Viel Lärm um Handke
Der 13. Dezember - Heines 209. Geburtstag - sorgt schon jetzt für Aufregung. Nicht nur in Düsseldorf. An diesem Tag soll der Heinrich-Heine-Preis 2006 verliehen werden. Mit 50.000 Euro Preisgeld einer der höchst dotierten in Deutschland. Seit einigen Tagen ist der von der zwölfköpfigen Jury Auserwählte bekannt, mit Verspätung setzt indes die Reaktion auf das Votum ein. Peter Handke ist spätestens seit diesem Wochenende zum Kulturpolitikum avanciert.
Schon am 20. Mai hatte die Jury ihre Entscheidung getroffen, seitdem melden sich Tag für Tag neue Gegner des österreichischen Schriftstellers zu Wort. Viele nehmen Anstoß an der Begründung des Gremiums. Unter anderem heißt es da: "Eigensinnig wie Heinrich Heine verfolgt Peter Handke in seinem Werk seinen Weg zu einer offenen Wahrheit. Den poetischen Blick auf die Welt setzt er rücksichtslos gegen die veröffentlichte Meinung und deren Rituale." Das geht zu weit, befinden Schriftsteller und Politiker im In- wie im Ausland.
"Man beleidigt damit die vielen Toten", befindet beispielsweise Erhard Busek, der EU-Beauftragte für Südosteuropa und ehemalige österreichische Vizekanzler. Ähnlich deutlich in der Stossrichtung aber auf Heine und nicht auf die Kriegsopfer gemünzt urteilt Marcel Reich-Ranicki. Der Preis an Handke sei eine empörende Beleidigung und Verhöhnung des Dichters Heine, befindet der Literaturkritiker. Handke habe unbeirrbar seine Nähe zu einem Diktator und zu einem Land, das schwere Menschenrechtsverletzungen begangen habe, ausgedrückt, geben Ruprecht Polenz, CDU, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag und Hans-Joachim Otto, FDP, Vorsitzender des Kulturausschusses, zu Protokoll. Polenz:
"Also ich glaube, man kann die literarische Figur Handke nicht von der politischen trennen. Die politische ist nun etwas ganz anderes als bei Heine, der ja ein Humanist war. Einer, der gegen den Nationalismus auch zeit seines Lebens besonders angeschrieben und gekämpft hat. Handke ist das Gegenteil."
Die Düsseldorfer Schriftstellerin Ingrid Bacher, Vorsitzende der Düsseldorfer Heinrich-Heine Gesellschaft und PEN-Mitglied, nennt die Entscheidung pro Handke schlicht "eine Katastrophe".
"Es ist ein Zeichen der Beliebigkeit überhaupt in unserem Kulturbetrieb. Peter Handke kennen alle von den Juroren, dann (bedingt) man das ab ohne eigentlich nachzudenken. Dann wird getrennt in politische Haltung von Handke und künstlerische. Die künstlerische ist unanfechtbar. Politisch wird das natürlich schwierig sein wegen seiner Serben-Freundlichkeit. Das finde ich eine merkwürdige Haltung, denn ein Schriftsteller, das Werk eines Schriftstellers, ist geprägt auch durch seine Haltung."
Und diese Haltung steht eindeutig im Vordergrund der Bewertung der Handke-Kritiker. Der grüne Bundestags-Fraktionschef Fritz Kuhn spricht kurz und knapp von einem Skandal. Selbst Handke wohl gesonnene Zeitgenossen haben Probleme mit der Auszeichnung an einen, der erst im März anlässlich der Beerdigung von Slobodan Milosevic stolz verkündet hatte, den früheren jugoslawischen und serbischen Staatspräsidenten gekannt zu haben. Das brachte dem in Paris lebenden Autoren prompt Sanktionen ein. Die "Comedie Francaise" setzte sein Stück "Spiel vom Fragen" einfach vom Spielplan 2007 ab. Manche vermuten nun hinter der Düsseldorfer Entscheidung eine bewusste Antwort auf die Bestrafung des Autors in Paris.
Es gibt aber auch Stimmen und Reaktionen die für Handke Partei ergreifen - auch bei der Betrachtung des politischen Handke. Emma-Chefredakteurin Alice Schwarzer nannte die Jury-Entscheidung "couragiert". Sie verwies auf die zwei Handkes, die im Blick der Öffentlichkeit seien. Der literarische Handke sei unumstritten, sagte sie, doch seine politische Berechtigung sei so umstritten wie es auch Heine ein Leben lang gewohnt war. Er habe es gewagt, sich alleine gegen die Verteufelung von Serbien und die einseitige Schuldzuweisung zu stellen. Gespalten zeigte sich der Leiter des Düsseldorfer Heinrich-Heine-Instituts, Joseph Kruse. Der hochgeschätzte Autor habe sich zunehmend "verrannt", findet er. Trotzdem könne es kontraproduktiv sein, wenn Handke wie ein "Pestkranker" ausgestoßen werde.
Jürgen Rüttgers, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, hält die Entscheidung für "einfach nicht nachvollziehbar". Der Vertreter des Landes in der Heine-Preis-Jury, der Chef der NRW-Staatskanzlei, Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, war an der Entscheidungsfindung wegen Abwesenheit nicht beteiligt. Auch das wird nun, nach dem Wellen schlagenden Votum hinterfragt.
Fest steht: Die Causa Handke muss den Rat der Stadt Düsseldorf im Juni noch passieren. So wie es aussieht wird es für den gewählten Preisträger keine Mehrheit geben. SPD, Grüne und FDP stellen die Mehrzahl der Abgeordneten im Stadtparlament. Alle drei Parteien senden klare Signale aus, Handke Scheck und Titel zu verwehren.
"Man beleidigt damit die vielen Toten", befindet beispielsweise Erhard Busek, der EU-Beauftragte für Südosteuropa und ehemalige österreichische Vizekanzler. Ähnlich deutlich in der Stossrichtung aber auf Heine und nicht auf die Kriegsopfer gemünzt urteilt Marcel Reich-Ranicki. Der Preis an Handke sei eine empörende Beleidigung und Verhöhnung des Dichters Heine, befindet der Literaturkritiker. Handke habe unbeirrbar seine Nähe zu einem Diktator und zu einem Land, das schwere Menschenrechtsverletzungen begangen habe, ausgedrückt, geben Ruprecht Polenz, CDU, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag und Hans-Joachim Otto, FDP, Vorsitzender des Kulturausschusses, zu Protokoll. Polenz:
"Also ich glaube, man kann die literarische Figur Handke nicht von der politischen trennen. Die politische ist nun etwas ganz anderes als bei Heine, der ja ein Humanist war. Einer, der gegen den Nationalismus auch zeit seines Lebens besonders angeschrieben und gekämpft hat. Handke ist das Gegenteil."
Die Düsseldorfer Schriftstellerin Ingrid Bacher, Vorsitzende der Düsseldorfer Heinrich-Heine Gesellschaft und PEN-Mitglied, nennt die Entscheidung pro Handke schlicht "eine Katastrophe".
"Es ist ein Zeichen der Beliebigkeit überhaupt in unserem Kulturbetrieb. Peter Handke kennen alle von den Juroren, dann (bedingt) man das ab ohne eigentlich nachzudenken. Dann wird getrennt in politische Haltung von Handke und künstlerische. Die künstlerische ist unanfechtbar. Politisch wird das natürlich schwierig sein wegen seiner Serben-Freundlichkeit. Das finde ich eine merkwürdige Haltung, denn ein Schriftsteller, das Werk eines Schriftstellers, ist geprägt auch durch seine Haltung."
Und diese Haltung steht eindeutig im Vordergrund der Bewertung der Handke-Kritiker. Der grüne Bundestags-Fraktionschef Fritz Kuhn spricht kurz und knapp von einem Skandal. Selbst Handke wohl gesonnene Zeitgenossen haben Probleme mit der Auszeichnung an einen, der erst im März anlässlich der Beerdigung von Slobodan Milosevic stolz verkündet hatte, den früheren jugoslawischen und serbischen Staatspräsidenten gekannt zu haben. Das brachte dem in Paris lebenden Autoren prompt Sanktionen ein. Die "Comedie Francaise" setzte sein Stück "Spiel vom Fragen" einfach vom Spielplan 2007 ab. Manche vermuten nun hinter der Düsseldorfer Entscheidung eine bewusste Antwort auf die Bestrafung des Autors in Paris.
Es gibt aber auch Stimmen und Reaktionen die für Handke Partei ergreifen - auch bei der Betrachtung des politischen Handke. Emma-Chefredakteurin Alice Schwarzer nannte die Jury-Entscheidung "couragiert". Sie verwies auf die zwei Handkes, die im Blick der Öffentlichkeit seien. Der literarische Handke sei unumstritten, sagte sie, doch seine politische Berechtigung sei so umstritten wie es auch Heine ein Leben lang gewohnt war. Er habe es gewagt, sich alleine gegen die Verteufelung von Serbien und die einseitige Schuldzuweisung zu stellen. Gespalten zeigte sich der Leiter des Düsseldorfer Heinrich-Heine-Instituts, Joseph Kruse. Der hochgeschätzte Autor habe sich zunehmend "verrannt", findet er. Trotzdem könne es kontraproduktiv sein, wenn Handke wie ein "Pestkranker" ausgestoßen werde.
Jürgen Rüttgers, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, hält die Entscheidung für "einfach nicht nachvollziehbar". Der Vertreter des Landes in der Heine-Preis-Jury, der Chef der NRW-Staatskanzlei, Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, war an der Entscheidungsfindung wegen Abwesenheit nicht beteiligt. Auch das wird nun, nach dem Wellen schlagenden Votum hinterfragt.
Fest steht: Die Causa Handke muss den Rat der Stadt Düsseldorf im Juni noch passieren. So wie es aussieht wird es für den gewählten Preisträger keine Mehrheit geben. SPD, Grüne und FDP stellen die Mehrzahl der Abgeordneten im Stadtparlament. Alle drei Parteien senden klare Signale aus, Handke Scheck und Titel zu verwehren.