Vertreter einer "festen Geometrie"
Oscar Niemeyer hat weltweit an mehr als 600 Projekten gearbeitet in seinem langen Architektenleben, darunter die UN-Zentrale in New York, Museen, Kulturzentren, Wohnhäuser. Gestern starb Oscar Niemeyer in Rio de Janeiro. Nach Einschätzung des Architekten Axel Schultes sah Niemeyer sich durch das "erotische Element" der Architektur in seiner Arbeit befeuert.
Der Architekt Axel Schultes hat seinen verstorbenen Kollegen Oscar Niemeyer als "glücklichen Architekten" gewürdigt, der seiner eigenen Sprache treu geblieben sei. Im Deutschlandradio Kultur sagte Schultes am Donnerstag, Niemeyer sei für ihn eine Ermutigung gewesen: "dass man den Mut hat zu den Dingen, die man eigentlich weiß, die man aber unter Umständen (…) verdrängt oder immer wieder zurückstellt."
Bewundernd äußerte sich der Erbauer des Berliner Kanzleramts über Niemeyers Lässigkeit gegenüber dem seinerzeit vorherrschenden internationalen Stil: "Er wollte einfach frei sein." Triebfeder des Brasilianers sei das "erotische Element in der Architektur" gewesen. Am überzeugendsten empfinde er, Schultes, das Copan-Gebäude in Sao Paulo – "diese wunderbar sanfte Großzügigkeit, diese Eleganz".
Die brasilianische Hauptstadt Brasilia, die nach Niemeyers Entwürfen binnen vier Jahren errichtet wurde, sieht Schultes hingegen kritisch. In Städten, die einem zu Herzen gingen, könne man das "verdichtete Leben über Jahrhunderte spüren". Kein Architekt könne dieses Wunder vollbringen. Aber: "Mein Gott, geben Sie einem Architekten eine solche Aufgabe, er wird es immer wieder versuchen und immer wieder scheitern."
Als Vorbild für heutige Architekten taugt Niemeyer nach Ansicht Schultes nicht. Er fuße noch in der "festen Geometrie". Die Moderne gehe viel weiter: "Die Moderne hat sich (…) freigeschwommen, so frei, dass man sie fast nicht mehr als Architektur bezeichnen kann. Es ist fast tatsächlich Design geworden. Und als Design ist dann alles möglich."
Das vollständige Interview können Sie bis zum 06.06.2013 als
MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
Links auf dradio.de:
Eleganz in Beton - Stararchitekt Oscar Niemeyer ist tot
Bewundernd äußerte sich der Erbauer des Berliner Kanzleramts über Niemeyers Lässigkeit gegenüber dem seinerzeit vorherrschenden internationalen Stil: "Er wollte einfach frei sein." Triebfeder des Brasilianers sei das "erotische Element in der Architektur" gewesen. Am überzeugendsten empfinde er, Schultes, das Copan-Gebäude in Sao Paulo – "diese wunderbar sanfte Großzügigkeit, diese Eleganz".
Die brasilianische Hauptstadt Brasilia, die nach Niemeyers Entwürfen binnen vier Jahren errichtet wurde, sieht Schultes hingegen kritisch. In Städten, die einem zu Herzen gingen, könne man das "verdichtete Leben über Jahrhunderte spüren". Kein Architekt könne dieses Wunder vollbringen. Aber: "Mein Gott, geben Sie einem Architekten eine solche Aufgabe, er wird es immer wieder versuchen und immer wieder scheitern."
Als Vorbild für heutige Architekten taugt Niemeyer nach Ansicht Schultes nicht. Er fuße noch in der "festen Geometrie". Die Moderne gehe viel weiter: "Die Moderne hat sich (…) freigeschwommen, so frei, dass man sie fast nicht mehr als Architektur bezeichnen kann. Es ist fast tatsächlich Design geworden. Und als Design ist dann alles möglich."
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