Viel Herzblut für eine alte Handtechnik
"Die Druckwerkstatt der Dichter" werden sie genannt: Seit einem halben Jahrhundert benutzt die Rixdorfer Künstlergruppe aussortierte Maschinen und Holz- und Bleischriften. Stets arbeiteten die altmodischen Drucker aus Berlin mit berühmten Schriftstellern - gedichtet wurde auch in ihrer Werkstatt.
Ulrike Timm: "Drucken ist schön! Hab Dank, guter Gutenberg, lange vor uns druckten Dürer, Hohlbein, Cranach und andere, und sie sangen wie wir: Drucken ist schön." Das stand auf einer Tüte der Werkstatt Rixdorfer Drucke, und diese Tüte ist in einem wunderschönen und sehr gut riechenden Buch abgedruckt, das gerade in der "Anderen Bibliothek" erschienen ist.
Seit 50 Jahren gibt es die Rixdorfer Künstlergruppe, die das geschaffen hat, seit 50 Jahren drucken, singen, lachen und trinken sie zusammen, ein Künstlerkollektiv mit Kultstatus. Aus diesem Anlass wird eben heute ein Prachtband vorgestellt: "Die Druckwerkstatt der Dichter: 50 Jahre Rixdorfer Bilderbogen" heißt er und wir haben sie im Studio als Gast: Albert Schindehütte und Uwe Bremer. Ich freue mich, dass Sie beide da sind. Hallo, guten Tag.
Uwe Bremer: Hallo.
Albert Schindehütte: Guten Tag.
Timm: Drucken ist schön – singen Sie das oder sagen Sie das heute noch genauso begeistert wie früher?
Schindehütte: Wir sagen das nicht nur, wir machen, wir befolgen das auch.
Timm: Jeden Tag?
Schindehütte: Nein, nicht jeden Tag. Immer, wenn wir uns zu größeren Projekten zusammentun und treffen, dann wird gesetzt und gedruckt und in Holz geschnitten und mit Holz- und Bleischriften hantiert.
Timm: Gesetzt, gedruckt, in Holz geschnitten: Heute macht man alles mit dem Computer. Sie sind im guten Sinne völlig unmodern, und dieses Buch ist ein Prachtband. Warum ist drucken mit dieser ganz alten Handtechnik für Sie so schön?
Bremer: Na ja, das Drucken, das ist eine Technik, in der man sehr, sagen wir mal, sehr viel Herzblut investieren muss, und das haben wir seit 50 Jahren gemacht, machen das gerne. Die Werkstatt wurde vor 50 Jahren gegründet, von Günter Bruno Fuchs, und wir haben uns dann von Druckereien, die nicht mehr arbeiten – weil es sich alles umstellt auf Offsetdruck –, Materialien gekauft, und mit denen arbeiten wir bis heute.
Timm: Und bei Ihnen riecht es wie bei Gutenberg in der Werkstatt?
Bremer: Ja, bestimmt, ja.
Schindehütte: Wie bei Johannes, ja.
Timm: Seit 50 Jahren haben Sie Ihre Künstlergemeinschaft, das ist eine Goldhochzeit im Kollektiv. Wie haben Sie denn das geschafft?
Schindehütte: Ich glaube, das Geheimnis ist, dass wir nicht ständig zusammen gearbeitet haben, dass wir nie irgendwie ein Manifest geschrieben haben, nach dem wir uns richten mussten, sondern wir haben uns wirklich immer nur zu ganz bestimmten Projekten getroffen und dann sehr intensiv zusammen gearbeitet, und nach drei, vier, fünf Wochen, wenn wir die Nase voll hatten von uns allen, dann ist jeder wieder seiner Wege gegangen.
Timm: Also Manifest, das klingt schon so politisch. Sie haben 1963 angefangen, das war ein sehr politisches Jahrzehnt, und Sie haben mit berühmten und auch sehr politischen Dichtern zusammengearbeitet: mit Reinhard Lettau, mit Peter Rühmkorf, mit Ernst Jandl, mit Michael Krüger. War das über die Kunst, über das Drucken hinaus auch eine irgendwie politische Ambition?
Seit 50 Jahren gibt es die Rixdorfer Künstlergruppe, die das geschaffen hat, seit 50 Jahren drucken, singen, lachen und trinken sie zusammen, ein Künstlerkollektiv mit Kultstatus. Aus diesem Anlass wird eben heute ein Prachtband vorgestellt: "Die Druckwerkstatt der Dichter: 50 Jahre Rixdorfer Bilderbogen" heißt er und wir haben sie im Studio als Gast: Albert Schindehütte und Uwe Bremer. Ich freue mich, dass Sie beide da sind. Hallo, guten Tag.
Uwe Bremer: Hallo.
Albert Schindehütte: Guten Tag.
Timm: Drucken ist schön – singen Sie das oder sagen Sie das heute noch genauso begeistert wie früher?
Schindehütte: Wir sagen das nicht nur, wir machen, wir befolgen das auch.
Timm: Jeden Tag?
Schindehütte: Nein, nicht jeden Tag. Immer, wenn wir uns zu größeren Projekten zusammentun und treffen, dann wird gesetzt und gedruckt und in Holz geschnitten und mit Holz- und Bleischriften hantiert.
Timm: Gesetzt, gedruckt, in Holz geschnitten: Heute macht man alles mit dem Computer. Sie sind im guten Sinne völlig unmodern, und dieses Buch ist ein Prachtband. Warum ist drucken mit dieser ganz alten Handtechnik für Sie so schön?
Bremer: Na ja, das Drucken, das ist eine Technik, in der man sehr, sagen wir mal, sehr viel Herzblut investieren muss, und das haben wir seit 50 Jahren gemacht, machen das gerne. Die Werkstatt wurde vor 50 Jahren gegründet, von Günter Bruno Fuchs, und wir haben uns dann von Druckereien, die nicht mehr arbeiten – weil es sich alles umstellt auf Offsetdruck –, Materialien gekauft, und mit denen arbeiten wir bis heute.
Timm: Und bei Ihnen riecht es wie bei Gutenberg in der Werkstatt?
Bremer: Ja, bestimmt, ja.
Schindehütte: Wie bei Johannes, ja.
Timm: Seit 50 Jahren haben Sie Ihre Künstlergemeinschaft, das ist eine Goldhochzeit im Kollektiv. Wie haben Sie denn das geschafft?
Schindehütte: Ich glaube, das Geheimnis ist, dass wir nicht ständig zusammen gearbeitet haben, dass wir nie irgendwie ein Manifest geschrieben haben, nach dem wir uns richten mussten, sondern wir haben uns wirklich immer nur zu ganz bestimmten Projekten getroffen und dann sehr intensiv zusammen gearbeitet, und nach drei, vier, fünf Wochen, wenn wir die Nase voll hatten von uns allen, dann ist jeder wieder seiner Wege gegangen.
Timm: Also Manifest, das klingt schon so politisch. Sie haben 1963 angefangen, das war ein sehr politisches Jahrzehnt, und Sie haben mit berühmten und auch sehr politischen Dichtern zusammengearbeitet: mit Reinhard Lettau, mit Peter Rühmkorf, mit Ernst Jandl, mit Michael Krüger. War das über die Kunst, über das Drucken hinaus auch eine irgendwie politische Ambition?
"Wir hatten keine Botschaft"
Bremer: Na ja, ich meine, Kunst hat immer was von Politik an sich, obwohl wir uns nie als politische Künstler verstanden haben. Und wir hatten keine Botschaft, die wir verbreiten wollten. Nur, einige Dichter hatten die natürlich, und das spiegelt sich in unseren Arbeiten auch wider.
Timm: Und die kamen dann, Herr Schindehütte, die kamen in die Werkstatt und sagten, ich möchte bitte gedruckt werden, oder wie muss ich mir das vorstellen?
Schindehütte: Ja, vielleicht auch umgekehrt, dass wir sie getroffen haben, die Dichter, es sind ja alles Dichter, die wir sozusagen … die auf unserer Linie lagen und die wir dann eingeladen haben, Verse für uns zu machen, möglichst kurze Verse, weil unser Schriftmaterial für Prosatexte ja nicht ausgereicht hat, also in der Mehrzahl Lyriker, die dann mit Freuden Vierzeiler, Zweizeiler geliefert haben und auch selbst mit in der Werkstatt dann anwesend waren und auch mitgearbeitet haben.
Timm: Ich habe hier mal was ausgesucht, Peter Rühmkorf: "Weltuntergang, Weltuntergang, der dauert nur Sekunden lang" – das haben Sie mit einem Druck versehen, da kippt alles in sich zusammen. Wer genau hatte denn die Ideen für solche Drucke? Kamen Sie, Herr Bremer, zu Rühmkorf und sagten, so würde ich es tun?
Bremer: Nein, so war das nicht, aber wir haben zur Jahrhundert-, zur Jahrtausendwende zum Jahr 2000 hin einen Kalender gemacht für den Merlin Verlag, und da haben wir zwölf Dichter, weil das Jahr ja zwölf Monate hat, gebeten, einen Weltuntergang zu beschreiben ‒ weil damals hieß es ja, im Jahr 2000 geht die Welt unter, das ist ja immer so, wenn Jahrtausendwenden sind ‒ und haben also zwölf Weltuntergänge dargestellt, und die Dichter mussten jeweils 21 Worte verwenden für jeden Weltuntergang.
Timm: Zwölf Weltuntergänge, schlägt das nicht auf die Stimmung?
Bremer: Nein, im Gegenteil.
Schindehütte: Sie ist ja nicht … Wir wussten ja, dass sie nicht untergeht.
Bremer: Ja, also wir hatten … Wir sind nicht böse, dass sie nicht untergegangen ist.
Timm: Es sind einige Blätter dabei, da stand dabei: Simultantechnik. Wie geht das? Sie haben gedruckt und jemand hat gedichtet, um die Wette?
Bremer: Nein, nein, nicht so. Das geht aber so, dass wir die Dichter eingeladen haben, in die Werkstatt zu kommen, und dort simultan einen Text zu schreiben. Und die Grenzen waren zum Beispiel die Buchstaben. Wir hatten von der einen Schrift, weiß ich, nur zwölf E‘s, dann mussten sie dem Text mit zwölf E‘s auskommen. Also es war alles … Durch die Begrenzung ist das alles passiert, und direkt vor Ort. Das haben wir beibehalten auch.
Timm: Zu Gast hier im Studio sind Albert Schindehütte und Uwe Bremer von der Werkstatt Rixdorfer Drucke, sie arbeiten seit 50 Jahren zusammen. Und einer meiner Lieblingsdrucke im neuen Buch, das ist kein Druck, sondern ein Foto, 1967, es wird Fußball gespielt, Balltreter Rixdorf & Co. gegen die Münchner Lach- und Schießgesellschaft, illustriert besetzt, Rudi Dutschke ist dabei, Wolfgang Neuss und Sie, die beiden Drucker. Was war das für ein Match?
Bremer: Das war ein Match, was in München stattfand, und was wir, wenn ich mich richtig erinnere, verloren haben. Aber vielleicht weiß Ali da mehr.
Schindehütte: Wenn, dann sehr knapp. Nein, also wir haben eine Zeit lang keine Gelegenheit ungenutzt gelassen, Fußball zu spielen in unserer freien Zeit, als wir noch jung und knackig waren, und wir sind auch, wie man damals sagte … Wenn man Ausstellungen in Westdeutschland hatte, wurden immer vor jeder Ausstellungseröffnung ‒ in Kiel und in Lübeck ‒ Fußballspiele gemacht zur Einleitung dieser Geschichte.
Timm: Die Drucker gegen die Dichter?
Bremer: Nein, nein, die Drucker und Dichter gemeinsam gegen eine dort vor Ort anwesende Prominentenmannschaft oder so, der FC Schmiere zum Beispiel war in München, da haben die ganzen Kabarettisten mitgespielt, und in anderen Städten waren es halt andere. Aber unsere Mannschaft bestand immer aus Druckern und Dichtern.
Timm: Da muss die Stimmung hoch hergegangen sein. Waren die Feste genauso wichtig wie die Bücher und die Kunstwerke?
Schindehütte: Ja, erst die Arbeit, dann das Vergnügen, und das Vergnügen sehr heftig.
Timm: Und die kamen dann, Herr Schindehütte, die kamen in die Werkstatt und sagten, ich möchte bitte gedruckt werden, oder wie muss ich mir das vorstellen?
Schindehütte: Ja, vielleicht auch umgekehrt, dass wir sie getroffen haben, die Dichter, es sind ja alles Dichter, die wir sozusagen … die auf unserer Linie lagen und die wir dann eingeladen haben, Verse für uns zu machen, möglichst kurze Verse, weil unser Schriftmaterial für Prosatexte ja nicht ausgereicht hat, also in der Mehrzahl Lyriker, die dann mit Freuden Vierzeiler, Zweizeiler geliefert haben und auch selbst mit in der Werkstatt dann anwesend waren und auch mitgearbeitet haben.
Timm: Ich habe hier mal was ausgesucht, Peter Rühmkorf: "Weltuntergang, Weltuntergang, der dauert nur Sekunden lang" – das haben Sie mit einem Druck versehen, da kippt alles in sich zusammen. Wer genau hatte denn die Ideen für solche Drucke? Kamen Sie, Herr Bremer, zu Rühmkorf und sagten, so würde ich es tun?
Bremer: Nein, so war das nicht, aber wir haben zur Jahrhundert-, zur Jahrtausendwende zum Jahr 2000 hin einen Kalender gemacht für den Merlin Verlag, und da haben wir zwölf Dichter, weil das Jahr ja zwölf Monate hat, gebeten, einen Weltuntergang zu beschreiben ‒ weil damals hieß es ja, im Jahr 2000 geht die Welt unter, das ist ja immer so, wenn Jahrtausendwenden sind ‒ und haben also zwölf Weltuntergänge dargestellt, und die Dichter mussten jeweils 21 Worte verwenden für jeden Weltuntergang.
Timm: Zwölf Weltuntergänge, schlägt das nicht auf die Stimmung?
Bremer: Nein, im Gegenteil.
Schindehütte: Sie ist ja nicht … Wir wussten ja, dass sie nicht untergeht.
Bremer: Ja, also wir hatten … Wir sind nicht böse, dass sie nicht untergegangen ist.
Timm: Es sind einige Blätter dabei, da stand dabei: Simultantechnik. Wie geht das? Sie haben gedruckt und jemand hat gedichtet, um die Wette?
Bremer: Nein, nein, nicht so. Das geht aber so, dass wir die Dichter eingeladen haben, in die Werkstatt zu kommen, und dort simultan einen Text zu schreiben. Und die Grenzen waren zum Beispiel die Buchstaben. Wir hatten von der einen Schrift, weiß ich, nur zwölf E‘s, dann mussten sie dem Text mit zwölf E‘s auskommen. Also es war alles … Durch die Begrenzung ist das alles passiert, und direkt vor Ort. Das haben wir beibehalten auch.
Timm: Zu Gast hier im Studio sind Albert Schindehütte und Uwe Bremer von der Werkstatt Rixdorfer Drucke, sie arbeiten seit 50 Jahren zusammen. Und einer meiner Lieblingsdrucke im neuen Buch, das ist kein Druck, sondern ein Foto, 1967, es wird Fußball gespielt, Balltreter Rixdorf & Co. gegen die Münchner Lach- und Schießgesellschaft, illustriert besetzt, Rudi Dutschke ist dabei, Wolfgang Neuss und Sie, die beiden Drucker. Was war das für ein Match?
Bremer: Das war ein Match, was in München stattfand, und was wir, wenn ich mich richtig erinnere, verloren haben. Aber vielleicht weiß Ali da mehr.
Schindehütte: Wenn, dann sehr knapp. Nein, also wir haben eine Zeit lang keine Gelegenheit ungenutzt gelassen, Fußball zu spielen in unserer freien Zeit, als wir noch jung und knackig waren, und wir sind auch, wie man damals sagte … Wenn man Ausstellungen in Westdeutschland hatte, wurden immer vor jeder Ausstellungseröffnung ‒ in Kiel und in Lübeck ‒ Fußballspiele gemacht zur Einleitung dieser Geschichte.
Timm: Die Drucker gegen die Dichter?
Bremer: Nein, nein, die Drucker und Dichter gemeinsam gegen eine dort vor Ort anwesende Prominentenmannschaft oder so, der FC Schmiere zum Beispiel war in München, da haben die ganzen Kabarettisten mitgespielt, und in anderen Städten waren es halt andere. Aber unsere Mannschaft bestand immer aus Druckern und Dichtern.
Timm: Da muss die Stimmung hoch hergegangen sein. Waren die Feste genauso wichtig wie die Bücher und die Kunstwerke?
Schindehütte: Ja, erst die Arbeit, dann das Vergnügen, und das Vergnügen sehr heftig.
"Dutschke war ein nimmermüder Rechtsaußen"
Timm: Auch Rudi Dutschke hat mitgemacht in der Fußballmannschaft und beim Vergnügen. In welcher Position spielte der denn, der 68er-Student?
Bremer: Der spielte rechts außen.
Timm: Rechts außen? Rudi Dutschke?
Schindehütte: Ein nimmermüder Rechtsaußen.
Bremer: Und sogar sehr gut.
Schindehütte: Der auch beim Rückstand von 0:4 immer noch, und das fünf Minuten vor Schluss, vor Spielschluss, immer noch nicht aufgegeben hat.
Timm: Und das auf rechts außen, ausgerechnet Rudi Dutschke. Sie sind einmal umgezogen mit der Werkstatt, die war in Berlin-Kreuzberg in der Oranienstraße 63, und dann sind Sie 74 janz weit nach draußen gezogen, ins Wendland, nach Gümse, findet man auf der Karte nicht so ganz schnell. Wieso denn das?
Bremer: Tja, das war einfach eine … Also erst mal muss ich sagen, dass ich zuerst umgezogen bin nach Gümse, und später haben wir einfach festgestellt, dass es dort schöne Werkstatträume gibt, und haben dann gesagt: Wir ziehen um. Ali war damals in Hamburg, wohnte meistens in Hamburg, und Johannes Vennekamp und Arno Waldschmidt wohnten auch in der Nähe von Gümse. Das war aber ein schleichender Prozess. Also wir haben das nicht uns vorgenommen, jetzt wollen wir alle hier raus, sondern es ist einfach passiert.
Timm: Und dann konnten Sie nicht ohne einander und alle fanden sich in Gümse wieder.
Bremer: Wir wollten nie ohne einander, wir wollten nur eben diese … Dadurch sind unsere Zusammentreffen konzentrierter, auch ein bisschen kürzer geworden, und das hat, glaube ich, der Werkstatt sehr gut getan, der Zusammenarbeit in der Werkstatt.
Timm: Das könnte eine diplomatische Formulierung gewesen sein: 50 Jahre Rixdorfer Drucke – gab es nie Krach?
Bremer: Da wollen wir nicht drüber reden. Es gab schon kleine, leichte Spannungen hier und da, aber es war nicht böse, war nicht doll.
Timm: Nie explosive Luft?
Bremer: Auch explosive Luft, das muss es immer geben, wenn vier Künstler zusammenarbeiten.
Schindehütte: Das berühmte reinigende Gewitter.
Bremer: Genau. Aber wir haben uns immer danach wieder sehr gut arrangiert gemeinsam.
Timm: Und Sie arbeiten ja immer noch zusammen. Was ist das Letzte, was Sie zusammen gemacht haben?
Schindehütte: Ja, als letztes ist nach diesen 50 Jahren ein Totentanz in der Tradition, sagen wir mal, des Basler oder Lübecker Totentanzes, … Wir hoffen natürlich nicht, dass es unser letztes Projekt bleiben wird. Vielleicht gibt es noch eine kleine Wiederauferstehung.
Bremer: Wir wollen nicht mit dem Totentanz … Das soll nicht unser letztes Wort gewesen sein, auch nicht unser letzter Druck.
Timm: Das ist gut zu wissen, denn heute Abend ist erst mal die Ausstellung am Lützowplatz in Berlin, und vor allen Dingen gibt es dieses neue und wirklich wunderschöne Buch: "50 Jahre Rixdorfer Bilderbogen, die Druckwerkstatt der Dichter", erschienen in der "Anderen Bibliothek". Albert Schindehütte und Uwe Bremer drucken noch mit Lettern seit 50 Jahren, sie machen das auch weiter und sie waren hier zu Gast im Studio. Vielen herzlichen Dank.
Bremer: Nichts zu danken.
Schindehütte: Wir danken.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Bremer: Der spielte rechts außen.
Timm: Rechts außen? Rudi Dutschke?
Schindehütte: Ein nimmermüder Rechtsaußen.
Bremer: Und sogar sehr gut.
Schindehütte: Der auch beim Rückstand von 0:4 immer noch, und das fünf Minuten vor Schluss, vor Spielschluss, immer noch nicht aufgegeben hat.
Timm: Und das auf rechts außen, ausgerechnet Rudi Dutschke. Sie sind einmal umgezogen mit der Werkstatt, die war in Berlin-Kreuzberg in der Oranienstraße 63, und dann sind Sie 74 janz weit nach draußen gezogen, ins Wendland, nach Gümse, findet man auf der Karte nicht so ganz schnell. Wieso denn das?
Bremer: Tja, das war einfach eine … Also erst mal muss ich sagen, dass ich zuerst umgezogen bin nach Gümse, und später haben wir einfach festgestellt, dass es dort schöne Werkstatträume gibt, und haben dann gesagt: Wir ziehen um. Ali war damals in Hamburg, wohnte meistens in Hamburg, und Johannes Vennekamp und Arno Waldschmidt wohnten auch in der Nähe von Gümse. Das war aber ein schleichender Prozess. Also wir haben das nicht uns vorgenommen, jetzt wollen wir alle hier raus, sondern es ist einfach passiert.
Timm: Und dann konnten Sie nicht ohne einander und alle fanden sich in Gümse wieder.
Bremer: Wir wollten nie ohne einander, wir wollten nur eben diese … Dadurch sind unsere Zusammentreffen konzentrierter, auch ein bisschen kürzer geworden, und das hat, glaube ich, der Werkstatt sehr gut getan, der Zusammenarbeit in der Werkstatt.
Timm: Das könnte eine diplomatische Formulierung gewesen sein: 50 Jahre Rixdorfer Drucke – gab es nie Krach?
Bremer: Da wollen wir nicht drüber reden. Es gab schon kleine, leichte Spannungen hier und da, aber es war nicht böse, war nicht doll.
Timm: Nie explosive Luft?
Bremer: Auch explosive Luft, das muss es immer geben, wenn vier Künstler zusammenarbeiten.
Schindehütte: Das berühmte reinigende Gewitter.
Bremer: Genau. Aber wir haben uns immer danach wieder sehr gut arrangiert gemeinsam.
Timm: Und Sie arbeiten ja immer noch zusammen. Was ist das Letzte, was Sie zusammen gemacht haben?
Schindehütte: Ja, als letztes ist nach diesen 50 Jahren ein Totentanz in der Tradition, sagen wir mal, des Basler oder Lübecker Totentanzes, … Wir hoffen natürlich nicht, dass es unser letztes Projekt bleiben wird. Vielleicht gibt es noch eine kleine Wiederauferstehung.
Bremer: Wir wollen nicht mit dem Totentanz … Das soll nicht unser letztes Wort gewesen sein, auch nicht unser letzter Druck.
Timm: Das ist gut zu wissen, denn heute Abend ist erst mal die Ausstellung am Lützowplatz in Berlin, und vor allen Dingen gibt es dieses neue und wirklich wunderschöne Buch: "50 Jahre Rixdorfer Bilderbogen, die Druckwerkstatt der Dichter", erschienen in der "Anderen Bibliothek". Albert Schindehütte und Uwe Bremer drucken noch mit Lettern seit 50 Jahren, sie machen das auch weiter und sie waren hier zu Gast im Studio. Vielen herzlichen Dank.
Bremer: Nichts zu danken.
Schindehütte: Wir danken.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.