Verzögerte Liveübertragung
Wenn pünktlich um 20 Uhr die Tagesschau beginnt, ist es bei manchem Zuschauer in Wirklichkeit schon acht Sekunden später. Schuld sind lange Datenübertragungen via Satellit plus Decodierungssoftware im Receiver, die die Signalverarbeitung erheblich verzögern.
Aus demselbem Grund jubeln die digitalen Fernsehzuschauer bei Toren auch später als die Nutzer analoger Geräte.
"Dieses Piepen ist im Prinzip das Signal, was wir aussenden, um ihre Funkuhren zu synchronisieren. Dieses Piepen symbolisiert den Sekundenanfang und Sie hören in der Länge des Signals den Code, damit sich ihre Funkuhr auf die richtige Zeit einstellt."
Sagt Dirk Piester von der Physikalisch Technischen Bundesanstalt. Hier, in Braunschweig, wird gewissermaßen die Uhrzeit für Deutschland hergestellt.
Funkuhren wissen immer genau, wie spät es ist. Den präzisen Takt dazu liefern mehrere Atomuhren, die im Uhrensaal der Physikalisch Technischen Bundesanstalt stehen. Schlussendlich strahlt ein Langwellensender bei Frankfurt am Main das Zeitsignal mit einer Reichweite von 2000 Kilometern aus. Auf diese Weise kennen die Funkuhren auf Bahnhöfen und Flughäfen immer die präzise Uhrzeit. Sogar im Ausland.
Funkwellen breiten sich mit einer Geschwindigkeit von 300.000 Kilometern pro Sekunde aus. Für eine Funkuhr, zum Beispiel in Schweden, bedeutet das eine kaum merkliche Verzögerung. In der digitalen Welt indes sieht die Sache ganz anders aus.
Wenn der Gong zur ARD-Tageschau pünktlich um Acht ertönt, ist es beim Fernsehzuschauer daheim in Wirklichkeit aber schon sechs bis acht Sekunden später. Das betrifft Millionen von Fernsehzuschauern, die via Satellit bzw. digital empfangen. Schuld daran, so Markus Fidler von der Uni Hannover, sind die Zeitverzögerungen vor allem durch den Satellitenreceiver im Wohnzimmer.
"Was im Empfänger passiert, ist die Decodierung solcher Videoströme. Das kostet Rechenzeit. Und zum anderen passiert im Empfänger üblicherweise eine Fehlerkorrektur. Das heißt, falls sich bei der Funkübertragung Fehler eingeschlichen haben, werden die durch entsprechende Algorithmen versucht zu korrigieren. Auch das kostet eine gewisse Zeit, benötigt üblicherweise Puffer in den Empfängern, in denen das Video also kurzzeitig zwischengepuffert wird, bis es dann ausgespielt wird."
Egal, ob es sich um digitales Satellitenfernsehen handelt, um DVBT oder digitalen Kabelempfang: Die Zeitverzögerungen sind erheblich. Einzig beim analogen, terrestrischen Empfang – mit einer herkömmlichen Fernsehantenne – gibt es keine merklichen Unterschiede. Doch das betrifft heute nur noch wenige Haushalte. Trauen Sie also nie einer Uhr, die auf einem Bildschirm erscheint. Denn: Auf die Übermittlungstechnik kommt es an, wie Dirk Piester sehr schön erklärt:
"Wenn Sie von der Geschichte her das aufrollen: Das analoge Fernsehen ist relativ instantan bei Ihnen zuhause. Da haben Sie einfach nur die Laufzeit der Signale vom Sender zu Ihnen nach Hause, vielleicht im Millisekundenbereich. Also Tausendstel Sekunden. Wenn Sie Satellitenfernsehen haben, und eine Übertragung über den Satelliten haben, dann haben Sie in der Regel eine Viertelsekunde Verzögerung drin.
Wenn Sie jetzt das digitale Fernsehen haben, dann haben Sie verschiedene Codierung- und Decodierungshardware, und da kann eine Verzögerung durchaus schon im Sekundenbereich sein. Das heißt, Sie können mit Verzögerungen von mehreren Sekunden rechnen. Abhängig davon, welches Gerät sie benutzen."
In der analogen Fernsehwelt treffen die Signale "instantan" – also praktisch gleichzeitig ein. In der digitalen Welt hingegen verstreichen mehrere Sekunden, bis die Information tatsächlich auch angekommen ist. Während die Fußballfans im Stadion schon jubeln, müssen sich die Fernsehzuschauer noch ein Weilchen gedulden. Im Extremfall acht Sekunden. Bis jetzt.
Die sogenannte "Liveschaltung" ist im digitalen Medienzeitalter also immer ein bisschen gelogen. Das betrifft übrigens auch das Internet. Auch dort gehen die Uhren nach, wenn sie auf dem Bildschirm erscheinen. Eine Sekunde nur, aber immerhin. Denn manchmal ist selbst eine Sekunde schon zu viel. Markus Fidler von der Uni Hannover beschäftigt sich mit solchen Fragestellungen.
"Wenn man an zukünftige Fahrzeugkommunikation denkt. Dass also ein Fahrzeug, wenn es bremst, per Funk raussendet an den nachfolgenden Verkehr, hier wird gebremst, es muss die Geschwindigkeit reduziert werden. Auch in solchen Systemen ist es natürlich ganz kritisch, dass die Nachrichten ohne Zeitverzögerung zum Empfänger kommen oder mit einer ganz minimalen Zeitverzögerung – eben nicht im Sekundenbereich."
Wissenschaftler wie Markus Fidler vom Institut für Kommunikationstechnik setzen auf immer schnellere Chips und auf eine Art "Priorisierung" der Informationen, um digital bedingte Zeitverzögerung in den Griff zu bekommen. Wichtige Daten zuerst, andere Bits und Bytes landen in der Warteschlange, bis auch ihre Zeit gekommen ist. Denn jede Datenverarbeitung benötigt immer auch Zeit.
Und die Moral von der Geschichte? Trau' keiner Uhr, die auf einem Monitor erscheint. Begriffe wie "Live" und "Echtzeit" sind im digitalen Zeitalter der Datenverarbeitung durchaus dehnbar. Auch wenn es nur Bruchteile von Sekunden sind.
"Dieses Piepen ist im Prinzip das Signal, was wir aussenden, um ihre Funkuhren zu synchronisieren. Dieses Piepen symbolisiert den Sekundenanfang und Sie hören in der Länge des Signals den Code, damit sich ihre Funkuhr auf die richtige Zeit einstellt."
Sagt Dirk Piester von der Physikalisch Technischen Bundesanstalt. Hier, in Braunschweig, wird gewissermaßen die Uhrzeit für Deutschland hergestellt.
Funkuhren wissen immer genau, wie spät es ist. Den präzisen Takt dazu liefern mehrere Atomuhren, die im Uhrensaal der Physikalisch Technischen Bundesanstalt stehen. Schlussendlich strahlt ein Langwellensender bei Frankfurt am Main das Zeitsignal mit einer Reichweite von 2000 Kilometern aus. Auf diese Weise kennen die Funkuhren auf Bahnhöfen und Flughäfen immer die präzise Uhrzeit. Sogar im Ausland.
Funkwellen breiten sich mit einer Geschwindigkeit von 300.000 Kilometern pro Sekunde aus. Für eine Funkuhr, zum Beispiel in Schweden, bedeutet das eine kaum merkliche Verzögerung. In der digitalen Welt indes sieht die Sache ganz anders aus.
Wenn der Gong zur ARD-Tageschau pünktlich um Acht ertönt, ist es beim Fernsehzuschauer daheim in Wirklichkeit aber schon sechs bis acht Sekunden später. Das betrifft Millionen von Fernsehzuschauern, die via Satellit bzw. digital empfangen. Schuld daran, so Markus Fidler von der Uni Hannover, sind die Zeitverzögerungen vor allem durch den Satellitenreceiver im Wohnzimmer.
"Was im Empfänger passiert, ist die Decodierung solcher Videoströme. Das kostet Rechenzeit. Und zum anderen passiert im Empfänger üblicherweise eine Fehlerkorrektur. Das heißt, falls sich bei der Funkübertragung Fehler eingeschlichen haben, werden die durch entsprechende Algorithmen versucht zu korrigieren. Auch das kostet eine gewisse Zeit, benötigt üblicherweise Puffer in den Empfängern, in denen das Video also kurzzeitig zwischengepuffert wird, bis es dann ausgespielt wird."
Egal, ob es sich um digitales Satellitenfernsehen handelt, um DVBT oder digitalen Kabelempfang: Die Zeitverzögerungen sind erheblich. Einzig beim analogen, terrestrischen Empfang – mit einer herkömmlichen Fernsehantenne – gibt es keine merklichen Unterschiede. Doch das betrifft heute nur noch wenige Haushalte. Trauen Sie also nie einer Uhr, die auf einem Bildschirm erscheint. Denn: Auf die Übermittlungstechnik kommt es an, wie Dirk Piester sehr schön erklärt:
"Wenn Sie von der Geschichte her das aufrollen: Das analoge Fernsehen ist relativ instantan bei Ihnen zuhause. Da haben Sie einfach nur die Laufzeit der Signale vom Sender zu Ihnen nach Hause, vielleicht im Millisekundenbereich. Also Tausendstel Sekunden. Wenn Sie Satellitenfernsehen haben, und eine Übertragung über den Satelliten haben, dann haben Sie in der Regel eine Viertelsekunde Verzögerung drin.
Wenn Sie jetzt das digitale Fernsehen haben, dann haben Sie verschiedene Codierung- und Decodierungshardware, und da kann eine Verzögerung durchaus schon im Sekundenbereich sein. Das heißt, Sie können mit Verzögerungen von mehreren Sekunden rechnen. Abhängig davon, welches Gerät sie benutzen."
In der analogen Fernsehwelt treffen die Signale "instantan" – also praktisch gleichzeitig ein. In der digitalen Welt hingegen verstreichen mehrere Sekunden, bis die Information tatsächlich auch angekommen ist. Während die Fußballfans im Stadion schon jubeln, müssen sich die Fernsehzuschauer noch ein Weilchen gedulden. Im Extremfall acht Sekunden. Bis jetzt.
Die sogenannte "Liveschaltung" ist im digitalen Medienzeitalter also immer ein bisschen gelogen. Das betrifft übrigens auch das Internet. Auch dort gehen die Uhren nach, wenn sie auf dem Bildschirm erscheinen. Eine Sekunde nur, aber immerhin. Denn manchmal ist selbst eine Sekunde schon zu viel. Markus Fidler von der Uni Hannover beschäftigt sich mit solchen Fragestellungen.
"Wenn man an zukünftige Fahrzeugkommunikation denkt. Dass also ein Fahrzeug, wenn es bremst, per Funk raussendet an den nachfolgenden Verkehr, hier wird gebremst, es muss die Geschwindigkeit reduziert werden. Auch in solchen Systemen ist es natürlich ganz kritisch, dass die Nachrichten ohne Zeitverzögerung zum Empfänger kommen oder mit einer ganz minimalen Zeitverzögerung – eben nicht im Sekundenbereich."
Wissenschaftler wie Markus Fidler vom Institut für Kommunikationstechnik setzen auf immer schnellere Chips und auf eine Art "Priorisierung" der Informationen, um digital bedingte Zeitverzögerung in den Griff zu bekommen. Wichtige Daten zuerst, andere Bits und Bytes landen in der Warteschlange, bis auch ihre Zeit gekommen ist. Denn jede Datenverarbeitung benötigt immer auch Zeit.
Und die Moral von der Geschichte? Trau' keiner Uhr, die auf einem Monitor erscheint. Begriffe wie "Live" und "Echtzeit" sind im digitalen Zeitalter der Datenverarbeitung durchaus dehnbar. Auch wenn es nur Bruchteile von Sekunden sind.