Verstörende Stimmungsbilder aus der Mitte der Gesellschaft

Von Christian Berndt |
Günter Wallraff erforscht seit Jahrzehnten als eine Art getarnter Ermittler die Zustände in Deutschland. Jetzt kommt der neueste Film mit dem mittlerweile 67jährigen Enthüllungsjournalisten in die Kinos: "Schwarz auf Weiß – Eine Reise durch Deutschland". Als Schwarzer verkleidet, bietet sich Wallraff ein verstörendes Bild dieses Landes.
"Warum lasst ihr mich nicht rein? Ich will da rein in die Disco"
"Weil Afrika für Affen, Europa für Weiße!"

Die Reaktion des glatzköpfigen Türstehers mit der Bomberjacke ist nicht unbedingt überraschend. Dass er den fremdländisch ausschauenden Gast nicht reinlassen will, kann man sich denken. Was Günter Wallraff als Kwami Ogonno, getarnt mit schwarzer Hautfarbe und Perücke, mit rechten Türstehern und Fußballfans erlebt, ist furchterregend.

Aber noch verstörender sind Begegnungen, wo man eine so offene Ablehnung nicht erwartet hätte. Etwa im angeblich so weltoffenen Köln, wo die sympathisch wirkende Vermieterin ganz unverblümt erklärt, was sie von einem schwarzen Mieter hält:

"Ich komm da gar nicht drüber weg. Der hat heute Morgen angerufen, sprach ja ein gutes Deutsch, kannste ja gar nicht sehen, ob der schwarz ist. Deswegen war ich so entsetzt. Das sind Menschen, die haben eine andere Kultur, die passen nicht."

Ein Jahr lang reist Wallraff als Kwami quer durch Deutschland - von Magdeburg bis Oberbayern. Und erfährt dabei, dass offener Rassismus ein gesamtdeutsches Problem ist. Ob in Cottbus oder in der Nähe des westfälischen Minden, wo Kwami versucht, auf einem Campingplatz einzuchecken.

"Ja, das ist also schwierig."
"Wo kann da Problem sein?"
"Ja, Problem, das ist die Hautfarbe eben. Ob eben schwarz ist oder weiß, sag ich mal. Die werden dann immer einen Bogen drum machen."

Szenen wie diese sind mit versteckter Kamera gefilmt. Nach dem Dreh wurden die Personen aufgeklärt, nur zwei verweigerten die Zustimmung, im Film gezeigt zu werden. Es sind Stimmungsbilder nicht vom Rand, sondern aus der Mitte der Gesellschaft, die von den Regisseuren ohne jeden Kommentar präsentiert werden. Wobei die schlimmsten Demütigungen vielleicht sogar die gut gemeinten sind. Etwa, wenn die Moderatorin auf einem Stadtfest Kwami zum Mitmachen beim Tanzspiel einlädt:

"Und jetzt müssen wir aber noch jemanden suchen. Vielleicht nimmst Du gleich den Schwarzen da. Der sieht schon so lustig aus."
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