Versteigert auf Druck der Nationalsozialisten

Kunstsammlung des Marxisten Eduard Fuchs wird rekonstruiert

Bernhard Kosel zeigt einen Auktionskatalog von 1937, in dem Gemälde aus der Sammlung Fuchs angeboten werden.
Einer der Erben zeigt eine Seite aus dem Auktionskatalog von 1937, mit der die Fuchs-Sammlung auseinander gerissen wurde. © dpa / picture alliance / Arne Dedert
Ulrich Weitz im Gespräch mit Stephan Karkowsky |
Seit Jahrzehnten beschäftigt sich der Historiker Ulrich Weitz mit der Kunstsammlung von Eduard Fuchs, dem "Sittenfuchs". Auf Druck der Nazis musste sie versteigert werden und ist nun über die ganze Welt verstreut. Jetzt soll sie auf Wunsch der Erben rekonstruiert werden.
20.000 Stücke soll die Kunstsammlung von Eduard und Margarethe Fuchs umfasst haben. Sie wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten versteigert. Eduard Fuchs war Journalist und Kulturwissenschaftler, seit den 1880er-Jahren war er publizistisch-politisch aktiv. Fuchs war ein Linker, Gründungsmitglied des Spartakusbundes und der KPD und verhandelte mit Lenin über die 3. Internationale, brach aber später mit der KPD. Fuchs schrieb über die Karikatur und erotische Kunst.
Seine illustrierte "Sittengeschichte" verkaufte sich millionenfach, was ihn zum Millionär machte. "Das war - ganz frech gesagt - die Onaniervorlage unserer Ur-Großväter", sagt der Fuchs-Biograf Ulrich Weitz. Wegen des Bildmaterials war sie enorm beliebt und "die erste seriöse Aufarbeitung, wo er wegging von einem reinen Marxismus/ Leninismus, der sich nur mit der Ökonomie beschäftigte. Er beschäftigte sich damit, welche Auswirkungen eine Revolution beispielsweise auf die Mode oder auf die Sitten hatte, und hat dort als erster systematisch angefangen zu sammeln."

Der Traum: Eine Ausstellung zum 150. Geburtstag

Auch über die Nazis sammelte Fuchs und warnte schon früh vor ihnen, doch man verlachte ihn, sagt Weitz. Drei Wochen nach der Machtergreifung, in der Nacht des Reichstagsbrandes, "kommt schon die Polizei, umstellt sein Haus - seine Frau warnt ihn und er kommt deshalb glücklicherweise nicht heim, sondern versteckt sich in einer Gartenlaube und am nächsten Tag flieht er aus Berlin", erzählt der Historiker. Fuchs landet schließlich in Paris. Ab 1934 habe es dann einen Steuersteckbrief gegen ihn gegeben und die Reichsfluchtsteuer sei erhoben worden. Innerhalb kurzer Zeit sei so ein riesiges Vermögen aufgelaufen, weshalb Fuchs schließlich seine Tochter beauftragte, seine Kunstsammlung zu versteigern, um die Nazi-Steuer begleichen zu können.
Nun soll die Sammlung auf Wunsch der Erben Rosemarie und Bernhard Kosel rekonstruiert werden. Das Projekt wird über zwei Jahre vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert, Weitz ist als einer der Berater und Unterstützer dabei. Ein paar der Bilder sind bereits ausfindig gemacht, dann soll es eine Ausstellung geben: "Das ist der Traum", sagt Weitz. 2020 wäre der 150. Geburtstag von Eduard Fuchs, und "es würde sich anbieten, diese Ausstellung zumindest ausschnittweise zu zeigen", hofft der Fuchs-Biograf.
(inh)
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