Viel Gerede, wenig Kino

Von Jörg Taszmann · 05.06.2013
Man war beim Verlieben dabei, beim Wiederfinden - und jetzt beim Kämpfen um diese große Liebe zwischen einer Französin und einem Amerikaner. Doch leider wird im dritten Teil des Films mit Julie Delpy und Ethan Hawke einfach zu viel geredet.
Mit der Französin Céline (Julie Delpy) und dem Amerikaner Jesse (Ethan Hawke) ist man im Kino schon einen langen Weg gegangen. Vor fast 20 Jahren, 1995, begegneten sich beide in "Before Sunrise" in einem Zug nach Wien, verbrachten dann die gesamte Nacht gemeinsam bei einem langen Spaziergang.

Dieses intensive Kennenlernen zwei junger Menschen, die sich latent ineinander verlieben, aber am nächsten Morgen wieder trennen müssen, prägte eine ganze Zuschauergeneration. Erst 2004 in "Before Sunset" treffen sich Céline und Jesse wieder, bleiben nach einer wieder langen Nacht aber diesmal zusammen.

Nun im dritten Film, "Before Midnight", der ausschließlich in Griechenland spielt, sind die beiden endlich ein Paar. Beide haben zwei süße, blonde, siebenjährige Zwillingsmädchen. Er noch einen 13-jährigen Sohn aus erster Ehe, den er zum Flughafen bringt.

Als sie am letzten Abend des sechswöchigen Urlaubs endlich von Freunden eine Nacht zu zweit in einem schicken Hotel geschenkt bekommen, brechen plötzlich zurückgehaltene Ressentiments aus. Beide zanken sich so bösartig, dass ihre Liebe plötzlich auf dem Spiel steht...

Zugegeben: Das Trio Linklater (Regie), Delpy und Hawke (Schauspieler und Co-Drehbuch) war schon immer geschwätzig und die Filme lebten in erster Linie von den langen Dialogen. Nur was bei den beiden Verliebten mit Anfang 20 noch so charmant und unverbraucht wirkte, wird im dritten Film zu einem echten Problem.

Sicher gibt es in den Dialogen immer wieder gut beobachtete, scharfzüngige "bon-mots". Der Geschlechterkrieg von Langzeitpaaren wird mitunter witzig inszeniert. Das ist mal weise, mitunter peinlich, aber leider viel zu wortlastig. Man könnte Jessy und Céline auch auf einer Theaterbühne zuschauen, denn Richard Linklater findet für seine Erzählung nie filmische Lösungen. Er hat einen "Talking Heads"-Film gedreht, der leider nie zu Kino wird.

Und so ist man als Betrachter zusehend genervt, manchmal sogar gelangweilt. Die Darsteller geben wie immer ihr Bestes und haben schöne Auftritte und Momentaufnahmen, aber als Film bleibt "Before Midnight" leider eine Enttäuschung!

USA 2013, Regie: Richard Linklater. Darsteller: Ethan Hawke, Julie Delpy