Verpressen kann man vergessen

Von Axel Flemming · 06.01.2010
Viel Aufregung in Brandenburg um CCS. CCS - das heißt carbon capture and storage. Von dieser CO2-Speicherung erhofft sich die Stromindustrie, dass sie ihre alten Braunkohlekraftwerke noch recht lange weiter betreiben kann.
Alle Handlungsstränge laufen in Brandenburg zusammen: Das Abscheiden des Kohlendioxid wird in einem Versuchskraftwerk in Schwarze Pumpe erprobt, das Speichern unter der Erde bei Ketzin. Allerdings plant der Energiekonzern Vattenfall schon konkreter, um einen unterirdischen Standort für einen CO2-Speicher zu erkunden.

Anfang November hat das Landesbergamt die Erkundung für einen CO2-Speicher in der Region Beeskow genehmigt. Für eine zweite Erkundung im Oderbruch bei Neutrebbin rechnen die Betroffenen mit dem Bescheid Anfang des Jahres 2010. Bürgerinitiativen kanalisieren die Angst der Bürger vor undichten unterirdischen Speichern. Und Wissenschaftler glauben, dass die Technik sowieso nicht realisiert wird, weil sie zu teuer ist.

Rita Rothe ist 81 Jahre alt. ‚Irgendwie muss man was tun’, sagt sie und engagiert sich in der Bürgerinitiative "Contra CO2 Endlager" Die hat nach eigenen Angaben 40.000 Unterschriften gegen CCS gesammelt.

"Das T-Shirt liegt zu Hause: ‚Ich bin Versuchskaninchen’. Ja, als solches fühle ich mich."

Rothe wohnt in der ehemaligen Post von Neu-Trebbin. Dort im Oderbruch ist eines der unterirdischen Lager für Kohlendioxid geplant. Aber die Bürgerinitiative will juristisch gegen das Projekt vorgehen, um Erkundungsbohrungen zu verhindern. Sie protestiert auch gegen die Zerstörung der Landschaft durch weiteren Braunkohle-Abbau. Rothes Mann ist verstorben, sie hat das Haus für sich und die drei Katzen alleine.

"Ich habe eine Heimat verloren durch den Krieg in Schlesien. Das Oderbruch ist meine zweite Heimat geworden. Und die will ich mir nicht zerstören lassen. Ich habe Angst, was passiert, wenn das dort unten ist. Das ist noch nicht ausgereift. Und uns setzt man auf ne Bombe oder auf ne Mine."

Die Bürgerinitiative fordert die rot- rote Landesregierung auf, dem CSS-Gesetz im Bundesrat eine klare Absage zu erteilen. Der Sprecher der Bürgerinitiative Contra CO2-Endlager, Ulf Stumpe sagt, wenn das Landesbergamt die Erkundungsgenehmigung für Voruntersuchungen veröffentlicht, werden wir Klage einlegen.

Ulf Stumpe: "Was passiert, wenn wir hier Druck ausüben und in dieser Schicht bestehen Risse. Und die müssen nicht groß sein, die können 25 Zentimeter oder 10. Und dann kann sein, dass wir hier in Neu-Trebbin CO2 einlagern, und dezentral über diese enormen hydraulischen Kräfte – 200 bis 250 Bar Injektionsdruck – unterirdische Pipelines entstehen können. In entfernte Gebiete. Und ich möchte nicht sagen, wie weit. Das kann ich nicht absehen. Aber 30, 40 Kilometer dürfte kein Problem sein. Der Erkundungsbereich ist aber nur 10 Kilometer um Neu-Trebbin."

Das könnte unangenehm werden. Kohlendioxid ist schwerer als Luft und kann sich daher in Senken sammeln. Schon bei einer Konzentration von acht bis zehn Prozent in der Luft kann das Gas zum Tod führen. Die Bürgerinitiative fürchtet, mit den geplanten Probebohrungen versuchten das Potsdamer Wirtschaftsministerium und das Landesbergamt einen Sachzwang herzustellen, um später Kohlendioxid einlagern zu können. Denn es geht um Geld, viel Geld: Das von Vattenfall Europe für 2015 in Jänschwalde geplante Demonstrationskraftwerk, bei dem Kohlendioxid abgetrennt werden soll, wird von der EU-Kommission mit 180 Millionen Euro gefördert, als eines von sechs CCS-Projekten.

Der Konzern schätzt die Gesamtkosten auf 1,5 Milliarden. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) begrüßten die Entscheidung, Hans-Georg von der Marwitz, CDU-Bundestagsabgeordneter aus dem Oderbruch kritisiert dagegen die Fördermillionen für CCS aus Brüssel:

"Zum einen belasten wir gewaltige Räume. Jetzt nicht nur Neu-Trebbin, sondern langfristig ist ja ein Großteil der norddeutschen Platte gedacht. Für die Zukunft wird Geothermie in diesen Räumen nicht mehr möglich sein. Wir haben zu viele Unbekannte, die momentan keiner beantworten kann: Was passiert? Was passiert in diesen Salzwasser führenden Schichten? Wohin wird dieses Salzwasser gedrückt? Ist unser Grundwasser gefährdet? Ist an den Rändern die Dichtigkeit garantiert?"

Diese ungeklärten Fragen führten dazu, dass Landwirte im Oderbruch, 75 Betriebe, die zusammen mehr als 30.000 Hektar Fläche bewirtschaften, Vattenfall untersagt haben, ihre Agrarflächen zu betreten. CCS bedeutet für Öko-Landwirt von der Marwitz auch die Verlängerung der Kohleverstromung um weitere 50 Jahre mit unkalkulierbaren Folgen. Bei der Verpressung in den Untergrund entstünden enorme Kosten. Er fürchtet, wenn die Deponien voll sind, fange die Suche nach Alternativen von neuem an. Und für deren Sicherheit könne kein seriöser Wissenschaftler garantieren:

"Kohlendioxid ist in kleinen Dosen sicherlich nicht gefährlich, aber wenn das in diesen Größenordnungen wie hier geplant: zweieinhalb bis drei Millionen Tonnen im Jahr geschehen soll, dann wird unsere Region unweigerlich zur Deponie, zum Endlager. Und wenn ich dann auch noch mal die Effizienz sehe dieses das ist ja auch ein wertvoller Rohstoff. Kohle für die Zukunft. Und dennoch für diese Technologie müssen 30 bis 40 Prozent mehr Kohle gefördert werden, um tatsächlich die Abscheidung, den Transport und die Verpressung hinzubekommen. Also ich sehe in dieser Lösung momentan nichts Gutes. Insofern geht es nicht nur darum, den Standort Neu-Trebbin und Beeskow zu schützen, sondern ich halte momentan von dieser Technologie nichts."

Der Liedermacher Reinhard Rochlitz aus Sternebeck drückt es so aus:

"Schön wir sind so frei – versenken unser CO-2
wenn's auch später Unheil bringt – das ist doch nicht unser Ding.
Das Gesetz wird es nicht geben –
wer will schon auf Giftmüll leben?
Kämpft für neue Energien – Vattenfall soll Leine ziehn"

Wenn Vattenfall "Leine zieht", würde das allerdings den Verlust von etlichen Arbeitsplätzen bedeuten.

Reinhard Rochlitz: "Ja, sprechen wir jetzt über die Arbeitsplätze oder sprechen wir über die Giftmüllanlage? Wissense, man kann nicht alles mit Arbeitsplätzen erklären. Mit dem Schlagwort Arbeitsplätze kann man uns ja erschlagen. Kann man ja alles mit begründen. Also vorsichtig!"

Tuomo Hatakka, Vorsitzender des Vorstandes von Vattenfall Europe weiß um den Widerstand:

"Öffentliche Akzeptanz ist eine Herausforderung. Hier meine ich natürlich CO2-Speicherung. Das ist ein Thema, was wir sehr ernst nehmen und etwas, woran wir arbeiten müssen."

Im Sommer 2008 war es soweit - im brandenburgischen Schwarze Pumpe – das ist ein Ortsteil von Spremberg in der Lausitz - nahm Vattenfall die Pilotanlage seines Kraftwerks in Betrieb, nach eigenen Angaben das weltweit erste seiner Art. Denn das klimaschädliche Kohlendioxid, das bei der Verbrennung von Kohle entsteht, wird dort abgetrennt, jedenfalls das meiste, etwa 90 Prozent. Uwe Burchard:

Uwe Burchard: "Das ist technisch nicht anders zu realisieren. Auch vergleichbare Technologien wie die Kohlevergasung mit nachgeschaltetem Kraftwerksprozess oder auch die chemische Wäsche haben noch einen geringen Anteil der vom An- und Abfahren beziehungsweise irgendwelche Nebengase immer an die Atmosphäre entweichen. Aber wir sind der Meinung jetzt schon in dem ersten Schritt des großtechnischen Nachweises 90 Prozent zurückzuhalten, das ist schon ein gehöriger Schritt und hilft der ganzen Welt schon ein bisschen weiter."

Das aus dem Rauchgas abgetrennte CO2 wird dann verflüssigt und zunächst in zwei große Stahltanks auf dem Kraftwerksgelände gepumpt. Ob sich die Technik rechnet, ist allerdings fraglich. Der für den Verbrennungsprozess nötige Sauerstoff muss in einer Luftzerlegungsanlage gewonnen werden, die viel Energie benötigt, so dass der Wirkungsgrad des neu entwickelten Kohlekraftwerks sinkt, und zwar um etwa acht bis zehn Prozent. Das soll aber noch ausgeglichen werden.

Burchard: "Mit der weiteren Integrierung wird es eine Wirkungsgraderhöhung geben. Wir sehen noch an einigen einzelnen Komponenten wirkungsgradsteigernde Maßnahmen, sodass wir eigentlich vom heutigen Stand der Braunkohletechnik – wir sind in unserem Neubau-Kraftwerk in Boxberg kurz über 43 Prozent Wirkungsgrad – dass wir den noch weiter steigern können. Alleine bei der Kohletrocknung sind so um die fünf Prozent noch möglich, das ist leider der Preis des Umweltschutzes: der erhöhte Eigenenergiebedarf…"

Allerdings ist der CO2-Ausstoß bei Kraftwerken, die fossile Energieträger wie Kohle, Gas oder Öl verbrennen, weltweit ein Problem. Insofern könnte die Welt davon profitieren, wenn der Versuch in Brandenburg erfolgreich verläuft. Burchard empfiehlt:

Burchard: "Nicht nur immer auf die lokalen Probleme sich fokussieren. Man muss wirklich sagen: CO2 ist ein globales Problem, und wenn man weiter guckt, was macht China, was macht Indien? Die werden nach wie vor ihre Kohle benutzen, und haben doch heutzutage nur die Ausrede, es ist keine Technologie verfügbar. Und wenn wir vielleicht es schaffen den Vorreiter zu machen, vielleicht sogar in der Energieregion Brandenburg, dann könnten wir das Zeichen setzen: die Technologie ist vorhanden, dann muss man eventuell nur noch über das Geld sprechen, um das auch in China, Indien und wo auch immer einzusetzen."

Dem widerspricht Ulf Stumpe von der BI contra CO2-Endlager: Gerade die deutschen Kohlekraftwerke seien nicht auf dem neuesten Stand:

"Wenn wir CCS verwenden möchten, würden wir soviel Kohle benötigen, wie gar nicht auf der Welt zur Verfügung steht, wir fördern eine Technologie, für die der Rohstoff nicht zur Verfügung steht. Man darf auch nicht immer den schwarzen Peter Richtung China, Russland schieben, in China werden die modernsten Kraftwerke der Welt gebaut."

Ende Oktober 2009 hatte das Landesbergamt Brandenburg genehmigt, die unterirdische Verpressung von Kohlendioxid in der Region Birkholz-Beeskow zu erkunden. Die Erlaubnis wurde dem Energieerzeuger Vattenfall Europe erteilt, der Vorstandsvorsitzende:

"Der Ausgangspunkt ist gut, weil CO2 überhaupt kein gefährliches Gas ist. Die Speicherung ist überhaupt nicht gefährlich. Es gibt schon Erfahrung von CO2-Speicherung seit Jahrzehnten. Und diese Erfahrung ist positiv."

Aber schon gegen die Erkundung regt sich in der sonst so friedlichen Urlaubsgegend Widerstand, sichtbarer Widerstand: In Pfaffendorf baumelt eine Gasmarke unter einem Schild. Selbst gemalte Plakate verkünden: "CO2-Endlager nicht mit uns!" oder "frei atmen". In Groß Rietz haben Anwohner auf ein Schild geschrieben: "Erneuerbare Energien mit uns immer - CO2-Endlager unter uns niemals!" Ortschaften rund um Beeskow.

In der Stadt selbst hängt sogar am Rathaus ein Plakat: "Nein, Endlager sind keine Energielösung".

Fritz Taschenberger: "Es ist also kein Imagegewinn, es ist einfach ein Minus Richtung Standortfaktoren."

Beeskows Bürgermeister sitzt seit fast 20 Jahren im Beeskower Rathaus. Fritz Taschenberger sagt: "Wir wollen keine Versuchskaninchen sein."

"Es gibt seitens der Stadtverordneten eine klare Beschlussfassung. Position dazu: negativ. Wir lehnen das ab. Dann gibt es von den Bürgermeistern der Region und den Amtsdirektoren die gleiche Position und dann agiert hier noch eine Reihe von Privatpersonen. Es gibt eine Initiative. Das findet seine Ausdrucksweise dann in solchen Plakatierungen und verschiedene Aktionen."

Die Innenstadt ist saniert und der Tourismus in der strukturschwachen Region wurde angekurbelt. Aus Sicht vieler Einwohner gefährden die Vattenfall-Pläne diese Entwicklung. Noch geht es nur um eine Untersuchung. Das schadet unserem Image und lässt die Grundstücke wertlos werden, sagt der Bürgermeister, der wie der Ministerpräsident der SPD angehört:
Fritz Taschenberger:

"Ich bin froh, dass ich nicht Matthias Platzeck bin. Das ist sein Tisch. Ich kenn ja die Energiestrategie des Landes. Sie finden hier auch Plakate, da steht: CO2-Lager weder hier noch irgendwo auf der Welt. Das sehe ich nicht ganz so. Es ist sich eine Technologie, die positive Effekte hat. Nur wir sind jetzt gefragt, ob das Endlager unter Beeskow zustande kommt Und dazu sagen wir definitiv nein!"

Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus sind aber nicht alle Bürger so negativ eingestellt.

"Wat soll ick dazu sagen? Irgendwie müssen wir’s doch beseitigen können, dass es weitergeht. Wenn das sicher ist, wenn das erforscht ist… ich hab ja 40 Jahre im Kraftwerkswesen, da haben wir immer geforscht mit Koks und so weiter. Bloß was da oben rauskam –Tschüss, Fritze – was da oben rausging, war natürlich alles Mist, auf Deutsch gesagt, nicht?"

Kundin: "Ja ne Meinung zu: irgendwo muss dit Zeug hin. Aber jeder sagt: bei uns nicht. Dieset Uran wird ja auch irgendwo gelagert. Richtig? Ick sage, wir haben darüber nicht zu entscheiden. Und wenn die letztendlich entscheiden, dass es so ist, können wir eh nix gegen machen."

Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace oder der BUND sind da anderer Meinung. Sie werfen Vattenfall eine Feigenblatt-Politik vor. Das Kraftwerk mit CO2-Abscheidetechnik komme zu spät und sei zu teuer. Axel Kruschat, Landesgeschäftsführer des BUND:

"Das Mantra, dass wir die Braunkohle brauchen, nützt keinem, auch nicht den Beschäftigten in der Braunkohleindustrie. Die Rahmenbedingungen für die Braunkohleindustrie werden sich ändern, die Klimaschutzmaßnahmen, insbesondere der Emissionshandel wird die Wettbewerbsfähigkeit der Braunkohle verschlechtern. Das wird natürlich dazu führen, dass der Einspardruck auf die alten Anlagen sich verstärken wird."

Die Braunkohleabbaggerung und damit verbunden CCS empört nicht nur Umweltverbände, politisch trennt sie eigentlich die Koalitionspartner SPD und Linke. Allerdings wurde schon zu Beginn der Sondierungsverhandlungen bekannt, dass die Linke als Ergebnis die Energiestrategie 2020 der Vorgängerregierung mittragen wird. Und so steht es dann auch im Koalitionsvertrag. Ministerpräsident Matthias Platzeck:

"Wir haben zum Thema Braunkohle beschlossen, Braunkohlenutzung in Deutschland ist mindestens so lange erforderlich, bis der Energiestandort Deutschland seinen Energiebedarf sicher und zu international wettbewerbsfähigen Preisen aus erneuerbaren Energien decken kann."

Mit Kraft hauen die stählernen Klauen der beiden Bagger in den märkischen Sand. Sie baggern Berge aus Erde weg und die Ortsschilder der Lausitzer Dörfer Proschim, Atterwasch, Kerkwitz, Grabko und der Stadt Welzow. Bei der vorgesehenen Abbaggerung wären rund 900 Einwohner von einer Umsiedlung betroffen. Die Bagger sind geschmückt mit den Fahnen von SPD und Linkspartei. Die hatte einen Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2040 gefordert. Die Aktion wird von Campact organisiert und von den Landesverbänden des BUND, Naturschutzbund, Grüner Liga und Robin Wood sowie der Klima-Allianz unterstützt. NABU-Chef Tom Kirschey:

"Wir wollen insbesondere die Linkspartei daran erinnern, was sie vor der Wahl versprochen hat. Wir wollen gerne, dass über die Fragen der Energiepolitik noch einmal grundsätzlich nachgedacht wird, dass insbesondere über die Frage der Koppelung an CCS und der Frage, wie die Speicherräume für Kohlendioxid künftig in Brandenburg festgelegt werden, auch noch mal vertieft nachgedacht wird."

Ob und wie das S von CCS, also die Speicherung, funktioniert, wird derzeit in Ketzin erprobt.
CO2-Injektionsanlage Ketzin- Gelände unter Bergaufsicht steht an dem Zaun um das Areal, in dem das Kohlendioxid unter die Erde gepresst wird. Ein wissenschaftliches Projekt des GFZ, des Geoforschungszentrums Potsdam. Fabian Möller steht vor blitzblanken Metallrohren:

"Was Sie hier sehen, ist unsere Konditionierungsanlage. Wir haben hier zwei Tanks zu stehen, in denen das Kohlendioxid flüssig gelagert wird und verarbeiten hier am Tag ca. 70 Tonnen stabil. Das CO2 wird dann im flüssigen Zustand verdichtet auf den zur Injektion nötigen Druck. Und dann geht es durch einen Elektroverdampfer. Und dann geht es ins Injektionsloch."

Bis 800 Meter Tiefe wurde gebohrt. Die Versuche werden laufend ausgewertet. Bislang ist alles gut gegangen. Dr. Michael Kühn:

"Im tiefen Untergrund sind Salzkissen, die sich aufwölben, die Schichten darüber auch aufwölben. Und dann eben in der Lage sind, gasförmiges CO2, was in diese Wasser führenden Reservoire eingepresst wird, auch zurückzuhalten, denn die Dichte des Gases ist zwar sehr hoch, aber selbstverständlich geringer als die von Wasser. Das CO2 wird also aufsteigen. Das bedeutet, wir brauchen Deckschichten darüber, die das zurückhalten. Und es ist durch salztektonische Vorgänge in Norddeutschland dazu gekommen, dass wir solche Strukturen haben und finden."

Die einstige Oppositionsrolle der Linken in der Energiepolitik hat Bündnis 90/Die Grünen übernommen. Sabine Niels von der "Bürgerinitiative CO2-Endlager stoppen" sitzt jetzt als Abgeordnete im Landtag Brandenburg.

"Wir haben vom Geoforschungszentrum die Antwort auf unsere 20 Fragen bezüglich Ketzin bekommen. Und die Wissenschaftler haben eingestanden, dass es keine Parallelen in dem Sinne gibt, dass man Rückschlüsse auf die Formation in Beeskow ziehen kann."

Und auch der Hinweis auf eine Übergangs- oder Brückentechnologie kann sie nicht beruhigen:
"Also Übergangstechnik ist ein Reizwort für mich, und zwar auch diese Brückentechnologie, weil es ist ja überhaupt nicht gesagt, dass das CO2 wieder rausgeholt wird. Eine Brücke ist rückbaubar. Und das ist hier nicht gegeben."

Und Wissenschaftler glauben, dass die Technik sowieso nicht realisiert wird, weil sie zu teuer ist. Rolf Kreibich, Professor am Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung, nennt CCS Gigantomanie:

"Wir haben den Durchbruch der erneuerbaren Energien erreicht. Wir hatten noch 2005 einen Anteil an der Stromerzeugung durch regenerative Energien von 4,6 Prozent. Und niemand, selbst wir größten Optimisten hätten geglaubt, dass innerhalb von vier Jahren der Stromanteil auf 15,6 Prozent ansteigt. Wenn wir dies Geld, was in diese CCS-Technologie verfeuert werden soll, in die Entwicklung der Energieeffizienz, wenn man das konsequent betriebe, dann könnten wir bereits 2040 eine vollkommene Versorgung mit regenerativer Energie herstellen."