Verwirrung, Trauer und Rachegelüste

Von Jutta Petermann · 11.09.2011
In den Tagen, Monaten und auch Jahren nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 haben zahllose Musiker Songs geschrieben über ihre Erlebnisse und Gedanken rund um die Geschehnisse und ihre Folgen. Ein Überblick.
Musik: "Freedom" - McCartney

Es ist mein Recht ein freies Leben zu führen, und wir werden für diese Freiheit kämpfen – Paul McCartney saß am 11. September zur Zeit der Anschläge in einem Flugzeug in New York fest. Der Flugverkehr war eingestellt worden, um mögliche weitere Anschläge zu verhindern. Der Ex-Beatle sah von seinem Fenster aus, wie die Türme einstürzten.

Schon am 12. September schrieb der sonst eher friedfertige Musiker die leidenschaftlichen Zeilen über den Kampf für Freiheit. Nicht ganz klar ist, ob er damit denen die Stirn bieten wollte, die die Freiheit der westlichen Welt attackierten oder ob er damals schon ahnte, dass sich die westlichen Freiheitsrechte durch den Antiterrorkampf erheblich einschränken würden. Auch Singersongwriterin Tori Amos war am 11. September 2001 in New York. Ihr Song "I can't see New York" drückt schlicht ihre Verwirrung über die Geschehnisse aus.

Musik : "I can't see New York" - Tori Amos

Ähnlich orientierungslos wie Tori Amos und zutiefst geschockt zeigte sich der gebürtige New Yorker Moby. Der Elektropopper, der heute übrigens 45 Jahre alt wird, wohnte damals in direkter Nachbarschaft des World Trade Centers. An seinem 35. Geburtstag sah er von seiner Wohnung aus die Türme einstürzen und die Trauer über die Toten lastete so schwer auf ihm, dass er diese Trauer, so lässt er ein Jahr später Sinead O'Connor in seinem Song "Habour" singen, im Hafen von New York ertränken wollte.

Viele empfindsame und nachdenkliche Stücke finden sich in der Popwelt als künstlerische Reaktion auf die Anschläge, aber es gab auch rachsüchtige Äußerungen. Country-Musiker Tobi Keith zeigt sich offen aggressiv gegenüber den Urhebern der Anschläge, man solle sie in den Arsch treten, fordert er.

Musik : "Courtesy of the Red, White and Blue"

In der ersten emotionalen Aufwallung hatte sich auch der kanadische Musiker Neil Young hinreißen lassen zu seinem Songpamphlet "Let's roll", das dazu aufforderte zurück zuschlagen, die Zeit laufe davon. Später distanzierte er sich von diesem fast schon kriegstreiberischen Song und kritisierte vor allem den Irak-Krieg.

Rockerin Melissa Etheridge gedenkt in ihrem "Tuesday Morning" wie Insassen eines der Flugzeuge, die an diesem Dienstagmorgen von den Terroristen zu Waffen umfunktioniert worden waren, mutig ihren eigenen Tod in Kauf nahmen und ihre Maschine über einem Feld in Pennsylvania zum Absturz brachten, damit nicht noch mehr Menschen sterben mussten.

Mit "The Rising" von Bruce Springsteen entstand ein ganzes Album unter den Eindrücken der Attentate. Von seinem Wohnsitz in New Jersey aus sah Springsteen die brennenden Türme. Den hymnischen Titelsong, der 2002 erschien, singt er aus der Perspektive eines der Feuerwehrmänner, die nach den Einschlägen in die Türme stürmten, um Menschen zu retten. Springsteen ging es aber nicht um Heldenglorifizierung, sondern um das Überwinden von Gefühlen wie Verlust und Hass.

Musik: "The Rising" - Bruce Springsteen