Verräterische DNA
Heute gehört die DNA-Analyse zu jedem Krimi dazu. Auch in der polizeilichen Praxis läuft kaum noch etwas ohne den genetischen Fingerabdruck. Er dient zur Identifizierung einer Person. Dabei lassen sich auch andere Informationen aus der DNA gewinnen. Sie dürfen in Deutschland aber nicht untersucht oder erfasst werden. In Einzelfällen könnten sie aber für die Polizei durchaus von Nutzen sein.
Das Verbrechen geschah am 25. April, in Heilbronn, auf einem Parkplatz an der Theresienwiese. Unbekannte Täter schossen auf zwei Polizisten.
Frank Huber: "Am helllichten Tag, nachmittags: die beiden Kollegen erlitten jeweils Kopfschüsse. Kollegin Kiesewetter starb sofort, noch am Tatort. Und ihr schwerstverletzter Kollege konnte nur noch durch intensivmedizinische Maßnahmen gerettet werden."
Sofort begann die Suche nach den Tätern und möglichen Zeugen. Ergebnislos. Noch am gleichen Tag gründete die Polizei die Sonderkommission "Parkplatz". Kriminalkomissar Frank Huber ist ihr Leiter. Bei ihm laufen alle Informationen zusammen.
Frank Huber: "Eine Tat, die wir alle nicht begreifen, bis zum heutigen Tag. Denn die Tatmotivation ist nach wie vor im Dunkeln. Wir wissen nicht, warum diese Tat begangen wurde."
Vergeblich suchte die Polizei nach möglichen Zeugen. Auch der schwerstverletzte Polizist, der schließlich gerettet werden konnte, kann sich nicht mehr an den Tathergang und die Täter erinnern. Erste Hinweise lieferten die sorgfältige Sicherung von Spuren am Tatort und die anschließende Untersuchung einer DNA-Spur eines Täters beim Landes-Kriminalamt, dem LKA Suttgart.
Frank Huber: "Wir waren natürlich wie elektrisiert bei der Sonderkommission und dachten: Jetzt haben wir den Durchbruch und vielleicht den Täter. Aber es ist offensichtlich anders gewesen. Das ist eine DNA-Spur, die zwischenzeitlich bei insgesamt 33 Taten aufgetaucht ist und wir vom Spurenleger kein scharfes Profil haben."
Diebstähle, Einbrüche und Gewalttaten. Immer wieder stießen die Ermittler auf die gleiche DNA-Spur. Auch nach dem Polizistenmord von Heilbronn tauchte die gleiche DNA immer wieder auf. Aber keinerlei Hinweise auf die Person, die diese Spur hinterlässt.
Frank Huber: "Wir haben eine DNA-Spur, von deren Person wir kein scharfes Profil erstellen können. Wir wissen, dass die Person sehr mobil ist, vor allem im Süden und Südwesten Deutschlands und auch in Österreich. Und wir gehen davon aus, dass sie stärkere Bezugspunkte aufweist, dort wo man ihre Spur öfters festgestellt hat, nämlich hauptsächlich in den Regionen Heilbronn und Ludwigsburg und im Saarland, wo sie ja zuletzt bei dem schweren Raubüberfall auf eine Wirtin eines Angelsportvereins festgestellt werden konnte."
Mehr als 3500 Hinweise und Spuren hat die Sonderkommission "Parkplatz" bislang gesammelt und ausgewertet. 500 davon sind immer noch in Bearbeitung. Aber keinerlei Hinweis auf die spurenlegende Person: Wer ist sie? Wie sieht sie aus?
Die Presse spricht vom "DNA-Phantom oder auch von der "Frau ohne Gesicht." Denn eine Information gab die DNA preis: das Geschlecht.
Frank Huber: "Die Wissenschaftler sind ja einig und man hat mehrere Untersuchungen durchgeführt: Es handelt sich zweifelsfrei um eine weibliche DNA-Spur."
In Deutschland dürfen DNA-Spuren nur zur Identifikation und zur Bestimmung des Geschlechts verwendet werden. Im Prinzip können die Erbmoleküle aus dem Blut oder dem Speichel aber noch viel mehr verraten. Auch Informationen über Aussehen oder die familiäre Abstammung lassen sich in solchen Spuren lesen.
Die Medizinische Fakultät der Erasmus-Universität. Hier forscht die Abteilung für Forensische Molekularbiologie unter der Leitung des deutschen Molekulargenetikers Manfred Kayser.
Manfred Kayser: "Wir machen überhaupt keine Routine hier. Das ist ein reines Forschungslabor. Wir beschäftigen uns hier mit den Dingen, die möglicherweise in der Zukunft in den normalen forensischen Labors angewendet werden."
Manfred Kayser hat vom Niederländischen Forensischen Institut, das dem Justizministerium untersteht, den Auftrag bekommen, konkrete Informationen aus DNA-Proben herauszulesen, die für die Kriminalpolizei von Nutzen sein könnten.
Manfred Kayser: "Dazu muss man sagen, dass das so eine Art Quantensprung in der Nutzung von DNA ist, weil man quasi über DNA als Identifizierungsmittel hinausgeht. Man nimmt DNA nicht als Identifizierungsmittel, sondern als investigatives Mittel, so wie man auch viele andere Informationsquellen innerhalb der Ermittlungsarbeit benutzt. Insofern muss man auch diese Art von neuen DNA-Markern begreifen. Die werden nicht dazu benutzt jemanden zu identifizieren oder jemanden lapide gesagt hinter Gitter zu bringen, sondern die werden nur dazu genutzt, innerhalb der Ermittlungsarbeit möglicherweise hilfreich zu sein."
Die Idee dabei ist, in Fällen ohne bekannte Verdächtigte, die Zahl möglicher Tatbeteiligter einzugrenzen.
Manfred Kayser: "Man kann vieles herausbekommen. Die Frage ist: Was dürfen Sie herausbekommen? Insofern hat man hier bei der Gesetzgebung gesagt: Alles, was äußerlich sichtbar ist, ist nicht privat, und das ist meiner Meinung nach auch so: Wenn ich meine Gesichtsmerkmale auf der Straße vor mir hertrage, dann sieht die jeder, der mich sieht."
Die Genetik einer Gesichtsform ist allerdings zu kompliziert, deshalb haben sich die Forscher um Manfred Kayser bisher einfachere Ziele gesetzt, wie zum Beispiel die Augenfarbe. Nachdem sie tausende von Proben mit über hunderttausend genetischen Markern untersucht hatten, fanden die Forscher aus Rotterdam einzelne Stellen im Erbgut, die für blaue beziehungsweise braune Augen verantwortlich sind. Inzwischen können sie blaue Augen mit einer hohen Sicherheit bestimmen. Bei braunen Augen ist es schon schwieriger.
Auch die Haarfarbe würden Manfred Kayser und sein Team gerne aus dem Genmaterial eines Spurenlegers ermitteln. Das gelingt bisher allerdings nur dann relativ sicher, wenn die Haarfarbe rot ist.
Manfred Kayser: "Was rote Haarfarbe angeht, kennt man ein Gen. Wenn eine Mutation in einem bestimmten Gen vorhanden ist, dann hat das zur Folge, dass die Haarfarbe meistbietend rot ist, und das hat damit zu tun, dass eines der beiden Pigmente dann besonders stark ausgebildet wird."
Mit anderen Haarfarben haben die Genetiker mehr Probleme. Das Zusammenspiel verschiedener Erbanlagen, die sich zu unterschiedlichen Brauntönen ergänzen können, ist kaum zu durchschauen.
Auch über die Herkunft eines Spurenlegers lassen sich nur grobe Aussagen aus den Erbmolekülen ablesen. Zum Beispiel: der Spurenleger stammt aus Nordwesteuropa oder Südosteuropa. Genauer geht es nicht. Die Ungenauigkeit der Methode ist ein Problem, ein anderes die Missbrauchsmöglichkeiten.
Alexander Dix: "Also die DNA-Analyse erlaubt einen Blick in die menschliche Zukunft und ist sehr viel mächtiger als Informationswerkzeug als der normale Fingerabdruck. Deshalb gibt es für die DNA-Analyse auch strengere Regeln."
Alexander Dix, Berliner Beauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit, wendet sich gegen Fahndungsmethoden wie Manfred Kayser sie erforscht.
Alexander Dix: "Man schließt damit gewissermaßen den gesamten Bauplan der menschlichen Zelle auf und könnte mit den heutigen Mitteln auch Erkenntnisse über gegenwärtige Krankheiten oder Krankheitswahrscheinlichkeiten erfahren, die in 20 oder 30 Jahren zu sehr schwerwiegenden Konsequenzen, eventuell sogar zum Tod, führen könnten."
Ein Haar auf einer Jacke, etwas Speichel an einer Zigarette oder ein Tropfen Blut am Tatort genügen, um die genetischen Eigenschaften eines Menschen mit relativ einfachen Methoden für alle sichtbar zu machen. Krankheiten oder Gesundheitsrisiken, die eindeutig zur Privatsphäre gehören, lassen sich aus den persönlichen Erbmolekülen ablesen.
Alexander Dix: "Wenn man der Polizei diesen Blick in die Zukunft des einzelnen Verdächtigen, auch in seine gesundheitliche Entwicklung, erlauben würde, dann würden wir eine Büchse der Pandora gewissermaßen öffnen, was ich für sehr riskant hielte. Es gibt Begehrlichkeiten für solche Daten und deshalb sollte der Staat sich darauf beschränken, allein die DNA-Analyse zu Zwecken der Identifizierung auch in Zukunft zu nutzen."
Äußere Merkmale sind doch kein persönliches Geheimnis, argumentiert man in den Niederlanden. Neue genetische Methoden könnten helfen, Fälle aufzuklären, die sich bisher nicht aufklären ließen, wie den Polizistenmord von Heilbronn.
Frank Huber muss bei der Suche nach der Polizistenmörderin von Heilbronn weiterhin ohne die Methoden aus Rotterdam auskommen.
Frank Huber: "Jede Information über diese gesuchte Person wäre natürlich interessant für uns. Die Frage ist: Was bringt es uns, wenn wir wissen, dass sie beispielsweise blaue Augen oder blonde Haare hat? Das kann man verändern, insofern ist der Ansatz recht begrenzt. Maßgeblich ist für uns, dass in Deutschland das Recht eben nur zulässt, dass wir die DNA-Spur nur nach dem Geschlecht untersuchen. Mehr ist für uns in Deutschland nicht möglich und ich denke, das müssen wir akzeptieren und wir können auch ganz gut damit leben."
Seit beinahe zwei Jahren sucht Frank Huber mittlerweile nach der Polizistenmörderin von Heilbronn. Schritt für Schritt setzt er das Puzzle zusammen. Die DNA der "Frau ohne Gesicht" spielt weiterhin bei seinen Ermittlungen eine wichtige Rolle.
Frank Huber: "Wir haben eine DNA-Spur, ein Faustpfand sozusagen, mit individuellen Zuordnungsmöglichkeiten und ich bin überzeugt davon, dass wir früher oder später - das ist eine Frage der Zeit - die Spurenlegende Person identifizieren und entsprechend verurteilen können."
Frank Huber: "Am helllichten Tag, nachmittags: die beiden Kollegen erlitten jeweils Kopfschüsse. Kollegin Kiesewetter starb sofort, noch am Tatort. Und ihr schwerstverletzter Kollege konnte nur noch durch intensivmedizinische Maßnahmen gerettet werden."
Sofort begann die Suche nach den Tätern und möglichen Zeugen. Ergebnislos. Noch am gleichen Tag gründete die Polizei die Sonderkommission "Parkplatz". Kriminalkomissar Frank Huber ist ihr Leiter. Bei ihm laufen alle Informationen zusammen.
Frank Huber: "Eine Tat, die wir alle nicht begreifen, bis zum heutigen Tag. Denn die Tatmotivation ist nach wie vor im Dunkeln. Wir wissen nicht, warum diese Tat begangen wurde."
Vergeblich suchte die Polizei nach möglichen Zeugen. Auch der schwerstverletzte Polizist, der schließlich gerettet werden konnte, kann sich nicht mehr an den Tathergang und die Täter erinnern. Erste Hinweise lieferten die sorgfältige Sicherung von Spuren am Tatort und die anschließende Untersuchung einer DNA-Spur eines Täters beim Landes-Kriminalamt, dem LKA Suttgart.
Frank Huber: "Wir waren natürlich wie elektrisiert bei der Sonderkommission und dachten: Jetzt haben wir den Durchbruch und vielleicht den Täter. Aber es ist offensichtlich anders gewesen. Das ist eine DNA-Spur, die zwischenzeitlich bei insgesamt 33 Taten aufgetaucht ist und wir vom Spurenleger kein scharfes Profil haben."
Diebstähle, Einbrüche und Gewalttaten. Immer wieder stießen die Ermittler auf die gleiche DNA-Spur. Auch nach dem Polizistenmord von Heilbronn tauchte die gleiche DNA immer wieder auf. Aber keinerlei Hinweise auf die Person, die diese Spur hinterlässt.
Frank Huber: "Wir haben eine DNA-Spur, von deren Person wir kein scharfes Profil erstellen können. Wir wissen, dass die Person sehr mobil ist, vor allem im Süden und Südwesten Deutschlands und auch in Österreich. Und wir gehen davon aus, dass sie stärkere Bezugspunkte aufweist, dort wo man ihre Spur öfters festgestellt hat, nämlich hauptsächlich in den Regionen Heilbronn und Ludwigsburg und im Saarland, wo sie ja zuletzt bei dem schweren Raubüberfall auf eine Wirtin eines Angelsportvereins festgestellt werden konnte."
Mehr als 3500 Hinweise und Spuren hat die Sonderkommission "Parkplatz" bislang gesammelt und ausgewertet. 500 davon sind immer noch in Bearbeitung. Aber keinerlei Hinweis auf die spurenlegende Person: Wer ist sie? Wie sieht sie aus?
Die Presse spricht vom "DNA-Phantom oder auch von der "Frau ohne Gesicht." Denn eine Information gab die DNA preis: das Geschlecht.
Frank Huber: "Die Wissenschaftler sind ja einig und man hat mehrere Untersuchungen durchgeführt: Es handelt sich zweifelsfrei um eine weibliche DNA-Spur."
In Deutschland dürfen DNA-Spuren nur zur Identifikation und zur Bestimmung des Geschlechts verwendet werden. Im Prinzip können die Erbmoleküle aus dem Blut oder dem Speichel aber noch viel mehr verraten. Auch Informationen über Aussehen oder die familiäre Abstammung lassen sich in solchen Spuren lesen.
Die Medizinische Fakultät der Erasmus-Universität. Hier forscht die Abteilung für Forensische Molekularbiologie unter der Leitung des deutschen Molekulargenetikers Manfred Kayser.
Manfred Kayser: "Wir machen überhaupt keine Routine hier. Das ist ein reines Forschungslabor. Wir beschäftigen uns hier mit den Dingen, die möglicherweise in der Zukunft in den normalen forensischen Labors angewendet werden."
Manfred Kayser hat vom Niederländischen Forensischen Institut, das dem Justizministerium untersteht, den Auftrag bekommen, konkrete Informationen aus DNA-Proben herauszulesen, die für die Kriminalpolizei von Nutzen sein könnten.
Manfred Kayser: "Dazu muss man sagen, dass das so eine Art Quantensprung in der Nutzung von DNA ist, weil man quasi über DNA als Identifizierungsmittel hinausgeht. Man nimmt DNA nicht als Identifizierungsmittel, sondern als investigatives Mittel, so wie man auch viele andere Informationsquellen innerhalb der Ermittlungsarbeit benutzt. Insofern muss man auch diese Art von neuen DNA-Markern begreifen. Die werden nicht dazu benutzt jemanden zu identifizieren oder jemanden lapide gesagt hinter Gitter zu bringen, sondern die werden nur dazu genutzt, innerhalb der Ermittlungsarbeit möglicherweise hilfreich zu sein."
Die Idee dabei ist, in Fällen ohne bekannte Verdächtigte, die Zahl möglicher Tatbeteiligter einzugrenzen.
Manfred Kayser: "Man kann vieles herausbekommen. Die Frage ist: Was dürfen Sie herausbekommen? Insofern hat man hier bei der Gesetzgebung gesagt: Alles, was äußerlich sichtbar ist, ist nicht privat, und das ist meiner Meinung nach auch so: Wenn ich meine Gesichtsmerkmale auf der Straße vor mir hertrage, dann sieht die jeder, der mich sieht."
Die Genetik einer Gesichtsform ist allerdings zu kompliziert, deshalb haben sich die Forscher um Manfred Kayser bisher einfachere Ziele gesetzt, wie zum Beispiel die Augenfarbe. Nachdem sie tausende von Proben mit über hunderttausend genetischen Markern untersucht hatten, fanden die Forscher aus Rotterdam einzelne Stellen im Erbgut, die für blaue beziehungsweise braune Augen verantwortlich sind. Inzwischen können sie blaue Augen mit einer hohen Sicherheit bestimmen. Bei braunen Augen ist es schon schwieriger.
Auch die Haarfarbe würden Manfred Kayser und sein Team gerne aus dem Genmaterial eines Spurenlegers ermitteln. Das gelingt bisher allerdings nur dann relativ sicher, wenn die Haarfarbe rot ist.
Manfred Kayser: "Was rote Haarfarbe angeht, kennt man ein Gen. Wenn eine Mutation in einem bestimmten Gen vorhanden ist, dann hat das zur Folge, dass die Haarfarbe meistbietend rot ist, und das hat damit zu tun, dass eines der beiden Pigmente dann besonders stark ausgebildet wird."
Mit anderen Haarfarben haben die Genetiker mehr Probleme. Das Zusammenspiel verschiedener Erbanlagen, die sich zu unterschiedlichen Brauntönen ergänzen können, ist kaum zu durchschauen.
Auch über die Herkunft eines Spurenlegers lassen sich nur grobe Aussagen aus den Erbmolekülen ablesen. Zum Beispiel: der Spurenleger stammt aus Nordwesteuropa oder Südosteuropa. Genauer geht es nicht. Die Ungenauigkeit der Methode ist ein Problem, ein anderes die Missbrauchsmöglichkeiten.
Alexander Dix: "Also die DNA-Analyse erlaubt einen Blick in die menschliche Zukunft und ist sehr viel mächtiger als Informationswerkzeug als der normale Fingerabdruck. Deshalb gibt es für die DNA-Analyse auch strengere Regeln."
Alexander Dix, Berliner Beauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit, wendet sich gegen Fahndungsmethoden wie Manfred Kayser sie erforscht.
Alexander Dix: "Man schließt damit gewissermaßen den gesamten Bauplan der menschlichen Zelle auf und könnte mit den heutigen Mitteln auch Erkenntnisse über gegenwärtige Krankheiten oder Krankheitswahrscheinlichkeiten erfahren, die in 20 oder 30 Jahren zu sehr schwerwiegenden Konsequenzen, eventuell sogar zum Tod, führen könnten."
Ein Haar auf einer Jacke, etwas Speichel an einer Zigarette oder ein Tropfen Blut am Tatort genügen, um die genetischen Eigenschaften eines Menschen mit relativ einfachen Methoden für alle sichtbar zu machen. Krankheiten oder Gesundheitsrisiken, die eindeutig zur Privatsphäre gehören, lassen sich aus den persönlichen Erbmolekülen ablesen.
Alexander Dix: "Wenn man der Polizei diesen Blick in die Zukunft des einzelnen Verdächtigen, auch in seine gesundheitliche Entwicklung, erlauben würde, dann würden wir eine Büchse der Pandora gewissermaßen öffnen, was ich für sehr riskant hielte. Es gibt Begehrlichkeiten für solche Daten und deshalb sollte der Staat sich darauf beschränken, allein die DNA-Analyse zu Zwecken der Identifizierung auch in Zukunft zu nutzen."
Äußere Merkmale sind doch kein persönliches Geheimnis, argumentiert man in den Niederlanden. Neue genetische Methoden könnten helfen, Fälle aufzuklären, die sich bisher nicht aufklären ließen, wie den Polizistenmord von Heilbronn.
Frank Huber muss bei der Suche nach der Polizistenmörderin von Heilbronn weiterhin ohne die Methoden aus Rotterdam auskommen.
Frank Huber: "Jede Information über diese gesuchte Person wäre natürlich interessant für uns. Die Frage ist: Was bringt es uns, wenn wir wissen, dass sie beispielsweise blaue Augen oder blonde Haare hat? Das kann man verändern, insofern ist der Ansatz recht begrenzt. Maßgeblich ist für uns, dass in Deutschland das Recht eben nur zulässt, dass wir die DNA-Spur nur nach dem Geschlecht untersuchen. Mehr ist für uns in Deutschland nicht möglich und ich denke, das müssen wir akzeptieren und wir können auch ganz gut damit leben."
Seit beinahe zwei Jahren sucht Frank Huber mittlerweile nach der Polizistenmörderin von Heilbronn. Schritt für Schritt setzt er das Puzzle zusammen. Die DNA der "Frau ohne Gesicht" spielt weiterhin bei seinen Ermittlungen eine wichtige Rolle.
Frank Huber: "Wir haben eine DNA-Spur, ein Faustpfand sozusagen, mit individuellen Zuordnungsmöglichkeiten und ich bin überzeugt davon, dass wir früher oder später - das ist eine Frage der Zeit - die Spurenlegende Person identifizieren und entsprechend verurteilen können."