahren hat Viktor Janukowitsch die "Orangene Revolution" ausgelöst, bevor er selbst zum ukrainischen Präsidenten gewählt wurde. Der Mann aus der Schwerindustrieregion Donezk gilt als wankelmütig und kompromisslos.
Wer sich mit dem ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch anlegt, muss wissen, was er tut. Kompromisse sind nicht die Sache des Mannes aus der ostukrainischen Schwerindustrieregion Donezk.
Beispiel Julia Timoschenko: Seine Ex-Rivalin sitzt trotz massiver gesundheitlicher Probleme und internationaler Proteste seit Oktober 2011 in Haft. Im November klagte Janukowitsch darüber, dass er angesichts schwerer Entscheidungen oft nicht verstanden werde. Im Dezember sein erstes Statement zu den Massenprotesten auf dem Maidan:
"Jeder hat die Möglichkeit, nicht nur das Recht, seine Meinung zu äußern, aber weil wir eine demokratische Gesellschaft sein wollen, ist es sehr wichtig, dass alle das Gesetz beachten. Was die Politik betrifft: Jede Art von Radikalisierung hat ausschließlich negative Folgen."
Der bullige Zwei-Meter-Mann mit der sonoren Stimme, der immer so ruhig und bedächtig spricht, kein begnadeter Redner ist und eine gewisse Behäbigkeit ausstrahlt, wurde 1950 in Jenakiewo im Donbass geboren. Er hat zugegeben, dass er in seiner Jugend zweimal im Gefängnis saß, einmal mit 17 Jahren und einmal mit 20. Von Diebstahl und Körperverletzung ist die Rede, aber er spricht von einer Rehabilitation im Jahr 1978.
Verschollene Magisterarbeit
Viel mehr weiß man nicht, denn als er 2002 Ministerpräsident wurde, hatte die Zeit die Spuren verweht: Gerichtsakten, Gefängnispapiere sind unauffindbar. Als man ihn verdächtigte, seine akademischen Würden nicht ehrlich erworben zu haben, erwies sich seine Magisterarbeit als verschollen. Sein großer Mentor ist Rinat Achmetow, der die "Partei der Regionen", der Janukowitsch angehört, zur schlagkräftigsten politischen Gruppierung im Land machte.
Heute ist Achmetow der reichste Mann der Ukraine. Die "Revolution in Orange" und die gefälschte Präsidentenwahl im Jahr 2004 verhinderten Janukowitschs ersten Griff nach dem Präsidentenamt. Seine bittere Bilanz fünf Jahre später:
"Kein einziges Programm, das die Orangenen versprochen haben, wurde umgesetzt. Kein einziges Versprechen, das diese Schein-Demokraten abgegeben haben, wurde erfüllt. Sie haben der Demokratie mehr Schaden zugefügt als jede andere Führung zuvor. "
Seit Februar 2010 kann Viktor Janukowitsch als Präsident der Ukraine beweisen, dass er es besser kann. Dank der Zensur hat die Presse das schon verstanden im Gegensatz zu den Demonstranten in Kiew. Das November-Wende-Spektakel des 63-jährigen Staatschefs rund um die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens mit der EU überraschte nicht jeden, der den Hang des 63-Jährigen gen Osten kennt. Niedrigere Gaspreise und ein Kredit in Höhe von 15 Milliarden Euro ließen Janukowitsch in Moskau strahlen:
"So schnell hätten wir dies alles nicht geschafft ohne den politischen Willen des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Das heutige Treffen hat gezeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen der Ukraine und Russland eine gewaltige Grundlage und eine gute Perspektive für die weitere Entwicklung hat."
Wenigstens einer, der Viktor Janukowitsch versteht.
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