Viele auf einen Streich
Das heutige Konzert präsentiert zwar Musik "Aus zweiter Hand" (so lautet ja auch der Titel dieses Festivals im Konzerthaus Berlin), aber immer doch "Erste Wahl". So hat denn auch jedes Werk dieses Programmes zwei Komponisten – oder doch zumindest eine Nennung in Titel oder als Untertitel, die mehr als nur eine respektvolle Verbeugung darstellt.
Das große Finale am Schluss, Paul Dessaus berühmte "Bach-Variationen", stellt dann sogar eine Kollektiv-Huldigung dar: komponiert von einem "Kollektiv" zu Ehren eines Kollektivs, für das dieser aus früheren Jahrzehnten vertraute Ehrentitel sicherlich in mehrfacher Hinsicht zutreffen dürfte …!
Dessau komponierte dieses Werk 1963 zum 400. Jahrestag der Staatskapelle Schwerin und begann die Kompositionsarbeit mit guten Vorsätzen: "Da es sich um ein Geburtstagsgeschenk handelt, musste ich dafür sorgen, dass jeder Instrumentalist möglichst gebührend zu Worte kommt. So erhielt der 1. Konzertmeister diverse größere und kleinere Soli, die Holzblas- wie die Blechblasinstrumente müssen zeigen, was man an einem ‚so hohen‘ Tag zu leisten imstande ist; nicht zu vergessen das Schlagzeug, das bekanntlich oft das Rückgrat eines Musikstücks ist. Selbstverständlich hat auch der gesamte Streichkörper sein Scherflein zum Ganzen wesentlich beizutragen."
Und Dessau überbrachte seine Gratulation nicht allein: Schon durch die Themenwahl beschwor er gewichtige Gewährsmänner für sein künstlerisches Streben, außerdem sind manche Bezüge weniger auffällig in den Notentext eingeflossen. Neben Dessau sind es Bach-Vater und Bach-Sohn (Carl Philipp Emanuel), aber auch Arnold Schönberg, Rudolf Wagner-Régeny und Friedrich Goldmann, die das "Kollektiv" der Gratulanten bilden, gleichzeitig aber auch als Zeugen für Dessaus kompositorische Redlichkeit fungieren.
Zwei weitere Vorbilder dürfen an dieser Stelle noch genannt werden: Die Idee für ein solches Variationswerk als Leistungsschau eines großes Sinfonieorchesters hatte Dessau bereits in Brittens Orchesterwerk "The Young Person’s Guide to the Orchestra" op. 34 studieren können, für die Verbindung der Variationstechnik mit motivisch-thematischer Arbeit stehen vor allem die Klavier- und Orchestervariationen von Johannes Brahms. (Dietmar Hiller)
www.konzerthaus.de
Konzerthaus Berlin
Aufzeichnung vom 11.11.11
Johann Sebastian Bach/Anton Webern
Ricercar zu 6 Stimmen aus dem Musikalischen Opfer
Anton Webern
Fünf Lieder op. 3 für Mezzosopran und Orchester von Michelle Dall'Ongaro
(Uraufführung, Auftragswerk des Konzerthauses Berlin)
Werner Egk
Französische Suite für großes Orchester
(nach Jean-Philippe Rameau)
ca. 21:00 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Franz Schubert
Drei "Gesänge des Harfners" D 478 und "Erlkönig" D 328
für mittlere Stimme und Orchester von Max Reger
Paul Dessau
Bach-Variationen für großes Orchester
Katharina Kammerloher, Mezzosopran
Konzerthausorchester Berlin
Leitung: Oleg Caetani
Dessau komponierte dieses Werk 1963 zum 400. Jahrestag der Staatskapelle Schwerin und begann die Kompositionsarbeit mit guten Vorsätzen: "Da es sich um ein Geburtstagsgeschenk handelt, musste ich dafür sorgen, dass jeder Instrumentalist möglichst gebührend zu Worte kommt. So erhielt der 1. Konzertmeister diverse größere und kleinere Soli, die Holzblas- wie die Blechblasinstrumente müssen zeigen, was man an einem ‚so hohen‘ Tag zu leisten imstande ist; nicht zu vergessen das Schlagzeug, das bekanntlich oft das Rückgrat eines Musikstücks ist. Selbstverständlich hat auch der gesamte Streichkörper sein Scherflein zum Ganzen wesentlich beizutragen."
Und Dessau überbrachte seine Gratulation nicht allein: Schon durch die Themenwahl beschwor er gewichtige Gewährsmänner für sein künstlerisches Streben, außerdem sind manche Bezüge weniger auffällig in den Notentext eingeflossen. Neben Dessau sind es Bach-Vater und Bach-Sohn (Carl Philipp Emanuel), aber auch Arnold Schönberg, Rudolf Wagner-Régeny und Friedrich Goldmann, die das "Kollektiv" der Gratulanten bilden, gleichzeitig aber auch als Zeugen für Dessaus kompositorische Redlichkeit fungieren.
Zwei weitere Vorbilder dürfen an dieser Stelle noch genannt werden: Die Idee für ein solches Variationswerk als Leistungsschau eines großes Sinfonieorchesters hatte Dessau bereits in Brittens Orchesterwerk "The Young Person’s Guide to the Orchestra" op. 34 studieren können, für die Verbindung der Variationstechnik mit motivisch-thematischer Arbeit stehen vor allem die Klavier- und Orchestervariationen von Johannes Brahms. (Dietmar Hiller)
www.konzerthaus.de
Konzerthaus Berlin
Aufzeichnung vom 11.11.11
Johann Sebastian Bach/Anton Webern
Ricercar zu 6 Stimmen aus dem Musikalischen Opfer
Anton Webern
Fünf Lieder op. 3 für Mezzosopran und Orchester von Michelle Dall'Ongaro
(Uraufführung, Auftragswerk des Konzerthauses Berlin)
Werner Egk
Französische Suite für großes Orchester
(nach Jean-Philippe Rameau)
ca. 21:00 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Franz Schubert
Drei "Gesänge des Harfners" D 478 und "Erlkönig" D 328
für mittlere Stimme und Orchester von Max Reger
Paul Dessau
Bach-Variationen für großes Orchester
Katharina Kammerloher, Mezzosopran
Konzerthausorchester Berlin
Leitung: Oleg Caetani