Vienna-Biennale

Wie die Kunst mit der Digitalisierung der Lebenswelt umgeht

Der Roboter "Pepper" steht am 26.04.2017 in München (Bayern) in einem Showroom in der Firmenzentrale von IBM. Pepper ist ein humanoider Roboter, der darauf programmiert ist, Menschen und deren Mimik und Gestik zu analysieren
"Hello, Robot" - Eine Ausstellung im Rahmen der Vienna-Biennale befasst sich auch mit der Kulturgeschichte des Roboters (Symbolbild). © dpa
Carsten Probst im Gespräch mit Vladimir Balzer · 19.06.2017
Wird der Mensch von der Digitalisierung überrollt? Und wie verhält sich eigentlich die Kunst dazu? Das ist das Thema der Vienna-Biennale, die am Dienstagabend eröffnet wird. Ein überfälliges Format, meint unser Kunstkritiker Carsten Probst.
Mit großem Anspruch tritt die Vienna Biennale an, die am Dienstagabend offiziell eröffnet wird: Unter dem Motto "Roboter. Arbeit. Unsere Zukunft" verbindet sie Kunst, Design und Architektur und zielt auf nicht weniger ab als die Verbesserung der Welt durch kreative Ideen und künstlerische Projekte.
Ein fast schon überfälliges Format, meint unser Kunstkritiker Carsten Probst. Viele große Ausstellungen wichen der Frage aus, wie man diesem alles umfassenden Wandel der Lebens- und Arbeitswelt durch die Digitalisierung begegnen könne. "Und hier wird man so ein bisschen an die Hand genommen, um in den eigenen Alltag einzutauchen, über den zu reflektieren, inwieweit man selbst quasi Teil des Systems ist und damit kann man eigentlich sagen, wird die Vienna-Biennale vielleicht zu einer Art Vorreiterin für Formate ähnlichen Typs in der Zukunft."

Eine Kultur ständiger Selbstoptimierung

Die Biennale befasst sich auch mit der Frage, inwieweit die Kunst sich affirmatisch oder kritisch dazu verhält: "In den 80er-, 90er-Jahren war quasi die Perspektive der Kunst noch kritisch gegenüber dem technologischen Kapitalismus", sagte Probst im Deutschlandfunk Kultur.
"Seitdem aber quasi kann man festtstellen, Ggenwartskunst wird von allen Seiten vorgeworfen, eigentlich erst so die ästhetischen Rollenmodelle mitgeschaffen zu haben, die für so eine Kultur ständiger Selbstoptimierung, eines Lifestyles der ständigen Flexibilität, der kreativen Arbeit, der kreativen Industrien zuständig ist und Auslöser ist."
Die Kunst, die auf der Biennale zu sehen sei, nehme diese Herausforderung an: "Sie setzt sich mit der Kultur der Selbstoptimierung offensiv auseinander. Hannah Black zum Beispiel mit einem Video über Bodybuildingexerzitien, die gleichzeit als eine Art Selbstoptimiung der Körpers verstanden werden, die dann überblendet werden mit der Renovierung und der Gentrifizierung in verschiedenen Städten, wo die Fassaden eben auch optimiert werden für den schönen Anblick."
Dennoch müsse man erkennen, dass die Kunst immer noch Teil des Systems sei und auch diese Biennale Teil der Selbstverwertung der Kultur, erklärte Probst. "Aber sie stellt das eben auch aus. Und das ist eben der große Unterschied zu den anderen großen Kunstevents, die wir in diesem Sommer gesehen haben."
(uko)